Jerry Cotton - 0533 - Die teuflische Blondine
unglücklich, denn der Getrofferie stand nicht wieder auf. Wie gesagt, ich erinnerte mich, daß ich diesen Mann hier in Jersey City gesehen hatte. Und zwar im Schaufenster eines Elektrowarengeschäfts. Nun, es war nicht schwierig, herauszufinden,' daß Morton hierhergekommen war, um mit einem neuen Namen ein neues Leben anzufangen. Und das brachte mich auf den richtigen Gedanken.«
»Sie haben ihn erpreßt«, sagte Sarah sofort.
»So ungefähr. Ich schlug ein paar Fliegen mit einer einzigen Klappe. Da war — nun, sagen wir, ein Bekannter von mir, der sich einbildete, ich gehörte ihm wie sein Taschentuch. Als Chef einer Einbrecherbande war er in Ordnung. Dann hatte er die Idee, eine Bank auszunehmen. Nicht übel, sagte ich. Aber ich sollte das Tonband in die Bank bringen und wieder herausholen, und dafür wollte er mir großzügig zwanzig Prozent der Beute überlassen. Das hätte ihm so passen können — ich sollte die Arbeit machen, und er wollte kassieren. Er wurde mir lästig. Johnny schlug ihm eine Tischlampe über den Kopf, als er im Badezimmer gerade eitel wie ein Pfau seine Schönheit bewunderte.«
»Er war mit einem Schlag weg«, grunzte Johnny Dieland.
Sarah fröstelte. Es wurde immer klarer, daß man diesen ungeschlachten Menschen kaum voll verantwortlich machen konnte. Im Körper dieses Affenmenschen saß offenbar auch nur das Gehirn eines Halbaffen.
»Ich putzte die Lampe, rief Mr. Morton an und ließ von ihm einen Defekt reparieren, den ich selbst hervorgerufen hatte. Danach befanden sich mehr als genug Fingerspuren von Mr. Morton an der Lampe. Was sollte er schon tun, der Gute? Er war wegen Totschlags vorbestraft, da lag eine Leiche, und daneben gab es die Mordwaffe, übersät mit seinen Fingerspuren. Ja, es heißt in diesem Falle Fingerspuren. Mr. Morton war selbst so liebenswürdig, mir das zu erklären.«
»Warum haben Sie ihn überhaupt hineingezogen?«
»Jemand mußte doch das 'Geld aus der Bank herausschaffen. Johnny konnte das nicht machen. Ihn erkennt gleich jeder wieder. Aber Mr. Morton war genau der richtige Mann dafür. Stellen Sie sich vor, wie das bei der Polizei aussehen wird. Morton ist wegen Totschlags vorbestraft. Hier hat er zwar ein ehrliches Geschäft anfangen wollen, aber dazu machte er Schulden, das Geschäft schlug nicht gerade wie eine Bombe ein, und da verlor er eben die Geduld. Er machte die Sache mit der Bank und verschwand. Die Polizei wird ihn noch in zehn Jahren vergeblich suchen. Genau wie Sie, meine Liebe! Man darf nicht zu neugierig sein. Selbst wenn es bei einem zum Job gehört.«
»Sie sind verrückt«, sagte Sarah überzeugt. »Sie sind total verrückt. Damit können Sie nicht durchkommen. Drei Morde! Lieber Himmel, das können Sie doch nicht im Ernst glauben, daß Sie damit durchkommen!«
Helen Dieland lächelte. Ihre Augen blickten überheblich.
»Seit acht Monaten plane und organisiere ich Einbrüche in die besteh Pelzgeschäfte im weiten Umkreis«, verkündigte sie. »Die Beute beträgt bis jetzt mehr als hundertsechzigtausend Dollar Verkaufswert. Und die Polizei hat noch nicht einmal eine Spur von uns!«
»Die Polizei hat Ihre Kreaturen heute mittag festgenommen«, sagte Sarah triumphierend. »Und zwar das FBI. Eigentlich kann es nur Stunden dauern, bis man auch auf Sie stößt.«
Zum ersten Male schien Helen Dieland irritiert zu sein. Sie stutzte, wandte sich an ihren Bruder und fragte: »Ist das wahr, Johnny?«
»Unsinn!« brummte der Mann. »Ich müßte es doch wissen.«
»In der Kneipe, in der Sie mich belästigt haben, habe ich auf die beiden FBI-Agenten gewartet, die die Aktion gegen die Einbrecherbande leiteten. Als Sie den Mercury stahlen, muß das FBI gerade zugeschlagen haben.«
»Sie bluffen!« rief Helen Dieland.
»Soll ich Ihnen die Einrichtung des Lagerhauses beschreiben?« fragte Sarah kalt. »Ich war nämlich selbst schon drin. Ein Vogel aus der Bowery hatte es mir gezwitschert, wo all die schönen Pelze zu finden seien, für die meine Versicherungsgesellschaft Ersatz leisten mußte.«
»Ich glaube Ihnen nicht«, sagte Helen Dieland heiser.
»Rufen Sie an«, sagte Sarah. »Sie werden doch irgendwen drüben in Manhattan haben, der von der Geschichte gehört haben müßte. Es war eine große Polizeiaktion, denn die Bande wollte sich um zwölf treffen und sollte bei der Gelegenheit schlagartig ausgehoben werden. So etwas spricht sich doch in Windeseile in der Nachbarschaft herum. Vergewissern Sie sich doch, daß ich die Wahrheit
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