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Jerry Cotton - 0545 - Im Park der toten Liebespaare

Jerry Cotton - 0545 - Im Park der toten Liebespaare

Titel: Jerry Cotton - 0545 - Im Park der toten Liebespaare Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu der jungen Generation von Polizisten, die eine abgeschlossene Collegebildung mitbrachten, bevor sie sich bei der Polizei bewarben. Wilberforth war kurz vor dem Pensionsalter, hatte nie eine Hochschule oder dergleichen besucht und von der Pike auf in der Polizei gedient, zuerst viele Jahre lang als uniformierter Cop, später bei der Kriminalabteilung, bis er es schließlich auf seine alten Tage noch zum Lieutenant gebracht hatte. Wie jeder Kriminalbeamte heutzutage, wußte er von der zunehmenden Bedeutung der Naturwissenschaften für die moderne Kriminalistik, wußte, daß immer mehr Ermittlungsarbeit in den kriminaltechnischen Laboratorien stattfindet, aber im Grunde seines Herzens hielt er nicht viel von den neuen Methoden.
    Als wir Wilberforth trafen, stand er im strömenden Regen neben einer von Büschen eingerahmten Bank im Morningside Park und fluchte das Blaue vom Himmel herunter. Der Regen lief ihm über sein breites rotes Gesicht.
    »Hallo, Wilberforth«, sagte ich. »Sie scheinen ja in einer prächtigen Stimmung zu sein. Was ist los?«
    »Recken Sie mal die Nase zum Himmel, dann sehen Sie, was los ist. Dieser verdammte Regen! In einer Zeit, da der Asphalt schmelzen müßte, muß man sich Winterklamotten anziehen. Warum, zum Teufel, habe ich die Versetzung zum Erkennungsdienst abgelehnt? Ich könnte jetzt in einem schönen gemütlichen Office sitzen und Karteikarten sortieren!«
    »Das würde Ihnen aber Spaß machen«, sagte Phil trocken.
    Wilberforth stutzte. Dann grinste er plötzlich. »Stimmt«, gab er zu. »Ich würde noch greulicher fluchen als jetzt. Na schön. Aber Schimpfen muß sein. Was wollt ihr denn hier?«
    Ich sah mich suchend um, konnte aber weder Leichen noch etwas anderes finden, was die Anwesenheit einer Mordkommission erklärte hätte.
    »Hier soll’s doch was gegeben haben«, brummte ich.
    »Ein Pärchen«, ergänzte Phil. Wilberforth rümpfte die Nase. »Ein Pärchen?« wiederholte er. »Das ist sehr niedlich ausgedrückt. Es war ein ausgewachsenes Paar. Und was für eins! Schon mal was von Tony Tibbers gehört?«
    »Show-Mann von einigen Fernsehgesellschaften«, sagte ich. »Ungefähr so bekannt wie der Präsident der Vereinigten Staaten. Und?«
    »Der saß vor einer knappen Stunde noch hier auf der Bank. Pudelnackt. Und vom Kopf bis zum Fuß mit mehr blauen Flecken, Quetschwunden, Beulen und Hautrissen bedeckt, als hier Grashalme wachsen. Er war bewußtlos, und der Himmel allein weiß, ob er leben oder sterben wird. Und wissen Sie, wer in einem sehr ähnlichen Zustand neben ihm auf der Bank hing?«
    »Nun sagen Sie’s schon!« drängte ich. »Wer ist im Augenblick — besser gesagt — in dieser Saison der erfolgreichste weibliche Star am Broadway? Wer tritt seit vierzehn Monaten jeden Abend vor ausverkauftem Hause auf? Hinter wem rennen Film und Fernsehen gleichermaßen her, ohne sie vorläufig kriegen zu können, weil ihr Theatervertrag noch ein ganzes Jahr läuft?«
    »Rita Santos!« riefen Phil und ich wie aus einem Munde.
    »Genau«, sagte Wilberforth. »Sie war auch bewußtlos, genauso zugerichtet wie Tony Tibbers, und auch bei ihr konnte ich harmloser Laie nicht erkennen, ob sie diese mörderische Kur überleben wird.«
    Ich wischte mir das Regenwasser aus dem Genick. Im Morris Park die Tochter des Senators mit ihrem jungen Begleiter. Hier ein berühmtes Künstlerpaar. In' beiden Fällen brutale Gewaltanwendung. Drüben mit Todesfolge, hier noch ungewiß. Konnten es dieselben Täter sein, hier wie dort?
    »Wo sind die Kleider der beiden?« fragte Phil. »Lagen die hier in der Nähe?«
    Wilberforth schüttelte den Kopf. »Nichts. Noch nicht einmal ein Taschentuch.«
    »Konnten Sie irgendwelche Spuren sichern?«
    Der Lieutenant zog die Lippen zurück und stieß einen schrillen Pfiff aus. Hinter den Büschen tauchte ein durchnäßter junger Mann von ungefähr achtundzwanzig Jahren auf und blickte fragend zu Wilberforth herüber.
    »Komm her, Mat«, rief der Lieutenant. »Und bring das Ding mit, das du gefunden hast!«
    »Okay, Lieutenant. Ich muß es vom Wagen holen.« Er verschwand in Richtung auf die Morningside Avenue, wo wir den großen Einsatzwagen der Mordkommission hatten stehen sehen.
    »Was halten Sie von der Sache, Wilberforth?« fragte Phil.
    Der Lieutenant zuckte mit den Achseln. »Da gibt es nicht viele Möglichkeiten. Die Liebespaarmörder werden es nicht gewesen sein. Die haben noch nie Halbtote zurückgela'ssen, wenn sie nicht gestört worden sind. Außerdem

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