Jerry Cotton - 0545 - Im Park der toten Liebespaare
Fingerabdruckkartei des FBI in Washington, an die Zentralen der State Police von Connecticut, New Jersey und New York und notfalls auch noch an weitere Städte in der Umgebung von New York gesandt werden. Easton ging dabei von der Überlegung aus, daß die Liebespaarmörder bisher immer im Raume Groß New York tätig geworden waren. Die Chance war groß, daß die Täter auch selbst innerhalb dieses Ballungsgebietes lebten. Und möglicherweise, so sagte sich Easton, ist der Kerl, der seine Fingerspur zusammen mit seinem Kaugummi zurückließ, irgendwo in diesem riesigen Gebiet einmal straffällig geworden — und wenn er nur einen Silberdollar aus einem Spielautomaten gestohlen hätte. Hauptsache, irgendwo hatte ihm irgend jemand einmal die Fingerabdrücke abgenommen.
In Yonkers, der im Norden an den Stadtteil Bronx angrenzenden Stadt, tat an diesem Vormittag ein junger Bursche namens Sammy Wild Dienst in der daktyloskopischen Abteilung der kleinen Stadtpolizei, die Yonkers unterhielt. Sammy Wild hatte ursprünglich als Buchhalter in einer Maschinenfabrik gearbeitet, aber als die Stadt Yonkers den Job eines städtischen Angestellten in Polizeidiensten ausschrieb, hatte er sich beworben und die Stellung erhalten.
Wild zeichnete sich dadurch aus, daß er alles, was er tat, mit buchhalterischer Sorgfalt und Gründlichkeit erledigte. Als man ihm die Kartei der in Yonkers straffällig Gewordenen übergab, schlug er im Geiste die Hände über dem Kopfe zusammen. Sein Vorgänger, der alte, endlich pensionierte Bill S. Hackers, hatte von solcher Bürokratenarbeit nicht allzuviel gehalten, und entsprechend sah die Kartei aus. Sammy Wild stürzte sich in die Arbeit. Er ordnete die Kartei von Grund auf neu. Anfangs hatten ihn die Polizisten ausgelacht. Jetzt lachten sie schon lange nicht mehr.
Es war kurz nach elf Uhr früh, als ein Patrolman von der Funkstreife hereinkam und einen großen gelben Umschlag auf Sammys Tisch legte.
»Das ist uns gerade an der Stadtgrenze von Bronx von den New Yorker Kollegen übergeben worden. Ein Fingerabdruck, angeblich von den Liebespaarmördern.«
Sammy bekam vor Aufregung rote Ohren. »Was? Mensch, das ist ja eine Sensation! Bis jetzt hat man von denen noch nicht eine brauchbare Spur sichern können!«
»Wer weiß, ob es diesmal eine brauchbare ist«, sagte der Polizist skeptisch und verließ Wilds kleines Office wiedjer.
Sammy riß den Utnschlag auf. Eine große Hochglanzfotografie fiel aus dem gelben Umschlag, und ein kleiner Zettel flatterte hinterher. Mit Schreibmaschine war der kurze Text darauf getippt:
II. Mordkommission Manhattan East —Lieutenant Harry Easton — erbitten dringliche Bearbeitung beigefügter Fingerspur — Im Identifizierungsfalle Blitznachricht erbeten.
O Vater! flüsterte Sammy mit geschlossenen Augen. Laß mich doch mal den großen Treffer machen!
Er zog sein Lineal heran, seine Lupe und seinen Stift und begann, die Eigenheiten der Fingerspur zu studieren und in die Begriffe zu übersetzen, nach denen eine Fingerabdruckkartei untergliedert ist. Es war eine langwierige Arbeit, bis er wußte, daß niemand von den bei der Polizei registrierten Bürgern Yonkers’ die fragliche Identitätsperson sein konnte. Enttäuscht schob er die Lupe zur Seite und die letzten Vergleichskarten, die in Frage gekommen waren.
Wäre er weniger pedantisch gewesen, hätte er es nun genug sein lassen können. Aber Sammy Wild tat etwas gegen jede Vernunft: Er prüfte auch noch die Fingerabdruckkarten von in Yonkers Vorbestraften, die in den letzten Jahren gestorben waren. Sammy Wild suchte allen Ernstes die Karten von Toten heraus.
Um vierzehn Minuten nach zwölf schüttelte Sammy Wild den Kopf, rieb sich die überanstrengten Augen, verglich noch einmal und sagte laut: »Ich bin verrückt!«
Er verglich ein drittes Mal. Aber es gab keinen Zweifel. Er hatte den einzigen Mann gefunden, von dem der Fingerabdruck stammen konnte, der auf seinem Foto abgebildet war.
»Das kann nicht wahr sein«, sagte Sammy Wild. »Eine Leiche hinterläßt nach drei Jahren keinen Fingerabdruck mehr! Aber die Abdrücke stimmen überein! Himmel, wenn ich das diesem Lieutenant erzähle, fliege ich morgen hier ’raus, weil die mich für übergeschnappt halten! Ich kann denen in Manhattan doch nicht so eine Story auftischen? Was mache ich nur…«
Sammy Wild mußte sich entscheiden.
***
Als ich das Playgoers Café betrat, sah ich Steve schon von weitem. Er saß an einem kleinen Ecktisch in
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