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Jerry Cotton - 0549 - Ich und der schleichende Tod

Jerry Cotton - 0549 - Ich und der schleichende Tod

Titel: Jerry Cotton - 0549 - Ich und der schleichende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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stand lange an der Tür und wartete. Nach einer halben Ewigkeit hörte er endlich Schritte draußen im Gang. Er drückte sich mit dem Rücken eng an die Wand neben der Tür und wartete. Die Schritte kamen näher — gleich mußte die Tür aufgezogen werden, Eagle streckte schon die Hand aus.
    Die Schritte tappten an der Tür vorbei. Eagle hörte ein leises Pfeifen, irgendeine Schlagermelodie. Er ließ die Hand sinken und wartete erneut. Nichts geschah. Eagle wurde unruhig. Schließlich beschloß er, nicht mehr länger auf das Erscheinen eines der Verbrecher zu warten. Er zog leise die Tür auf und huschte hinaus in den Flur. Niemand war zu sehen. Eagle schlich den Gang hinab. Er kam an eine offenstehende Metalltür.
    Die Gangster lagen auf dem Fußboden. Einer hüstelte, ein anderer versuchte mit tolpatschigen Bewegungen, auf die Beine zu kommen. Eagle roch den süßlichen Duft des Gases, das sich schon fast verflüchtigt hatte. Er handelte, ohne lange zu überlegen. Er warf seinen Reagenzkolben in den Raum hinein, ergriff die Tür und drückte sie zu.
    Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig, vier… Lautlos zählten seine sich schwach bewegenden Lippen die Sekunden. Als er bei achtzig war und etwa eine Minute vergangen sein mußte, gab er noch zehn Sekunden zu und zog dann die Tür auf. Er preßte sein Taschentuch vor Mund und Nase und hielt den Atem an.
    Die Gangster bewegten sich nicht mehr. Kaum konnte man erkennen, daß sie noch atmeten. Eagle ließ sie liegen und machte sich auf die Suche nach seiner Frau. Er riß sämtliche Türen des Kellers auf. Von seiner Frau gab es nicht einmal ein Anzeichen. Eagle lief die Treppe hinauf. Eine ins Freie führende Tür war von innen mit einem Riegel gesichert, der jetzt herabhing. Eagle reckte vorsichtig den Kopf vor. Er sah in einen weiten Hof. Unmöglich, dachte er. Wenn sie meine Frau versteckt haben, muß es unten im Keller sein. Aber wo? Er hatte jede einzelne Tür aufgerissen, jedes Gewölbe eingesehen, jeden Winkel ausgespäht. Ob es eine geheime Tür oder so etwas gab? Er hastete die Treppe wieder hinunter. Das aus dem hinteren Gewölbe ausströmende Gas verdünnte sich in der Luft zu einem nicht mehr wirksamen, süßlichen Duft, der zwar noch die Schleimhäute in der Nase und im Rachen kitzelte, aber nicht mehr betäubend wirkte. Eagle lief hustend den Gang hinab, bis er die Gangster erreicht hatte, die noch bewußtlos auf dem Boden lagen.
    Eilig suchte er ihre Kleidung durch. Jeder hatte eine Schußwaffe, und Eagle nahm sie ihnen allen ab. Einen schweren Colt behielt er in der Hand, die anderen Waffen legte er unter den Stuhl, den er sich neben die Tür gezogen hatte. Mit dem Colt in der Hand wartete er darauf, daß sie wieder zu Bewußtsein kämen. Sie mußten ihm verraten, wo sie seine Frau versteckt hatten. Sie mußten — oder er würde schießen. Das war sein fester Vorsatz.
    Er kannte sich schlecht.
    ***
    Bill Hordick war neunundzwanzig Jahre alt kaum mittelgroß und wog gewiß nicht mehr als hundertzehn Pfund. Von weitem konnte man ihn glatt für einen Oberschüler halten. Daß er beim FBI als Angestellter arbeitete, verdankte er dem Studium der Kybernetik, das er mit Auszeichnung absolviert hatte. Als wir seine Arbeitsräume betraten — ihm steht fast ein ganzer Flügel des Distriktgebäudes zur Verfügung, wobei allerdings alle Trennwände herausgerissen wurden und nur Pfeiler stehengeblieben sind —, war Bill gerade damit beschäftigt, ein Kreuzworträtsel zu lösen.
    »Hast du nichts zu tun?« fragte ich.
    Er rutschte von seinem Stuhl herunter, so daß uns wieder einmal auffiel, wie klein er körperlich geblieben war.
    »Im Augenblick nicht«, sagte er. »Nachher muß ich Lola noch mit ein paar Personalien von einem gewissen Hopkins füttern, der gerade erkennungsdienstlich behandelt wird, aber das scheint für heute auch alles zu sein.«
    »Irrtum«, sagte ich. »Du kannst Lola mal für uns einspannen.«
    Bill strahlte. »Aber gern! Was kann die schwarze Lola für euch tun?«
    Ich betrachtete die durch alle Räume reichenden Anlagen des Computers, der im Distriktgebäude nur die schwarze Lola genannt wurde. Auf irgendeine mysteriöse Weise, die nur Bill erklären konnte, wurde Lola mit all den zahllosen Daten und Werten gefüttert, die früher ir: von Hand bearbeiteten Karteien enthalten waren. Würde diese elektronische Datenverarbeitungsanlage etwas tun können, was fast ein bißchen an Prophetie grenzte? In Los Angeles und in Chicago war

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