Jerry Cotton - 0542 - 3 - 2 - 1 bei 0 musst du sterben
nach den heruntergefallenen Briefen bückte.
Die »Maus« verschwand im Lift.
Kemper empfing am Telefon die Bitte Helens, der Sekretärin von Mr. High, Steve Dillaggio in der Halle aufzuhalten und nochmals hinauf zum Chef zu schicken. Kemper bestätigte die Anweisung, sammelte rasch die Briefe auf und stellte schließlich noch fest, dass das Signal auf der Lichtrufanlage nicht ihm galt.
Endlich konnte er sich auf seinen Stuhl setzen und die verschiedenen Papiere ordnen und seine vorgeschriebene Eintragung in das Dienstbuch machen.
Das dauerte ein paar Minuten.
Der Lift kam wieder in der Halle an. Die »Maus« trat heraus. Auf seinen krummen Beinen marschierte Duddle auf den Glaskasten los, wobei er sich Mühe gab, ein enttäuschtes Gesicht zu machen.
»Please«, nuschelte Duddle durch das Sprechfenster, »aber Mr. Cotton gibt keine Antwort. Ich habe dreimal an seiner Tür geklopft, Mister.«
Kemper schaute schnell auf die Liste, aus der jederzeit hervorgeht, wer im Hause ist und wer nicht. »Er ist auch nicht im Haus«, sagte er dann und ward sich dabei seines Versäumnisses von vorher bewusst. »Was wollten Sie bei Mr. Cotton? Waren Sie bestellt?«
Huck Duddle hatte seinen Auftrag erledigt und war bestrebt, das ihm unsympathische Haus so schnell wie möglich wieder zu verlassen.
»Nein, nein«, sagte er deshalb wegwerfend, »wissen Sie, Cotton ist ein sehr guter Freund von mir, und neulich hat er mir gesagt, ich soll ihn doch mal besuchen, wenn ich vorbeikomme.«
Spitzel, dachte Kemper, vielleicht erfährt Jerry hin und wieder etwas von ihm.
»Leider«, sagte er laut, »leider ist Cotton nicht da. Aber ich kann ihm einen schönen Gruß bestellen. Wie war doch der Name?«
Huck Duddle war nicht mit besonderen Geistesgaben gesegnet, und normalerweise wäre er auf den bewährten Trick hereingefallen. Doch er hatte es sich längst abgewöhnt, auf Befragen seinen richtigen Namen anzugeben.
»Ich bin der kleine Miller« sagte er deshalb so, dass es glaubwürdig klang. »Cotton weiß schon Bescheid.«
***
Phil schluckte hörbar. Ich hielt einen Moment den Atem an. Alles hatten wir in diesem etwas verwahrlosten Firmenkomplex erwartet. Nur dieses Mädchen nicht. Sie war Raquel Welch, Ursula Andress, Brigitte Bardot und Elke Sommer in einem. Von jeder das Beste. Und dazu ein kräftiger Schuss von Lill St. John, der berühmten Striptease-Tänzerin. Die war offensichtlich für das Dekollete verantwortlich. Die wogende Oberweite für abenteuerlich zu halten war noch untertrieben.
»Hallo, Gents«, sagte sie mit einer rauchigen Stimme, die sich nach zwei Uhr nachts anhörte.
»Hallo«, sagte Phil. Und in seine Augen kam dabei ein Glanz, als wolle er das Girl zu einem Drink und noch mehr einladen. Doch ich räusperte mich und wurde dienstlich: »Das ist Decker und ich bin Cotton. Vom FBI.« Ich sprach es aus, wie Hitchcock es aussprechen lassen würde.
»Oh, fein«, freute das Supergirl sich und lächelte dabei wie Playboy-Hefners bestes Bunny, unmittelbar bevor es alle Anordnungen, die den Umgang mit Gästen verbieten, über Bord wirft. »Was kann ich denn für Sie tun«, schmeichelte sie mit einem Lächeln, wobei sie uns taxierte, als habe sie gerade ein schwaches Stündchen für uns frei.
Ich blieb hart. »Wir möchten Mr. Griffith sprechen.«
Schmollmündchen - jetzt war sie wieder BB - blickte uns groß an, als ob sie nicht verstehen könnte, wie man in ihrer Gegenwart nach jemand anders fragte.
»Mr. Griffith«, hauchte sie, »ach…« Das »ach« ließ sie verwehen wie ein zu Boden gleitendes Négligé. Mit einem Hüftschwung, der Raquel Welch zu einer sittenstrengen Zuchthausaufseherin degradierte, schob sie sich an Phil heran. Seine Miene erschien ihr wohl nicht ganz so dienstlich wie meine. Mit einem vertraulichen Griff an sein Jackenrevers schmeichelte sie: »Sie können doch sicherlich nicht so streng sein wie Mr. Cotton, oder?«
Phil schnappte nach Luft. Das Supergirl verbreitete schließlich einen Duft, der in der elegantesten Parfümerie der 5. Avenue zu den teuersten zählt. Doch Phil, der privat weiblichen Reizen durchaus nicht abhold ist, besann sich auf seine dienstliche Pflicht. »Schon gut, Baby, wo ist denn nun Ihr Mr. Griffith?«
Mit einer schlangengleichen Bewegung schob das Girl sich zwei Schritt rückwärts, verschränkte die Arme und gab sich dabei alle Mühe, uns einen imponierenden Eindruck von ihrer Oberweite zu geben. Sie zog wirklich alle Register.
Doch wir starrten ihr in die
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