Jerry Cotton - 0545 - Im Park der toten Liebespaare
in der Lage waren, diese beiden Beschützer auszuschalten, um anschließend die Santos an einen unbekannten Ort zu schleppen, wo sie mißhandelt wurde.«
Wilberforth drückte sich aus seiner knieenden Haltung hoch. »Na«, knurrte er grimmig, »dann sind sie bei mir an der richtigen Adresse. Mit Sadisten hätte ich sowieso nichts anfangen können. Die müssen ja krank sein, und ich kann mir nicht helfen, gegen Kranke und Halbverrückte kann man doch nicht so wie gegen richtige Gangster vorgehen.« Da wir noch immer alle Fenster in der Wohnung offen stehen hatten, herrschte ein ziemlicher Durchzug. Ich ging ins Wohnzimmer und schloß eines. Während sich Wilberforth mit Phil unterhielt, nahm ich das Telefon und wählte die Nummer von Eastons Mordkommission. Ich ließ mich mit dem Lieutenant verbinden, der nach Auskunft seiner Zentrale vor einer Viertelstunde erst ins Office zurückgekommen war.
»Hallo, Cotton«, sagte Easton. »Was gibt es Neues?«
»Das wollte ich Sie fragen, Lieutenant.«
»Na, wir haben den Jungen inzwischen auch identifiziert. Jemand vom Büro des Senators war hier. Der Senator schickte einen persönlichen Brief an mich mit, daß er selber nicht komme, weil er nicht den Reportern in die Arme laufen möchte. Das ist verständlich. Sie wissen ja, wie die Jungs von den Zeitungen bei uns nun einmal sind. Aber die Identifizierung ist einwandfrei. Es ist der junge angehende Pianist, von dem Sie uns schon telefonisch berichtet hatten, Cotton.«
Nach den eigenen Worten des Senators war Julia Jackson in vielen Vereinen und Organisationen Mitglied gewesen. Ihr Freund, jedenfalls ihr Begleiter vom gestrigen Abend, hatte Pianist werden,wollen. Ein gewisses künstlerisches Interesse durfte man also bei dem Mädchen voraussetzen. War dieses Interesse so weit gegangen, daß sie Mitglied der Bühnengewerkschaft geworden war? Oder doch irgendwie mit den Leuten zu tun hatte?
»Sie sind verhältnismäßig schweigsam, Cotton«, drang Eastons Stimme aus dem Hörer und riß mich aus meinen Gedanken. »Übrigens haben wir noch eine Kleinigkeit gefunden, die wertvoll werden kann, wenn sie von den Tätern stammt. Was leider in keiner Weise erwiesen ist.«
»Was denn, Lieutenant?« fragte ich interessiert.
»Ungefähr vierundzwanzig Yard von den Leichen entfernt in Richtung zur Straße fand einer meiner Jungs Kaugummi. Einen Ball, der aus mindestens drei zusammengekauten Riegeln besteht. Und das schönste daran ist, daß der Kerl, der ihn wegwarf, einen prächtigen Daumenabdruck darin hinterließ. Vielleicht auch die Spur eines anderen Fingers. Jedenfalls einen bildschönen Abdruck. Das Zeug ist im Labor, und der Erkennungsdienst sucht bereits fieberhaft nach der Identitätsperson des Fingerabdrucks.«
»Kaugummi?« wiederholte ich. »Wenigstens drei Riegel zu einem Klumpen zusammengekaut?«
»Ja. Ziemlich ungewöhnlich, nicht?«
»Scheint plötzlich große Mode zu sein, Easton«, entgegnete ich. »Im Morningside Park wurde ein Pärchen gefunden, das bis zur Bewußtlosigkeit mißhandelt worden ist. Zwei bekannte Stars: Tony Tibbers und Rita Santos.«
»Was?«
»Irrtum ausgeschlossen, sagt Ihr Kollege Wilberforth. Und wissen Sie, was man in der Nähe der Bank fand, wo die' beiden bewußtlos hockten? Kaugummi. Eine Kugel, die aus ungefähr fünf gleichzeitig gekauten Riegeln besteht, meint Wilberforth.«
»Verdammt noch mal! Dann sind wir doch hinter denselben Leuten her!«
»Sieht fast so aus, Lieutenant. Und es müssen Kerle von der ganz rabiaten Sorte sein, Easton. Es scheint, als hätte sich die Santos bedroht gefühlt und von der Gewerkschaft der Bühnen-, Film- und TV-Künstler Schutz erbeten. Jedenfalls liegen in ihrer Wohnung zwei Privatdetektive, die eine Plakette der Gewerkschaft im Knopfloch tragen.«
»Sie sagen, die beiden lägen in der Wohnung? Was ist mit ihnen?«
»Anscheinend erst niedergeschlagen, dann aus nächster Nähe mit einem 38er erschossen.«
»Cotton, wenn das so ist, spielt irgend jemand aus der Unterwelt um einen verdammt hohen Einsatz.«
»Höher kann er gar nicht mehr spielen, denn nach dieser Serie von Morden ist ihm Lebenslänglich sicher. Ich melde mich wieder, Easton. So long!«
Ich drückte die Gabel nieder, ließ sie wieder hochschnellen und wählte die Nummer vom Hauptquartier der City Police, wo ich mir eine Verbindung mit dem 124. Revier erbat. Als ich es an der Strippe hatte, sagte ich: »Hier spricht Special Agent Jerry Cotton, FBI New York. Ist Joss da?«
Ich
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