Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens
feste Adresse: Die Dachkammer in einem viertklassigen Hafenhotel, in dem hauptsächlich Seeleute ohne Heuer strandeten.
Der Wirt bemerkte die Veränderung. »Hast du einen Job gefunden?« knurrte er, als ich an seiner Theke vor Anker ging.
»Nur ’ne Gelegenheitsarbeit!«
Er schob mir ein gefülltes Whiskyglas zu. »Warte!« knurrte er und verschwand in dem Raum hinter der Theke. Noch bevor ich den Whisky ausgetrunken hatte, wälzte er seine riesige Gestalt wieder herein. »Man will dich sprechen.«
»Wer?«
»Das wirst du sehen. Er hat mir nicht gesagt, daß ich dir seinen Namen nennen soll. Er erwartet dich an der nächsten Straßenkreuzung.«
Ich leerte das Glas. »Ich höre mir alle Vorschläge an, die mir gemacht werden.« Ich schob einen halben Dollar über die Theke.
»Das ging schon auf seine Rechnung«, knurrte »Number One« und schob den halben Dollar zurück.
Die Kreuzung, die der Wirt und ehemalige Catcher mir genannt hatte, besaß eine einzige Straßenlaterne. Ich lehnte mich an den Mast und rauchte. Gerade, als ich die Kippe der zweiten Zigarette wegknipste, rollte ein schwerer ausländischer Wagen, ein Bentley, heran. Die Seitentür schwang auf. »Einsteigen!« befahl eine Männerstimme. Ich folgte dem Befehl, zog die Tür zu und ließ mich in die Lederpolster fallen. Der Bentley setzte sich in Bewegung. Der Mann auf dem Beifahrersitz drehte sich um. Im wechselnden Licht der Laternen, an denen der Wagen vorbeirollte, blickte ich in die schmalen Augen Melvin Acers. »Sag mir deinen Namen!«
»Jack Dean!«
»Kennst du mich?«
»Ich vergesse das Gesicht eines Mannes nicht, der mir fünfzig Dollar gab. Vielen Dank, Mister!«.
»Du kannst zweitausend haben.«
Ich pfiff durch die Zähne. »Ich wette, Sie denken nicht daran, sie zu verschenken.«
»Nein, aber sie sind leicht zu verdienen.«
»Auch risikolos?«
»Fast risikolos — für einen Mann wie dich.«
Vic Crunk, der hinter dem Steuer saß, stoppte den Wagen in dem engen Durchlaß zwischen zwei Lagerschuppen. Er und Acer stiegen aus. Ich folgte ihnen. Crunk schloß eine Personentür in der Halle auf, ging hinein und schaltete zwei Lampen ein, die kaum ausreichten, die Halle in ein halbes Dämmerlicht zu tauchen.
Acer hielt mir sein Zigarettenetui hin, und er gab mir sogar Feuer. »Ich möchte, daß du eine Frau killst«, sagte er so leichthin, als bestellte er ein Glas Bier.
Ich nahm die Zigarette aus dem Mund. »So etwas ist nicht mein Job. Sie irren sich, wenn Sie annehmen, ich wäre ein Killer von Beruf.«
»Berufskiller könnte ich dutzendweise kaufen, aber ich will nicht mit ihnen arbeiten. Der Umgang mit ihnen ist immer heiß. Sie bleiben bei dieser Arbeit, werden eines Tages erwischt, und da sie dann ohnedies lebenslänglich hinter Gittern landen, packen sie aus. Mit einem Berufskiller kann es nach einem Jahrzehnt noch Schwierigkeiten geben.«
»Wie kommen Sie auf, mich, Mr. Acer?«
»Die Frau muß ohne Waffe erledigt werden. Ich sah dich bei der Schlägerei mit Harry Rod. Du bringst genug Kraft für die Arbeit mit.«
Ich sträubte mich weiter. »Ich meine, Sie sollten sich nach einem anderen Mann umsehen. Zweitausend Dollar sind nicht viel für ’ne Sache, die einem Lebenslänglich bringen kann.«
Er lächelte dünn. »Ich lasse mit mir über den Preis nach getaner Arbeit reden.«
Ich ließ die Zigarette fallen und zertrat sie. »Wenn ich mich weigere, Mr. Acer, was geschieht dann?«
Das Lächeln verschwand wie weggewischt. »Ich glaube nicht, daß es dir dann noch viel Spaß machen wird, in New Haven herumzulaufen.«
Auch ich blickte ihn unfreundlich an. »Immer langsam, Mr. Acer! Denken Sie daran, daß ich auch zur Polizei gehen und den Schnüfflern erzählen könnte, welche schmutzigen Vorschläge Sie mir gemacht haben.«
»Na und? Vic und ich würden beschwören, niemals mit dir gesprochen zu haben. ›Number One‹ würde sich nicht daran erinnern, dir eine Nachricht von mir weitergegeben zu haben. Du könntest deine Behauptung nicht beweisen. Den Cops wären die Hände gebunden.« Er rieb die Handflächen gegeneinander. »Dann allerdings würden wir uns mit dir befassen.«
»Ich verstehe«, knurrte ich. »Wem soll ich es besorgen?«
»Sie heißt Francis Nocar. Wir zeigen dir das Haus, in dem sie wohnt, falls du einverstanden bist.«
»Sieht so aus, als hätte ich keine andere Wahl. Wann erhalte ich das Geld? Übrigens müssen es mindestens dreitausend Bucks sein.«
Er gab Crunk einen Wink. Der Farbige zog
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