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Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Titel: Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
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Männern gesprochen haben, die ihre Geschäfte führten. Sie hielt es für gänzlich unnötig, daß Paret etwas über diese Geschäfte und damit über die Höhe ihres Vermögens erfuhr.
    Sie wählte eine Telefonnummer. »Ich möchte Dressing sprechen. Nein, nur mit Dressing persönlich. Sagen Sie ihm, Francis Nocar wäre am Apparat.« Eine Minute später meldete sich Dressing, der ihr bevorzugter Börsenmakler war. »Hallo, Ralph! Hier spricht Francis Nocar. Es ist notwendig, daß ich aus allen Engagements aussteige. Wann können Sie kommen, um alles mit mir zu besprechen? Ja, zehn Uhr paßt mir! Haben wir länger als eine Stunde miteinander zu tun? Gut! Dann werde ich den nächsten Partner für elf Uhr bestellen. Danke für die prompte Zusage, Ralph, und bitte verspäten Sie sich nicht!«
    Sie klemmte den Hörer zwischen Ohr und Schulter, drückte die Gabel nieder und wählte‘die nächste Nummer aus ihrem Notizbuch.
    ***
    Am Nachmittag um fünf Uhr fuhr ich mit dem Bus bis zur Endhaltestelle. Ich erreichte die Villenstraße, in der Francis Nocars marmorverkleideter Bau lag, kurz vor sechs Uhr, aber ich ging daran vorbei die Straße weiter hoch. Hinter einer Kurve stand ein geschlossener Schneilieferwagen mit Phil am Steuer. Ich hob die linke Hand und kehrte um. Ich läutete am Eingangstor, das den Zufahrtsweg durch den Vorgarten verschloß.
    Niemand reagierte auf das Läuten. Ich rückte mir den Hut aus der Stirn. Wenn nicht alles schiefgehen sollte, mußte ich Francis Nocar noch heute sprechen, und es war besser, wenn es jetzt geschah und nicht nach Einbruch der Dunkelheit. Ich sah mich nach links und rechts um. Diese Straße, in der nur ein Dutzend Villen standen, war menschenleer. Ich flankte über das Tor und ging am Haus entlang.
    Die Villa lag etwas erhöht. An der Rückfront senkte sich das Gelände bis zum Strand. Ich sah den Anlegesteg, das vertäute Motorboot, die Hollywoodschaukel vor der Badehütte. Mir fiel ein, daß Francis Nocar sich in der Hütte aufhalten könnte. Ich wollte nicht, daß sie erschrak. Zehn, fünfzehn Yard vor der Hütte rief ich sie an: »Hallo, Miß Nocar!« Ich erhielt keine Antwort und ging an der Hollywoodschaukel vorbei auf den Eingang der Hütte zu. Im Vorbeigehen sah ich, daß auf dem Schaukelsitz ein weißer Bademantel lag.
    Die Tür zur Hütte stand offen. Außerdem fiel Licht durch zwei breite, glaslose Fensteröffnungen. An den Wänden hingen Angelzeug, ein Paar Wasser ski, Tauchgeräte und einiges Gummizeug. Rechts befanden sich zwei Kabinen mit Süßwasserduschen, und rechts führte die Treppe in den Keller.
    Über der Treppe brannte eine Lampe. »Miß Nocar!« rief ich, aber ich erhielt keine Antwort. Ich stieg die Treppe hinunter. Sie war aus Holz. Die Stufen knarrten unter meinen Tritten. Ich gelangte in einen Vorraum, dessen Boden mit Parkett belegt war und offensichtlich als Tanzfläche diente. Ein Gitterrost, mit Netzen, Seesternen und Muscheln garniert, trennte die eigentliche Bar von der Tanzfläche. Die Verbindung bestand in einer bogenförmigen, türlosen Öffnung. Auch in der Bar brannte Licht. Von der untersten Stufe der Treppe aus sah ich einen Teil der Theke und des Flaschenregals.
    Ich überquerte die Tanzfläche, aber ich stockte, als ich ungefähr die Hälfte hinter mich gebracht hatte. Auf irgendeine Weise mußte ein Luftzug entstanden sein, denn dunkle Flocken wehten aus dem Eingang der Bar, wirbelten über das Parkett, tanzten um meine Füße. Ich bückte mich, hob etwas auf, das aussah wie ineinander verdrehte Fäden, und ich rieb diese Fäden zwischen den Fingern.
    Nie zuvor und bis zum heutigen Tage nie wieder hat mich ein Gefühl so namenlosen Entsetzens überwältigt wie in jener Sekunde. Meine Finger erstarrten so schlagartig, daß ich die Empfindung hatte, die Hand gehöre nicht mehr zu meinem Körper. Pfeifend sog ich die Luft in die Lungen.
    Die dunklen Fäden waren Haar, Menschenhaar, Frauenhaar.
    ***
    Francis Nocar lag vor der Bartheke. Es schien keinen Zweifel zu geben, daß sie das siebte Opfer des Mädchen-Mörders geworden war. Ich blieb nur wenige Sekunden im Barraum, aber ich denke, daß ich in diesen Sekunden alles registrierte, was wichtig sein konnte.
    Ich verließ die Hütte, ging zum Haus zurück, sprang zum zweitenmal über den Zaun und marschierte die Straße hinunter zu Phils Schnellaster. Es war gegen die Verabredung, daß ich die Seitentür öffnete und einstieg. Phil wollte eine Frage stellen. Als er mein Gesicht sah,

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