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Jerry Cotton - 0539 - Die Tochter des Spions 3 of 3

Jerry Cotton - 0539 - Die Tochter des Spions 3 of 3

Titel: Jerry Cotton - 0539 - Die Tochter des Spions 3 of 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gebäude ringsum rochen nach Armut und Verfall. Hoch über dem Hof spannten sich Wäscheleinen von Fenster zu Fenster. Was darauf hing und in einer sanften Nachmittagsbrise zappelte, war verschlissen und alt und morsch vom vielen Waschen. Langsam schob ich mich auf den Hof.
    Es gab zwei Türen, die in die rechts und links angrenzenden Häuser führten. Ich überlegte. Sollte ich der Frau folgen? Oder sollte ich abwarten, Verstärkung holen und erst dann feststellen, wer in den Häusern wohnte.
    Ich entschloß mich, sofort zu handeln. Das Risiko, andernfalls die Spur zu verlieren, war zu groß.
    Ich huschte über den Hof. Die linke Tür war von innen verriegelt. Als ich die rechte aufzog, kam mir die kühle Luft eines muffigen Treppenhauses entgegen. Ich trat ein. Vier oder fünf Stockwerke türmten sich über mir. Die Treppe führte wie eine breite Spirale hinauf. Jenseits der niedrigen Geländer gähnte ein Schacht, in dessen Nähe sich Kinder nur an der Hand ihrer Eltern bewegen sollten. Ich trat einen Schritt vor und blickte hinauf. Auf jeder Etage gab es ein Flurfenster, durch das zwar Licht hereinfiel, aber dem Treppenhaus nichts von seiner Düsternis nahm.
    Weit oben, offenbar im vierten Stock, klapperten Absätze. Ich sah eine Hand, die über das Geländer glitt. Ich verhielt mich still. Die Sonnenbrille hatte ich abgenommen.
    Nach drei oder vier Sekunden wurde oben eine Tür geöffnet. Dann hörte ich den schweren Schritt eines Mannes. Fast augenblicklich verstummte das Absatzgeklapper.
    »Hallo, Süße«, brummte eine Männerstimme. Es klang gequetscht und sehr betrunken.
    »Läßt du dich jetzt herab, ’nen Whisky mit mir zu trinken?« Nach dem letzten Wort stieß er glucksend auf.
    »Gehen Sie aus dem Weg«, fauchte Cherry Hillar.
    Er lachte. »Nicht so spröde. Wer hier halbnackt herumläuft, sollte sich nicht so zieren.«
    Ich hörte ein Rascheln und den schabenden Laut eines schnellen Handgemenges. Dann klatschte es mächtig. Sofort darauf fluchte der Mann: »Verdammtes Aas! Dir werde ich’s zeigen.«
    »Lassen Sie mich los«, keuchte die Frau. »Lassen Sie mich los, sonst schreie ich um Hilfe.«
    »Dann schmeiße ich dich übers Geländer, du…«
    Was dann kam, darauf achtete ich nicht mehr. Drei bis vier Stufen auf einmal nehmend, jagte ich die Treppe empor. Es war ein Sprint, der mich mächtig außer Atem brachte. Zum Glück hörte man mich nicht. Denn die Stufen waren aus Stein. Und meine Sandalen hatten weiche Sohlen.
    Oben ging das Handgemenge weiter. Ich hörte einen spitzen Schrei, dann ein Röcheln. Offenbar hielt der Kerl Cherry Hillar den Mund zu. Ihre Füße schleiften über den Boden. Wahrscheinlich versuchte er, die Frau in sein Zimmer zu zerren. Sekundenlang dachte ich daran, daß das Ganze eine Falle sein konnte.
    Vielleicht hatte man mich beobachtet, vielleicht wollten sie mich mit einem Trick hinauf locken. Vielleicht… Vielleicht auch nicht. Ich durfte mich nicht zurückhalten. Denn wenn die Szene echt war, konnte der Frau Schlimmes passieren.
    Jetzt war ich an der letzten Biegung. Vor mir lag der langgestreckte Flur der vierten Etage. Nach beiden Seiten führten Türen in Wohnungen oder Zimmer. Die erste Tür links war geöffnet. Ich sah gerade noch, wie Cherrys Beine verschwanden. Die Füße schleiften über den Boden. Die Frau versuchte, sich mit dem Fuß am Türrahmen festzuhaken. Aber es klappte nicht. Sie verlor dabei ihre hochhackige Sandale.
    Mit einem Satz war ich an der Tür. Ich sah in ein Zimmer. Es war unaufgeräumt. Auf Tisch, Stühlen und Sesseln ballte sich ein wüstes Durcheinander. Es stank schrecklich nach Fusel und Schweiß.
    Ein Kerl vom Format einer Eiche hatte Cherry von hinten gepackt. Eine schaufelblattgroße Pranke lag auf ihrem Gesicht und verschloß ihren Mund. Der freie Arm wand sich wie ein Schraubstock um ihren Oberkörper, preßte die Arme fest und machte die Frau völlig hilflos. Der Kerl ging rückwärts.
    Beide Gesichter waren mir zugewandt. Ich sah das Entsetzen in den Augen der Frau. Ich sah das gierige, dunkelrote feiste Gesicht des Mannes, sah das Glitzern in den kleinen wimpernlosen Schweinsaugen und den Schweiß auf der großporigen Haut.
    Es war keine Falle. Die Szene war echt.
    Ich marschierte in das Zimmer. Der Bulle sah mich und ließ die Frau fallen. Sie stürzte auf den Rücken, und der Kerl schob sie mit dem Fuß wie ein Stück Holz beiseite. Seine betrunkenen Schweinsaugen waren dabei wütend auf mich gerichtet.
    »’raus!«

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