Jerry Cotton - 0529 - Im Golfclub spielt ein Satan mit
Begleitung von zwei Männern das Krankenhaus durch die Hintertür verlassen hatte und daß diese Frau die letzte Besucherin bei Donald Harper gewesen sein mußte.
Die Polizei ließ eine Großfahndung anlaufen.
***
Unbehelligt fuhr ich von Bowlwater in die City zurück. Trotzdem konnte ich ein unbehagliches Gefühl nicht loswerden. Phil hatte sich in eine Sache eingelassen, die uns wohl weiterbringen konnte, die aber auch so gefährlich war wie der Sprung in eine Schlangengrube.
Der einäugige Wirt schien bereits mißtrauisch zu sein. Und wenn die Gangster dahinterkamen, daß sich Phil unter falschem Namen eingeschlichen hatte, war sein Leben keinen Cent wert.
Was war das überhaupt für ein Mann, dessen Stelle Phil eingenommen hatte? Was würde geschehen, wenn er plötzlich in Bowlwater aufkreuzte?
Ich fuhr den Henry Hudson Parkway hinunter und dachte an das Rendezvouz, das ich mit dem Riesen in einer Bowery Kneipe ausgemacht hatte. Er würde kommen, das war sicher. Doch was sollte ich mit diesem Fleischkoloß anfangen?
Ich bog in die Lasalle Street ein und fuhr dann die Fifth Avenue hinunter. An der Ecke Lexington Avenue und 69. Straße East sah ich Captain Hywood. Er winkte mir zu.
Ich brachte den Wagen hinter der Ecke zum Stehen. »Hallo!« sagte ich. »Was gibt es Neues?«
»Ich habe hier auf Sie gewartet«, teilte er nur mit grimmiger Miene mit. »Donald Harper ist aus dem Krankenhaus verschwunden.«
»Entführt?«
»So sieht es aus.«
»Hat man Miß Gardener bereits verständigt?«
»Das ist es ja eben«, klärte Hywood mich lautstark auf. »Sie ist ebenfalls verschwunden, oder genauer gesagt, nicht erreichbar. Die Haushälterin wußte jedenfalls nichts über ihren derzeitigen Aufenthaltsort.«
»Steigen Sie ein«, sagte ich schnell, denn ich sah einen Mann die Straße entlangkommen, der mir sehr bekannt vorkam. Ich wollte ihm aber keinesfalls begegnen.
Auch Hywood hatte den Mann entdeckt. »Ist das nicht der komische Geschäftsführer aus dem Golfclub?«
»Genau, der Kokser im Stresemann. Ich möchte wissen, warum er in der Nähe des FBI-Distriktgebäudes herumstreicht.« Der Club-Geschäftsführer winkte plötzlich einem vorüberfahrenden Taxi und stieg ein.
Ich wartete, bis der Wagen angefahren war, und setzte mich dahinter.
Er machte es uns leicht. Die Fahrt dauerte nur knapp zehn Minuten bis zur 103. Straße East. Bei den George Washington Houses stieg er aus, zahlte und ging bis zum Haus 304.
Er verschwand im Eingang.
Wir warteten einen Augenblick. Dann verließ ich den Wagen, während Hywood sitzen blieb.
Das Haus 304 war ein sechsstöckiges Gebäude. Mehrere Firmen hatten darin ihre Zweigbüros.
Ich sah mir die Schilder sehr genau an, konnte aber zunächst keines entdecken, das mir bekannt oder verdächtig vorkam. Bis ich dann unten links in der Ecke ein altes, halbzerkratztes Emailleschild entdeckte: Vermittlungen aller Art, G. J. Price.
Wenn dieser Price derselbe war, an den ich dachte, kamen wir der Sache einen bedeutenden Schritt näher.
Schnell ging ich zu meinem Jaguar zurück.
»Ich glaube, ich habe einen alten Bekannten gefunden«, sagte ich zu Hywood. »Wir wollen warten, bis der Kokser zurückkommt. Sie verfolgen ihn in meinem Wagen und…«
»Achtung!« sagte Hywood plötzlich. »Er ist bereits wieder da.«
Zum Glück blickte der Geschäftsführer aus dem Golfclub in die entgegengesetzte Richtung. Ich drehte mich um und ging langsam die Straße hinunter.
Als ich mich vorsichtig umwandte, sah ich, wie der Kokser in ein Taxi einstieg. Beruhigt ging ich weiter. Captain Hywood würde den Kerl nicht aus dem Auge verlieren, dessen war ich absolut sicher.
Endlich verschwanden die beiden Wagen aus meinem Blickfeld. Ich setzte mich in Richtung Haus 304 in Bewegung.
Im Flur war es dunkel, trotzdem konnte ich ein schmales Richtungsschild erkennen, das in den ersten Halbstock wies.
Ich kam vor eine alte schwere Eichentür. Rechts baumelte der Strick einer altertümlichen Ziehglocke. Unter dem Namensschild war ein Zettel angebracht: BITTE KRÄFTIG ZIEHEN.
Ich befolgte den Rat, worauf im Innern der Wohnung lautes Glockengeläut ertönte.
Schlurfende Schritte näherten sich der Tür. Sie öffnete sich einen Spalt breit, und ein vertrocknetes Alt weibergesicht mit gierigen Augen musterte mich wie eine Ware. »Was wollen Sie?« kreischte die Alte mit hoher, verrostet klingender Stimme.
»Ich möchte Mr. Price sprechen. Es ist dringend.«
»Immer ist es dringend«, sprach sie
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