Jerry Cotton - 0550 - Der Unheimliche
Park abzusetzen. Jetzt wollten wir es genau wissen.
Mit Steve war ich fast so gut eingespielt wie mit Phil. Wir brauchten uns nicht groß zu verständigen. Wir wußten auch so, was wir zu tun hatten.
Als die beiden Ganoven kaum zehn Yard von uns entfernt waren, zerbrach Steve einen trockenen Zweig.
Sie blieben wie angewurzelt stehen. »Dort sind sie«, sagte der vordere und stürmte los. Sie wären an uns vorbeigerannt, wenn wir ihnen die Suche nicht erleichtert hätten. Wie auf ein Kommando traten wir hinter dem Busch hervor.
»Suchen Sie was?« fragte Steve aufreizend langsam.
Ich hatte die beiden noch nie gesehen. Aber daß sie nicht zur Heilsarmee gehörten, sondern sich ihre Bucks lieber mit der Pistole verdienten, hätte auch ein Anfänger gemerkt.
Fast gleichzeitig zuckten ihre Hände zur Hüfte.
»Aber, aber«, sagte ich vorwurfsvoll und kitzelte sie dabei mit dem Lauf meines Revolvers, »Sie haben die Besen am Tor stehenlassen!«
Sofort fielen ihre Arme wieder herunter. Sie schalteten um. »Was wollen Sie von uns?« knurrte der vordere. »Wenn das ein Überfall sein soll, dann habt ihr euch die Falschen ausgesucht!« Er versuchte es auf die ganz plumpe Tour, um uns abzulenken.
»Macht nichts«, meinte Steve grinsend. »Wir sitzen auf dem trocknen und sind auch mit ein paar Cent zufrieden.« Und während er diese einleitende Rede vom Stapel ließ, trat er blitzschnell an die Männer heran und entwaffnete sie, ohne daß sie die geringste Bewegung zur Gegenwehr machen konnten.
Steve verstand sein Handwerk. Bei den regelmäßigen Schulungen verblüffte er die Trainingsleiter immer wieder durch seine Schnelligkeit.
Die Gangster standen wie die Ölgötzen. Sie schienen überhaupt nicht begriffen zu haben, was nun auf sie zukam. Als der eine wieder anfangen wollte zu reden, stoppte ich ihn dadurch, daß ich den Revolver etwas höher nahm. In den Augen des Mannes lag Nichtverstehen und Stumpfheit, sein Mund stand halboffen und ließ neben ein paar schwarzen Stummelzähnen mehrere Goldplomben sehen.
Steve schob die Burschen ein Stück weiter in die Büsche hinein, so daß wir von der Straße nicht gesehen werden konnten. Er tastete sie noch einmal ab und förderte bei dem, der als einziger bisher den Mund aufgemacht hatte, einen bizarr geformten Schlüssel zutage. Das schien dem nicht zu passen. Denn plötzlich markierte er den wilden Mann und schlug wie ein Irrsinniger um sich.
Noch ehe Steve einzugreifen brauchte, störte ich den Tatendrang des Gangsters durch einen kurz, aber hart geschlagenen Uppercut. Daraufhin legte er sich ohne Umstände ins Gras.
Sein Kumpel rechnete sich noch eine Chance aus, griff seinerseits Steve an und rannte genau in einen Leberhaken hinein. K. o.
»Was machen wir nun mir den beiden«, sagte Steve. »Der dritte wird gleich zurückkommen. Und wenn er merkt, daß die Kollegen verschütt gegangen sind, wird er Alarm schlagen.«
Ich hakte die Handschellen von meinem Gürtel los. Steve steuerte seine bei. Wir fesselten die Gangster so an einen Baum, daß sie sich unmöglich selbst befreien konnten. Außerdem würden sie einige Zeit brauchen, bis ihre Sinne wieder normal funktionierten.
Wir stülpten uns nicht ohne Abscheu ihre verschwitzten Melonen auf und gingen, die wiegende Gangart der beiden Gangster nachmachend, die Hoyt Avenue hinunter.
Gleich darauf kam uns der dritte Ganove von der anderen Seite entgegen. Er winkte heftig! Wir senkten die Köpfe und setzten uns in Trab. Als wir nahe genug heran waren, daß er den Schwindel entdecken konnte, war es für ihn zu spät. Fast gleichzeitig brachten Steve und ich unsere Revolver in Anschlag. Gehorsam streckte er die Arme in die Höhe. Wir drängten ihn um die Ecke, entwaffneten ihn und brachten ihn zum Ford. Auf Diskussionen ließen wir uns nicht ein. Wir waren überzeugt, daß er uns nur aufhalten würde.
Steve verstaute ihn kunstgerecht im hinteren Teil des Wagens und fuhr anschließend den Ford in einen Seitenweg des Astoria Parks, der kaum begangen wurde.
»Was jetzt?« fragte er, als er kurz darauf grinsend zurückkam. Steve war immer besonders gut aufgelegt, wenn Schwung in eine Sache kam. Dann taute er so richtig auf und war kaum zu bremsen.
Ich grinste zurück. »Das Tor steht offen«, sagte ich. »Und die Besen sind auch noch vorhanden. Mal sehen, ob es noch etwas auszukehren gibt!«
***
Die Bewohner des Hauses 83 in der Hoyt Avenue schienen sich absolut sicher zu fühlen. Jedenfalls versuchte uns niemand
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