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Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Titel: Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
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beigebracht hatte. Nicht die kleinste Abweichung hatte ich mir erlaubt.« Ich zuckte die Achseln. »Sie feuerten mich aus der Armee. Haben Sie zufällig ’ne Zigarette?«
    Sie öffnete das Handschuhfach und holte eine Packung heraus, die sie mir hinhielt. »Zünden Sie mir bitte eine an«, sagte ich. Sie runzelte ein wenig die Augenbrauen, nahm aber zwei Zigaretten aus der Schachtel, klemmte sie sich zwischen die Lippen und steckte sie mit dem Anzünder vom Armaturenbrett an. Das alles tat sie einhändig. Sie hielt mir die angerauchte Zigarette hin. »Danke!« sagte ich. »Hm, Ihr Lippenstift schmeckt nach Aprikosen.«
    Sie lachte. »Warum haben Sie sich in ›Number One‹ eingemischt? Sie kannten mich nicht und hatten keinen Grund, sich für mich zu schlagen.«
    »Nehmen Sie an, ich hätte aus Futterneid so gehandelt.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Na schön! Ich kann es Ihnen deutlicher erklären. Wenn ein halbes Dutzend Männer sich daranmachen, eine Flasche Whisky auszutrinken und einem Zuschauer nichts abgeben wollen, dann geschieht es leicht, daß der Zuschauer die Flasche zerschlägt, so daß für niemanden ein Tropfen bleibt.«
    Ihre graublauen Augen musterten mich voller Spott. »Vielen Dank für das Kompliment. Ich bin noch nie mit einer Whiskyflasche verglichen worden.«
    »Wie konnte es passieren, daß Sie sich in ›Number One‹ verliefen?«
    »Ich verlief mich nicht, sondern ich kam aus einem bestimmten Grund. Sie werden es erfahren, sobald wir bei Paul Colon sind.«
    Bevor das FBI mich in diese Sache schickte, hatte ich Kopien aller Akten studiert. Darunter hatten sich auch Fotos von Colon befunden. Die Bilder zeigten einen großen, schlanken dunkelhaarigen Mann mit einem etwas weichlichen Gesicht. Colon war achtundzwanzig Jahre alt, und er galt als einer der erfolgreichsten Grundstücksmakler längs der Küste. Er hatte eine Menge Dollar mit dem Verkauf von Ferienbungalows gemacht, und er wohnte selbst außerhalb New Havens. Seine Villa lag eine knappe Meile abseits der Straße nach Bridgeport immittelbar oberhalb der Küste. Als wir uns dem langgestreckten weißen Bungalow näherten, bellte ein Hund, und das Bellen ging in wütendes Geheul über, als wir ausstiegen.
    »Halt das Maul, verdammte Bestie!« schrie eine Stimme hinter der Tür. Der Hund jaulte auf.
    »Homes, ich habe Ihnen schon zwanzigmal verboten, den Hund zu treten!« rief eine zweite Männerstimme. »Ich werde Sie ’rauswerfen, wenn ich Sie noch einmal dabei erwische.«
    »Zum Teufel, Mr. Colon! Sie können nicht verlangen, daß ich stillhalte, wenn das Biest nach mir schnappt.«
    »Sie sind selbst daran schuld, daß der Hund zu Ihnen kein Vertrauen hat. Öffnen Sie jetzt!«
    Der Mann, der uns hereinließ, hieß Homes Gebbia. Er diente in Colons Junggesellenhaushalt als Butler, Hausknecht und Chauffeur. Im Zusammenhang mit der Ermordung Vera Gardners war auch er unter die Lupe genommen worden. Dabei waren zwei Vorstrafen ans Licht gekommen, beide wegen Gewalttätigkeit.
    Gebbia war ein vierschrötiger Mann mit einem quadratischen Schädel, engstehenden Augen und einem Nußknackerkinn. Kurzes schwarzes Haar wucherte ihm bis tief in die Stirn und verlieh ihm ein finsteres, unheildrohendes Aussehen. Als er öffnete, trug er einen gestreiften Schlafanzug in Rot und Gelb. Die Farben waren so grell, daß ich mir nicht vorstellen konnte, wie jemand in einem solchen Schlafanzug überhaupt einzuschlafen vermochte.
    »Kommen Sie herein!« sagte Paul Colon, der wenige Schritte hinter dem Butler stand. »Homes, befreien Sie uns von Ihrem Anblick. Scheren Sie sich ins Bett!«
    Colon bändigte mit der rechten Hand einen kräftigen, aber noch nicht voll ausgewachsenen Schäferhund. Er trug einen seidenen Morgenmantel, aber Lackschuhe an den Füßen und ein Smokinghemd mit offener Schleife. Sein Gesicht schien mir etwas gedunsen und bleich. Eine Strähne seines Haares fiel ihm in die Stirn. Der Mann machte einen verkaterten Eindruck.
    »Warum schleppen Sie mir diesen Burschen ins Haus, Diane?« Er betrachtete mich mit unverhohlenem Abscheu.
    »Weil ich hoffe' daß er uns helfen kann.«
    »In Ordnung«, entschied er mit einem Seufzer. »Aber fassen Sie sich kurz, Diane! Ich habe noch kein Bett gesehen.« Er führte uns in den Wohnraum, der so groß war wie eine Omnibushalle. Den Hund zog er am Halsband mit. »Falls Sie einen Drink wollen, müssen Sie sich selbst bedienen«, sagte er mit einer Kopfbewegung zur linken Ecke des Wohnraums, die als Bar

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