Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0533 - Die teuflische Blondine

Jerry Cotton - 0533 - Die teuflische Blondine

Titel: Jerry Cotton - 0533 - Die teuflische Blondine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
hob den Fuß. Viermal mußte ich mit aller Kraft zutreten, bevor die Tür endlich aufsprang.
    Wie in den meisten amerikanischen Häusern gelangte man unverzüglich ins Wohnzimmer. Für den Bruchteil einer Sekunde verharrte ich, um mir einen Überblick zu verschaffen.
    An der hinteren Wand, dicht neben einem breiten Fenster und einer geschlossenen Verandatür, lag Sarah Conroy in einer, unnatürlich verkrümmten Haltung.
    Ganz links rangen zwei Männer miteinander. Einer trug einen graublauen Berufskittel. Der andere war der Orang-Utan aus der kleinen Kneipe im südlichen Manhattan. Über ihren Köpfen war ein Loch in der Decke, und Mörtelstaub umschwebte noch die beiden Gestalten.
    Mit ein paar Schritten war ich neben Sarah. Ich bückte mich und schob behutsam meine Hand unter ihren Kopf. Ihre schönen großen Augen blickten starr. Ihr knallrotes Kostüm hatte genau in der Höhe ihres Herzens ein winziges, schwarz gerändertes Loch, aus dem etwas Dunkles, Glänzendes heraussickerte.
    Ich zog sehr behutsam meine Hand unter ihrem Kopfe hervor. Dann stand ich auf und drehte mich um. Wie durch einen Schleier hindurch sah ich Lieutenant Holden. Er holte gerade aus und schlug dem Orang-Utan seinen Revolverlauf mit aller Wucht auf den Oberarm.
    Jemand hämmerte von draußen gegen die Verandatür. Ich erkannte Phils gegen die Scheibe gepreßtes Gesicht und ging hin, um die Tür aufzuriegeln. Er kam herein, gefolgt von Lieutenant Easton und Sergeant Schulz. Wie erstarrt blieben sie stehen: neben dem Leichnam von Sarah Conroy, Rechts gab es einen Vorhang. Ich schob ihn mit der linken Hand zur Seite. Ein kleiner Vorraum öffnete sich vor mir. In einer Schrankwand zeigte mir ein riesiger Spiegel meine Gestalt. Ich ging an ihm vorbei auf die offenstehende Tür zu.
    Helen Dieland riß eine Schmuckkassette aus dem Wandtresor in ihrem Schlafzimmer. Eine fremde. Stimme sagte laut und rauh: »Geben Sie’s endlich auf.«
    Außer mir und der Frau war niemand im Schlafzimmer, und folglich muß es wohl meine Stimme gewesen sein. Ich ging um das luxuriöse Bett herum. Helen Dieland war bei meiner Aufforderung zusammengefahren, als hätte sie jemand mit einer Peitsche geschlagen. Sie fuhr herum. Auf dem Bett lag ein Tonbandgerät. Daneben stand eine große, weit geöffnete Handtasche. Sie war fast bis an den Rand mit Geld vollgestopft.
    »Ich bin Special Agent Jerry Cotton vom Federal Bureau of Investigation«, sagte ich heiser. »Kraft meines Amtes nehme ich Sie fest wegen Mordes, begangen an Sarah Conroy. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß alles, was Sie von jetzt an tun oder sagen, gegen Sie verwendet werden kann.«
    Ihre Augen waren ein tiefer See, in dem es keinen Grund gab. Ich begriff nicht, wie jemals jemand dieses Gesicht hatte attraktiv nennen können. Es war die verzerrte Larve einer Mörderin, einer seelenlosen Frau, die kaltblütiger als mancher Gangster Verbrechen geplant, organisiert und ausgeführt hatte.
    Ich war noch vier Schritt von ihr entfernt, als sie sich vorwarf und in die geöffnete Handtasche griff. Ich tat die vier Schritte so schnell, wie es notwendig war. Trotzdem war es ihr gelungen, die kleine Pistole zu packen. In mir war alles wie gefroren. Ich streckte die linke Hand aus und packte ihr Handgelenk.
    Sie stöhnte. Ich ließ sie nicht los. Ich zog sie neben mir her bis hinaus ins Wohnzimmer. Totenstille herrschte. Ich zog sie bis an die Stelle, wo Sarah lag. Ich spürte, wie ein Zittern durch meinen Körper lief. Plötzlich stand Phil neben mir.
    »Jerry«, sagte er.
    Weiter nichts.
    Da wich der rote Nebel aus meinem Hirn. Ich ließ sie los. Ich bin ein G-man. Kein Richter. Und schon gar kein Henker.
    ***
    Gestern haben wir Sarah beerdigt.
    Der Polizeipräsident von New York hatte verfügt, daß sie beigesetzt würde, als sei sie im Augenblick ihres Todes noch immer Polizistin gewesen. Und so lag unsere Kollegin in ihrer alten Uniform im Sarg, und ihr altes Dienstabzeichen wurde auf einem dunkelblauen Samtkissen dem Sarge vorangetragen. Auf dem Wege von der Kapelle zur Ruhestätte standen die Männer und Frauen, die man hier in New York »die Feinsten« nennt: die dunkelbau uniformierten Cops von New York City.
    In ihrer und in unserer Erinnerung wird es eine Sarah Conroy geben, solange wir leben.
    ENDE

Weitere Kostenlose Bücher