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Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Titel: Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
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unpassierbar.«
    Sie warf den Kopf hoch wie ein Wild, dem eine fremde Witterung in die Nase stieg. »Wieso?« fragte sie scharf.
    »Nun, Sie halten sich in diesem Raum auf, während doch…« Eine Handbewegung schnitt mir das Wort ab. »Diesen Punkt meine ich nicht. Wieso ist der Weg unpassierbar?«
    »Weil ich mir um ein Haar den Hals gebrochen habe, als ich herauf kam.«
    »Aber Sie sind herauf gekommen!«
    »Stimmt, aber nach mir wird nie wieder jemand auf diesem Weg in das Zimmer gelangen. Ein Stück des Mauersimses zerbröckelte unter meinem Gewicht zu Staub.«
    »Und vor Ihnen?« fragte sie gespannt. »Vor mir hätte der Sims ebenso zerbröckeln müssen, wenn jemand, der mehr wog als eine Taube, darauf herumturnte.«
    »Die Polizei hat festgestellt, daß der Mörder über Feuerleiter, Sims und Balkon in diesen Raum eindrang.«
    »Wissen Sie so genau, daß es einer der Cops ausprobiert hat? Vielleicht haben sie nur hingesehen und gedacht: Okay, jetzt wissen wir, wie er an sie herangekommen ist. Mich geht’s nichts an, und mir macht es nicht einmal Spaß, den Schnüfflern auf die Sprünge zu helfen.«
    Sie vergaß völlig, mich mit ihrer Kanone im Schach zu halten. Sie ließ die Hand sinken, marschierte im Zimmer auf und ab und murmelte von Zeit zu Zeit etwas, was ich nicht verstand.
    Ich brachte mich vorsichtig in Erinnerung. »Vielleicht sollte ich jetzt besser gehen, Miß!«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage!« entschied sie. »Sie begleiten mich zu Paul' Colon.« Sie stand schon am Telefon und wählte eine Nummer.
    »Wer ist Paul Colon?« fragte ich. Ich wußte allerdings genau, wer er war.
    »Der Mann, der mit Vera Gardner verlobt war. — Hallo, Paul!« rief sie in die Muschel. »Hier spricht Diane Jagg! Ich habe eine interessante Feststellung gemacht, und ich möchte Ihnen einen Mann vorstellen, der uns vermutlich helfen kann. — Wann? — Sofort, selbstverständlich! — Nein, es hat nicht Zeit bis später. Ich fürchte, der Bursche geht mir durch die Lappen, wenn ich ihn laufenlasse. — Wie? Aber Paul! Sie können nicht von mir verlangen, daß ich mit ihm in einer Wohnung schlafe. Der Henker mag wissen, auf welche Gedanken ihn das bringen würde.« Jetzt lächelte sie. »Okay, Paul. In einer halben Stunde sind wir bei Ihnen draußen. — Was sagen Sie noch?« Sie blickte mich an, und jetzt lächelte sie nicht mehr, sondern grinste. »Nein, Paul, ich glaube nicht, daß er gefährlich ist. Sie müssen sich nicht vor ihm fürchten.«
    Sie legte auf, nahm einen Nylonmantel vom Stuhl und zog ihn an. Die Kanone steckte sie in die Seitentasche. Die Goldsandalen schleuderte sie mit zwei Schlenkerbewegungen von den Füßen und stieg in zwei normale Pumps. »Kommen Sie!« sagte sie. Ich zeigte auf einen noch nicht ausgepackten Koffer. »Wohnen Sie etwa ständig hier?«
    »Nur für die Zeit meines Auftrages. Finden Sie etwas dabei?«
    »Ich nicht, aber vielleicht Sie!« Sie warf mir einen verständnislosen Blick zu. Offenbar kannte sie keine Furcht. Wir verließen Apartment E 17 gemeinsam. Sie schloß ab. Im Lift fuhren wir hinunter in die Kellergarage. Sie stand dicht neben mir, sog die Luft durch die Nase und erkundigte sich: »Wonach riechen Sie, Dean?«
    »Nach Gewürzen, Miß. Ich hab’ in der vergangenen Nacht im Lagerschuppen einer ostasiatischen Importgesellschaft geschlafen.«
    Sie lachte laut auf.
    Ihr Wagen war ein unauffälliger schwarzer Rambler. »Können Sie fahren?«
    »Selbstverständlich! Warum fahren Sie nicht? Wenn mich ein Cop am Steuer sieht, glaubt er sofort, ich hätte den Schlitten geklaut.«
    »Ich möchte nicht beide Hände ans Steuerrad legen müssen«, erklärte sie freundlich lächelnd. Tatsächlich behielt sie während der ganzen Fahrt die rechte Hand in der Manteltasche. Sie holte mich aus, und ich erzählte ihr freimütig meinen erdichteten und gar nicht moralischen Lebenslauf. Immer, wenn ich eine neue Gefängnisstrafe erwähnte, schüttelte sie den Kopf. Dann wollte sie wissen: »Wo haben Sie Jiu gelernt?«
    »Während einer Gastrolle im Marine-Infantrie-Corps. Sie verpaßten mir ’ne Spezialausbildung für einen Kommandotrupp. Als sie uns verladen wollten, zeigte ich dem Ausbildungsfeldwebel, was ich gelernt hatte. Es gefiel ihm nicht, obwohl ich wirklich gut war. Kleinlich rechnete er mir und dem Militärgericht die drei Rippen, das Nasenbein und den Oberarm, die ich ihm gebrochen hatte, vor. Dabei hatte ich sie ihm genau nach der Methode gebrochen, die er selbst uns

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