Jerry Cotton - 0549 - Ich und der schleichende Tod
sich zu einer sitzenden Stellung auf gerichtet und suchte irgend etwas an seinem Körper.
»Die Waffen habe ich«, sagte Eagle.
Ein dritter richtete sich auf. Gleich darauf kam der vierte auf die Beine. Und endlich war auch der fünfte wieder auf diese Erde zurückgekehrt.
»Was machen Sie hier?« wiederholte der Boß.
»Ich habe darauf gewartet, daß ihr wieder zu Verstand kommt«, sagte Eagle. »Sie bleiben stehen, wo Sie sind!«
Der Gangsterchef stoppte seinen Versuch, sich allmählich an Eagle heranzuschieben. Die übrigen starrten noch ein wenig benommen von ihrem Boß zu Eagle und wieder zurück auf ihren Chef.
»Sie können ja gar nicht mit so einem Ding' umgehen«, sagte der Boß.
Es war seinetn Gesicht anzusehen, daß diese Feststellung eher eine Frage war. Eagle ließ ihn in die Mündung des schweren Revolvers blicken.
»Versuchen Sie es einmal«, sagte er.
Der Gangsterboß schwieg. Er sah Eagle lauernd an.
»Wo habt ihr meine Frau versteckt?« fragte der junge Wissenschaftler.
»Wen?« wollte der Boß wissen.
»Stellen Sie sich nicht dämlich! Ihr habt meine Frau geholt, nachdem ihr mich hierhergeschleppt hattet! Jetzt will ich wissen, wo sie ist.«
Einer der Gangster machte ein überzeugend dummes Gesicht. »Aber…« sagte er.
»Du hältst dein Maul!« fuhr ihn der Boß an. Dann wandte er sich wieder Eagle zu: »Ich wüßte nicht, Freundchen, warum ich Ihnen diese Frage beantworten sollte.«
Ein paar Sekunden herrschte gespanntes Schweigen. Eagle stand auf. »Vielleicht weil ich diesen Revolver habe«, sagte er.
Der Boß sah ihn abschätzend an. »Ich glaube nicht, daß Sie schießen würden«, sagte er kalt.
Eagle hob den rechten Arm ein wenig. »Ich gebe Ihnen drei Sekunden«, sagte er drohend. »Wo ist meine Frau?«
»Was machen Sie, wenn die drei Sekunden um sind?«
»Ich schieße Ihnen eine Kugel ins Bein. Die nächste ins andere Bein. Die nächste in den Bauch. Bis Sie mir sagen, wo Sie meine Frau versteckt haben. Die ersten beiden Sekunden sind um, Mister.«
Der Gangsterboß trat einen Schritt vor. »Schießen Sie«, sagte er. »Na, los doch!«
Eagle hob den Revolver noch ein wenig höher. Der Schweiß auf seiner Stirn war eiskalt. Er schluckte. Er zielte auf das rechte Bein des Gangsterchefs, er begann, den Finger zu krümmen, da sagte der Bedrohte: »Sie können gar nicht abdrücken, Eagle.«
»Sie werden es sehen.«
»Nichts werde ich sehen. Die Waffe macht noch nicht den Mann. Es liegt an der inneren Einstellung. Sie haben sie nicht. Sie können nicht auf einen Menschen schießen, der wehrlos vor Ihnen steht.«
Eagle atmete schwer. Er blickte auf das Bein des Mannes, das kaum vier Yard von ihm entfernt war, dann sah er in das gespannte Gesicht mit den großen Augen. Wenn der Revolver nach oben weggeht, bringe ich den Kerl womöglich gegen meinen Willen um, dachte Eagle.
»Nun machen Sie endlich!« fauchte der Boß ungeduldig. »Drücken Sie schon ab!«
Vielleicht hätte er daran denken sollen, wie sie ihn gefoltert hatten. Vielleicht hätte er sich die Drohungen gegen seine Frau ins Gedächtnis zurückrufen sollen. Und vielleicht hätte auch all dies nichts genützt. Er dachte nicht daran, er sah nur die großen Augen des vor ihm stehenden Mannes. Und er spürte die gespannten Blicke der anderen. Sein Mund war so trocken wie nach einem Marsch durch die Wüste. Der schwere Revolver in seiner Hand zitterte. Plötzlich wußte er, daß er es nicht konnte. Er konnte nicht auf einen wehrlosen Menschen aus nächster Nähe schießen.
»Sehen Sie«, sagte der Gangsterboß und in seiner Stimme schwang Triumph mit. »Das muß einer in sich haben. Sie sind zu weich. Sie bringen so was nicht fertig.«
Nein, dachte Eagle. Ich bringe es wirklich nicht fertig. Er hat recht. Er hat verdammt recht.
»Was ist das eigentlich?« fragte einer der Gangster und grinste hämisch. »Ein Mann oder eine Tante von der Heilsarmee?«
Die anderen lachten halblaut. Der Gangsterboß machte einen vorsichtigen Schritt auf Eagle zu.
»Mann«, rief ein zweiter. »Was hätten wir für einen Spaß mit seiner Alten haben können, wenn wir ihn dabei hätten zusehen lassen!«
Eagle war es, als hätte er einen Schlag gegen das ungeschützte Herz erhalten. Wenn wir ihn hätten zusehen lassen! wiederholte es dumpf in seinem Gehirn. Das kann doch rein logisch nur bedeuten, daß sie meiner Frau schon wer weiß was angetan haben, ohne daß sie mich zusehen ließen. Er wirbelte herum.
»Was hast du mit meiner
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