Jerry Cotton - 0538 - Duell im Schlangensumpf 2 of 3
Fleisch genommen hätte. Außerdem hat ihr der tiefe Schlaf bestimmt gutgetan.«
»War was los während der Nacht?«
»Nichts. Bowl wollte nur seine Ruhe haben, und Myer hat sich seine Waffe zurückgeholt.«
Ich nahm eine saubere Tasse aus dem Schrank und schenkte mir aus der großen Kaffeekanne ein. Schon der erste Schluck belebte mich. Ich trank noch eine zweite Tasse.
Dawson sah mich abwartend an. Ich beschloß, endlich reinen Tisch zu machen.
»Auf welcher Bank«, fragte ich mit harmlosem Gesicht, »haben Sie eigentlich Ihr dickes Konto?«
»Was für ein Konto? Ich schleppe mein Geld nicht zur Kasse.«
»Heißt das, Sie haben Ihren Ganovenlohn im Garten vergraben?«
»Natürlich nicht.« Er stutzte. »Warum sagen Sie Ganovenlohn?«
Ich wischte die Frage mit einer Handbewegung weg. »Also, wo steckt Ihr Geld?«
»In einem Safe natürlich. In einem gemieteten Safe einer Bank.«
»Dawson«, sagte ich, wobei ich ihm fest in die Augen starrte, »das Geld in Ihrem Safe ist nicht mal die Safemiete wert.«
»Was soll das heißen?«
»Ja, da gucken Sie dumm aus der Wäsche. Aber es ist die Wahrheit. Ich habe mir gestern jeden Schein angesehen, den Sie von Bowl bekommen haben. Es sind alles Blüten und obendrein schlecht gemachte. Sobald sie versuchen, das Falschgeld unter die Leute zu bringen, sind Sie dran. Mag sein, daß nicht der erste beste Zigarettenverkäufer, Zeitschriftenhändler oder Drugstore-Keeper darauf achtet. Aber spätestens, wenn Sie eine größere Summe losschlagen, wird man Sie schnappen.«
Dawsons Gesicht hatte sich grau gefärbt. Seine blutleeren Lippen zuckten ein paarmal, bevor er mühsam die Worte formte. »Das ist nicht wahr.«
»Natürlich ist es wahr. Und es leuchtet Ihnen sogar ein. Sie haben selbst gesagt, daß Sie für die schon erhaltenen 16 000 Dollar kaum etwas zu leisten brauchten. Und das bei einem Mann wie Bowl. Mensch, Dawson. Ich könnte mich totlachen, wenn das Ganze nicht so traurig wäre.«
»Dieser Lump«, murmelte er leise, »dieser verdammte Lump!« Nervös zerrte Dawson das Geldbündel aus der Tasche. Er stierte die Scheine an, als halte er die Scherben seines verpfuschten Lebens in den Händen.
»Dieser Lump«, zischte er noch einmal. »Ich bringe ihn um.« Er schleuderte das Geld zu Boden und sprang auf.
»Langsam!« Ich stieß ihm so hart den Stuhl in die Kniekehlen, daß er schwer auf die Sitzfläche plumpste. »Wenn Sie jetzt hinrennen und ihn herausfordern, ist das Selbstmord. Ich mache Ihnen einen besseren Vorschlag.«
Schweißtropfen hingen wie dicke Perlen an Dawsons Haut. Sie zitterten, so wie der ganze Mensch zitterte. Dawsons Nerven waren nicht sonderlich strapazierfähig. Ich wunderte mich, daß er sich auf diesen harten Job überhaupt eingelassen hatte.
»Unsere Reise«, murmelte er, »unsere Reise nach Europa. Viv hat sich so darauf gefreut. Die Plätze sind gebucht. Und jetzt… Wovon soll ich die Reise bezahlen… Oh, dieser Hund!«
»Sie sind reichlich naiv«, stellte ich fest. »Haben Sie tatsächlich erwartet, daß ein Kerl wie Bowl Sie in Geld schwimmen läßt — für nichts.«
»Was soll ich tun?«
»Wo ist Claar?«
Dawsons Blick leuchtete auf. »Verstehe. Sie sind noch immer Ellwangers Mann, Cain.« Er wurde eifrig. »Wenn ich Ihnen helfe, Claar wegzuschaffen, wenn wir ihn zu Ihrem Chef bringen — können Sie sich verbürgen, daß er mir eine anständige Summe zahlt?«
»Das kann ich nicht.«
»Dann scheren Sie sich zum Teufel!« sagte er patzig, in seiner Stimmung jäh herumgerissen. »Hören Sie auf, mir die Laune zu verderben. Das Geld — das schwöre ich Ihnen — werde ich unter die Leute bringen. Und zwar so, daß niemand merkt, was er sich einhandelt.«
»Dann würde ich es zuerst bei Bowl versuchen. Fragen Sie ihn, ob er wechseln kann.«
Dawson sah mich giftig an. »Und wenn ich«, sagte er lauernd, »dem Chef erzähle, daß Sie sich für Claar interessieren?«
Ich lachte. »Das ist sogar meine Pflicht, Sie Idiot. Oder glauben Sie, Bowl setzt mich auf die Gehaltsliste, damit ich Däumchen drehe. Im übrigen: Wenn Sie mir in den Rücken fallen, könnte es Ärger für Sie geben. Ärger mit mir.«
Ich setzte die leere Kaffeetasse so hart auf den Tisch auf, daß ein breiter Sprung durch das Porzellan lief. Dann drehte ich mich um und ging hinaus.
Die Hitze war so angenehm wie eine unverhoffte Ohrfeige. Für einen Moment kreiselten die Bilder vor meinen Augen. Ich kniff die Lider zusammen und stützte mich an die
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