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Jerry Cotton - 0550 - Der Unheimliche

Jerry Cotton - 0550 - Der Unheimliche

Titel: Jerry Cotton - 0550 - Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kopf.
    Als wir im Hof anlangten, dirigierte er mich in einen unauffälligen Ford, den er bereits von der Fahrbereitschaft angefordert hatte.
    Wir fuhren in Richtung Norden zur 96. Straße Ost. Ich wußte, daß Steve dort manchmal eine Pension in Anspruch nahm, deren Inhaber er für absolut zuverlässig hielt. Es war früh am Morgen, und alles schien noch zu schlafen. Steve öffnete die Haustür, führte mich an mehreren Türen vorbei, bis wir am Ende des langen Korridors vor einer Tür haltmachten, die keine Nummer trug. Er klopfte in einem bestimmten Rhythmus.
    Gleich darauf öffnete sich die Tür einen Spalt breit.
    »Ich bin’s, Steve Dillaggio«, sagte er leise.
    Die Tür ging auf — und dann war ich doch einigermaßen erstaunt. Steve war die Überraschung gelungen.
    Sie trug ein einfaches hellgraues Schneiderkostüm, das ihre Figur vorteilhaft zur Geltung brachte.
    »Miß Glenny…« sagte ich.
    Sie blickte mich an. Ihre Augen waren entzündet, als ob sie geweint hätte. Das Bett an der Längsseite des kleinen Raumes war unberührt. Davor stand ein Koffer. Er war verschlossen.
    »Es… tut… mir leid, Mr. Cotton«, sagte sie leise. »Ich… ich… glaube, ich habe alles falsch gemacht.«
    Diesen Eindruck hatte ich schon lange. Aber sollte ich ihr deswegen zusetzen und ihr vielleicht Vorhaltungen machen? Sie schien mit sich selbst genug zu tun zu haben.
    »Setzen wir uns«, sagte Steve und deutete auf die winzige Sesselecke. Glenny sah mich an, als ob sie für etwas um Verzeihung bitten wollte. Ihre kleinen Hände öffneten und schlossen sich unaufhörlich, und manchmal ging ein erschrecktes Zucken durch ihren schmalen Körper.
    »Wie… wie geht es Ihrem Freund, Mr. Decker?« fragte sie zögernd. Mir kam es vor, als ob sie vor meiner Antwort Angst hätte.
    »Was wissen Sie von der Sache?« stellte ich die Gegenfrage.
    »Ich… ich konnte es nicht verhindern, glauben Sie mir. Als ich erfuhr, daß er beseitigt werden sollte, war es bereits zu spät.«
    »Er wird durchkommen«, gab ich schroffer zur Antwort, als ich vielleicht gewollt hatte. »Aber jetzt kommen Sie zur Sache, Miß Glenny. Mit Redereien und Komplimenten können wir uns nicht aufhalten. Wie wäre es, wenn Sie mir endlich Ihren wirklichen Namen verrieten?«
    »Ich heiße Glenny Hamilton…«
    In meinem Gesicht verzog sich kein Muskel, obwohl mir die Nennung des Namens Hamilton wie Feuer in die Kehle stieg. Davis Hamilton! Das war der Name, den man uns in Washington genannt hatte. Ein Phantom!
    »Weiter«, sagte ich kurz.
    »Ich bin seine Schwester…«
    »Wessen Schwester?« fragte ich, obwohl ich genau wußte, wen sie meinte.
    »Sie haben meinen Bruder kennengelernt, damals in Pentware. Er… er sieht nicht sehr gut aus, und manche erschrecken vor seinem Äußeren.«
    Ich zündete mir eine Zigarette an, um meine aufgeregten Nerven zu beruhigen. Denn ich gebe zu, ich war aufgeregt. Aufgeregt wie ein Student vor dem Examen. Und ich wußte in dieser Sekunde, daß ich Davis Hamilton zur Strecke bringen würde.
    »In Pentware?« wiederholte ich. »Wollen Sie damit sagen, daß sich die unterirdischen Räume in Pentware befinden?«
    »Nicht direkt, aber ganz in der Nähe. Erinnern Sie sich an Mr. Agortees Villa?«
    »Ja, Sie waren dort. An dem gleichen Abend, als ich Sie entführen sollte.« Sie blickte mich erschrocken an. »Woher wissen Sie das?«
    »Halten Sie mich für dumm, Miß Glenny?«
    Sie schluckte, fragte aber nicht weiter. Statt dessen berichtete sie: »In Mr. Agortees Villa befindet sich einer der geheimen' Eingänge zu den unterirdischen Räumen. Während des letzten Krieges waren darin Forschungslabors für chemische Kampfstoffe untergebracht. Mein Bruder gehörte zu den leitenden Ingenieuren. Bei einem Versuch erlitt er seine furchtbaren Verbrennungen, die ihn zum Menschenverächter machten.«
    »Und da beschloß er, ein Verbrecher zu werden«, ergänzte ich erbarmungslos.
    »Ich will Ihnen helfen«, sagte sie tonlos. »Ich war damals noch ein Kind. Mein Bruder ist mehr als zwanzig Jahre älter als ich.«
    Steve blickte mich mißbilligend an. Er hielt die Art, wie ich mit Glenny Hamilton redete, nicht für angebracht. Vielleicht hatte er recht. Aber wenn ich daran dachte, was alles hätte verhindert werden können, wenn dieses Mädchen gesprochen hätte, dann konnte ich dort nicht freundlich sein, wo ich verurteilen mußte.
    »Dann helfen Sie!« sagte ich. »Wo befindet sich Ihr Bruder?«
    Wieder sah sie mich mit ihren großen Augen stumm

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