Jerry Cotton - 0538 - Duell im Schlangensumpf 2 of 3
Gesichtsausdruck verrieten nichts, und die Bewegungen waren die eines Greises.
Bowls Augen belauerten mich.
»Nun, gefällt’s Ihnen, Cain?«
»Es ist ein bißchen gefährlich, hier zu leben — nehme ich an.«
»Durchaus nicht, wenn man sich von den Schlangen fernhält.«
»Waren Sie schon öfters hier?«
»Immer dann, wenn ich ein sicheres Versteck gebraucht habe. Die Sache mit Claar ist nicht mein erstes Unternehmen.«
»Das kann ich mir denken. Aber hier ist er doch gar nicht.«
»Nein, das ist er nicht.«
Ich bremste mich. Nicht zuviel Interesse zeigen, Jerry. Er könnte Verdacht schöpfen.
»Ist Ihnen dieses Nest nicht sicher genug. Bowl?«
»Doch. Aber Claar haben wir anderweitig untergebracht.« Bowls Gesicht wurde nachdenklich. »Vielleicht holen wir ihn trotzdem bald hierher.« Während er das sagte, waren seine Augen von den dicken Lidern verhangen. Ich spürte, daß er log. Aber ich wußte nicht, warum.
Bowl hob lauschend den Kopf. Auch ich hatte das entfernte Dröhnen vernommen. Es war ein Außenbordmotor. Wir bekamen Besuch.
Alle traten vor die Baracke — bis auf Myer, der so wirkte, als werde er sich während der nächsten Tage nicht von der Couch erheben.
Durch den Kanal zog ein schmaler Holzkahn heran, angetrieben von höchstens acht oder zehn PS, mit denen der kleine Außenbordmotor das Wasser quirlte. Zwischen zwei großen Kartons saß ein Mann. Auf die Entfernung konnte ich sein Gesicht nicht erkennen. Er trug ein helles Hemd und Leinenhosen und hatte borstiges blondes Haar.
»Das ist Dawson«, erklärte Bowl. »Einer von uns.«
»Über wieviel Leute verfügen Sie denn?«
»Jetzt ist die Mannschaft vollzählig.«
»Myer hat aber«, sagte ich, »vorhin von den Dawsons gesprochen. Es müssen also mindestens zwei sein.«
»Dawson ist verheiratet«, murmelte Bowl. »Aber mit seiner Frau — das ist so eine Sache.«
Ich beobachtete den Mann. Er legte an der gleichen Stelle an wie wir vorhin. Er hob die beiden Kartons über den Rand des Kahns und stellte sie an Land. Nachdem er sein Fahrzeug festgebunden hatte, winkte er zu uns herüber, schnappte dann einen der Kartons und kam mit erstaunlicher Geschwindigkeit über den Steg.
»Ihm gehört die Schlangenfarm«, erklärte Bowl.
Gespannt blickte ich dem Mann entgegen. Er war höchstens dreißig und hatte ein offenes, beinahe freundliches Gesicht. Was darin störend wirkte, waren die tiefen Falten um den dünnlippigen Mund und der matte Ausdruck in den Augen. Sie blickten traurig wie die eines Menschen, den nichts mehr trösten kann.
Als Dawson vom Steg auf den Boden vor der Baracke sprang, sah ich, daß der Karton mit Lebensmittelkonserven gefüllt war.
»Hallo, Dawson«, sagte der Anwalt. »Alles klar?«
»Alles klar.«
»Das hier ist Robby Cain. Er gehört zu uns. Sein Mädchen ebenfalls.«
Dawson betrachtete Penny ausführlicher als mich, aber das war kein Wunder. Trotz des verschwollenen Kinns sah Penny zum Anbeißen aus.
»Cain hat Carter Myer zusammengeschlagen«, berichtete Bowl. »Er wollte sich an dem Mädchen vergreifen.«
Dawson lächelte jetzt. Er hatte dunkelblaue warme Augen. »Das geschieht dem Burschen recht.«
Dann nahm er den Karton und trug ihn in den Raum, der mit zwei Spirituskochern und einigen Töpfen provisorisch als Küche eingerichtet war.
Die Vorräte könnten bedeuten, daß sich Bowls Mannschaft auf einen längeren Aufenthalt in dieser ungastlichen Gegend vorbereitete.
Nachdem Dawson auch den zweiten Karton herübergeschafft hatte, wurde er von Bowl beiseite gezogen. Sie flüsterten. Dawson nickte ein paar Mal. Ich hätte gern gewußt, worum es ging.
Sobald sich die Gelegenheit bot, wollte ich mich mit Dawson unterhalten. Er machte keinen schlechten Eindruck. Irgend etwas, das spürte ich, schleppte er mit sich herum. Vielleicht etwa' das ihn soweit gebracht hatte, mit Leuten wie Bowl gemeinsame Sache zu machen. Vielleicht, sagte ich mir, kann ich durch Dawson erfahren, wo Claar versteckt ist.
***
Der Rest des Tages schlich quälend langsam vorbei.
Bowl und Jane hatten es sich in dem komfortablen Raum ganz hinten in der Baracke bequem gemacht. Ich strich einige Male an der geöffneten Tür vorbei. Die beiden lagen auf den übereinanderstehenden Feldbetten; Bowl rauchtc und wühlte sich durch einen Stapel Zeitungen; die Frau hatte einen Eimer neben ihr Parterrebett gestellt. Über den Rand ragte der im Wasser schwebende Hals einer Ginflasche. Von Stunde zu Stunde wurde mehr von dem Hals
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