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Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Titel: Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
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genug Platz. Als ich ihn betrat, knirschte er, aber ich wollte den Weg jetzt bis zu Ende' ausprobieren. Ich bekam die Quittung für meine Neugier eine halbe Minute später, als auf der Höhe des Küchenfensters der Sims unter mir wegbrach. Ich fiel. Instinktiv warf ich mich nach links. Ich erwischte zwei Stäbe des Balkongitters. Sie rutschten mir durch die Hände. Ein paar Fetzen Haut gingen zum Teufel, aber es gelang mir, hängen zu bleiben.
    Fragen Sie mich nicht, wie ich auf den Balkon gelangte. Ich muß in diesen Sekunden die Kletterfähigkeit eines Affen entwickelt haben. Auf jeden Fall stand ich schließlich oben, beugte mich über das Gitter und starrte in den Hof hinunter, der fünf Stockwerke unter mir lag.
    Ich brauchte einige Minuten der Erholung. Dann erst wurde mir bewußt, daß ich nicht das Aufschlagen der herausgebrochenen Steine gehört hatte. Ich blickte zum Sims hinüber. Noch immer rieselte Mörtelstaub von der ausgebrochenen Stelle, die aussah wie eine frische Wunde. Auch auf dem Hof lagen keine Ziegelbrocken. Offenbar hatten die Maurer beim Bau des Hauses irgendeinen Fehler gemacht, hatten diesen Fehler durch eine Handvoll Mörtel verdeckt, so daß der Sims intakt aussah. Aber die fehlerhafte Stelle hatte zu keiner Zeit die Festigkeit besessen, das Gewicht eines Menschen zu tragen.
    Der Rückweg war mir versperrt. Ich mußte durch das Apartment. Ich wandte mich der Glastür zu. Voller Überraschung sah ich, daß sie weit offen stand. Die Gardine dahinter wehte. Ich ging darauf zu.
    »Bevor Sie hereinkommen, nehmen Sie die Hände hoch«, sagte eine Stimme hinter der Gardine. Es war die Stimme einer Frau.
    ***
    Ich nahm die Hände hoch. »Legen Sie Ihre Pfoten fest gegen den Hinterkopf!« befahl die Frau. Ich gehorchte. Die Gardine wurde mit einem Ruck zur Seite gezogen. »Kommen Sie herein!« Langsam betrat ich die Wohnung. Die Frau stand in der Tiefe des Zimmers, und das graue Licht der Dämmerung genügte nicht, um den Raum so zu erhellen, daß ich ihr Gesicht sehen konnte.
    »Umdrehen!« befahl die Frau. Wieder gehorchte ich, aber ich protestierte. »Wie kommen Sie in dieses Apartment, Miß. Ich weiß genau, daß es unbewohnt ist. Jeder Mensch in New Haven weiß, daß niemand dieses Zimmer mieten will. Wer legt sich gern in ein Bett, in dem ein Mädchen umgebracht worden ist?«
    »Halten Sie den Mund!« kommandierte sie. Fast lautlos kam sie heran, und als sie dicht hinter mir stand, konnte ich ihr Parfüm riechen. Und dieser Geruch kam mir bekannt vor, ohne daß ich mich erinnern konnte, wo ich ihn schon wahrgenommen hatte.
    Die Unbekannte drückte mir eine Pistolenmündung auf die linke Niere. Mit der rechten Hand tastete sie meine Jacke ab.
    Ich probierte es — wirbelte herum, ließ meinen rechten Arm einen Halbkreis beschreiben und schlug ihre linke Hand nach oben. Das Manöver gelang nur halb. Zwar flog ihr Arm hoch, aber sie behielt die Kanone in den Fingern. Nach der Regel hätte ich ihr jetzt die linke Faust unters Kinn schlagen müssen, aber das brachte ich nicht über' mich. Ich wollte mich damit begnügen, die Hand mit der Waffe am Gelenk abzufangen. Ich mußte die Rücksicht teuer bezahlen. Die Lady hieb mir die Kante der rechten Hand gegen den Hals. Ich zog mit einem Ruck das Kinn an und nahm so dem Hieb zwar die meiste Wirkung, aber der Rest genügte, daß Sterne vor meinen Augen aufsprühten. Bevor ich mich erholte, landete meine Gegnerin einen Fußtritt gegen meinen Knöchel, drehte sich um die Achse, so daß sie mir für einen Sekundenbruchteil den Rücken zuwandte, und schnellte den ganzen Arm zu einem Manöver heraus, das unser Karatelehrer auf der FBI-Akademie blumig und asiatisch zugleich »Sensenschnitt« nannte. Ich hatte Männer von Kleiderschrankformat lautlos zusammenklappen sehen, wenn der Sensenhieb traf.
    Ich kreuzte die Arme und fing den pfeifenden Hieb mit den Muskeln der Unterarme ab. Bevor die Lady die Hand zurückziehen konnte, verschränkte ich alle zehn Finger, drückte ihren Arm mit einem Ruck hoch und stellte einen Fuß hinter ihre Beine. Das war nicht mehr Karate, sondern Jiu Jitsu, die sanfte Kunst. Ich nahm eine Hand aus dem Griff und tippte die Lady an. Sie flog drei, vier Schritte rückwärts und landete krachend in einem Sessel. Sie war nicht verletzt, nicht angeschlagen, sie war nur wütend. Noch immer hielt sie die Pistole in der Linken, und sie fauchte: »Ich werde schießen, wenn Sie nicht sofort die Hände hochnehmen.«
    »Ich frage mich,

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