Jerry Cotton - 0534 - Ich hetzte die Stewardessen-Moerder
ja.«
Sie Schien erleichtert und gewann ihre Fröhlichkeit zurück. »Sehen Sie irgendwo meine Uniform, G-man?«
Rock, Bluse und Jacke hingen über einem Stuhl. Alles war mit Blutspritzern befleckt. Der linke Ärmel war bis zur Schulter aufgeschlitzt. Offenbar hatten die Ärzte den Ärmel zerschnitten, um Graces Arm ohne Gefahr behandeln zu können.
»Sie finden den Schlüssel zu meinem Apartment in der linken Innentasche.« Ich fischte den Schlüssel heraus. »Was soll ich damit?«
»Fahren Sie in meine Wohnung und holen Sie mir ein Kleid. Ich will nicht in das zerfetzte Zeug steigen.«
»Wie können Sie einen fremden Mann in Ihre Wohnung schicken?«
»Ein G-man ist der Inbegriff der Zuverlässigkeit, denke ich. Warum soll ich Sie also nicht schicken? Passen Sie auf! Wenn Sie den Kleiderschrank öffnen, finden Sie…« Sie setzte mir haargenau auseinander, welches Kleid ich ihr holen sollte, und sie ließ mir keine Chance zu einem Protest. Ich begegnete dem Arzt, der Grace behandelt hatte, auf dem Flur. Ich legte ihm im Vorbeigehen eine Hand auf die Schulter. »Um diese Patientin brauchen Sie sich bestimmt keine Sorgen zu machen, Doc«, sagte ich.
Grace Biggarts Apartment unterschied sich nicht von anderen Ein-Zimmer-Wohnungen dieser Klasse. Die Stewardeß hatte die Wand hinter der Couch mit einer Menge Starfötos geschmückt. Vom größten Foto lächelte George Nader in einer seiner Jerry-Cotton-Filmrollen. Offensichtlich unterhielt Grace schon länger gewisse Beziehungen zu meinem Image, von denen ich keine Ahnung hatte.
An der Tür zum Kleiderschrank hing in Plastik gehüllt eine komplette Uniformgarnitur der »Round-World«. Die Plastikhülle war mit Werbesätzen bedruckt. »Lee Wong reinigt und wäscht für Sie! Schnell! Sauber! Billig! Tel. Le 6-3442. Abholung und Zustellung.« Ich nahm die Uniform weg, legte sie über einen Stuhl und öffnete den Schrank. Ich fand das Kleid, das Grace mir beschrieben hatte, nahm es über den Arm und verließ die Wohnung. Im Krankenzimmer saß Robert Byron neben Graces Bett. Zur Begrüßung zog er nur knapp die Oberlippe von den Zähnen. »Hallo, G-man«, sagte er. »Ich sehe, daß auch die Anwesenheit des FBI nicht verhindern kann, daß eine Stewardeß einem Verkehrsunfall zum Opfer fällt.«
»Echte Verkehrsunfälle fallen nicht in unser Ressort. Wir sind ja keine Verkehrspolizei. Wir fühlen uns aber für gestellte Unfälle zuständig.«
Er tätschelte die Hand des Mädchens. »Auf jeden- Fall bin ich glücklich, Sie leidlich gesund zu sehen.«
»Wer hat Sie über den Unfall informiert?«
»Keine Ahnung! Irgendwer rief an. Ich nehme an, daß es ein Angestellter des Krankenhauses war. Ich fuhr sofort los. Die Direktion wünscht, daß ich mich gerade dann um die Mädchen kümmere, wenn sie sich in Schwierigkeiten befinden.«
Grace versuchte, ihren Chef loszuwerden. »Ich finde es reizend, Mr. Byron, daß Sie sich selbst bemühen. Sie sehen, ich habe nur einige Kratzer abbekommen. Es ist ganz überflüssig, daß Sie mir noch länger Ihre kostbare Zeit opfern.«
»Selbstverständlich beurlauben wir Sie«, sagte er. »Melden Sie sich in meinem Büro, wenn Sie sich wieder okay fühlen.« Er stand auf, sah sich im Zimmer um und fragte: »Übrigens, was passierte mit Ihrer Uniforjn?«
»Nicht mehr zu verwenden, wie Sie sehen!«
»Sie müssen sie trotzdem zurückgeben. Die Uniform ist Eigentum der ,Round-World‘, und man würde Sie mit den Kosten belasten.« Er blickte unschlüssig auf die Kleidungsstücke. »Ich kann Ihnen die Arbeit abnehmen, falls sich irgendwo ein Bogen Papier findet, in den man das Zeug einschlagen kann.« Grace lachte. »Unmöglich, Mr. Byron! Ihr Angebot kann ich nicht annehmen. Die Clerks und Stenotypistinnen würden den Respekt vor Ihnen verlieren, wenn Sie mit einer Stewardessen-Uniform über dem Arm ins Büro kämen.« Byron winkte hastig ab. »Schon gut! Ich wollte Ihnen behilflich sein. Gute Besserung, Miß Biggart. Ich hoffe, bald von Ihnen zu hören.« Er nickte mir zu und verließ das Krankenzimmer. Grace lachte mich an. »Scheren auch Sie sich ’raus, G-man! Ich will mich anziehen.« Manche Mädchen sehen selbst dann noch reizvoll aus, wenn sie gerade eine Partie Rugby gespielt haben. Grace gehörte zu diesem Typ. Weder das Pflaster auf der Nase noch die Jodtupfer konnten sie entstellen. Den lädierten und verbundenen Arm trug sie in einer schmalen Schlinge. Eine Krankenschwester trug ihr ein verschnürtes Paket nach und reichte es
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