Jerry Cotton - 0552 - Zur Hochzeit eine Leiche
dessen Sprechfunkgerät dringend geprüft werden mußte, riß sie plötzlich den Kopf hoch.
Über Platz neun flackerte die rote Lampe.
Einen einzigen Augenblick war Linda Ferguson erschrocken. Die rote Lampe bedeutete, daß an diesem Platz der Notruf eines ihrer Fahrer eingegangen war. In vierzehn Jahren hatte Linda Ferguson das etwa dreißigmal erlebt. Überfall auf einen Fahrer, Notgeburt im Taxi auf dem Wege zum Hospital, geplatzter Reifen bei Glatteis und schwerer Unfall — es gab ein paar Dutzend Möglichkeiten, was die flackernde rote Alarmlampe betraf.
Mrs. Ferguson drückte die Taste auf ihrem Schaltpult, die mit einer Neun gekennzeichnet war. Zugleich stülpte sie ihr eigenes Kopfhörerpaar über, aber auf eine Art und Weise, die ihr linkes Ohr freiließ. Sie tat ein paar Dinge gleichzeitig. In das Mikrofon sagte sie: »Neun, ich übernehme. Sie hören mit und schalten das Tonband ein.«
Zugleich griff sie mit der Linken schon zu dem Telefonhörer Schräg vor ihr. Aus den Kopfhörern tönte die heisere, tiefe Stimme eines Farbigen: »Notruf von Wagen 488! Notruf! Notruf!«
»Wir hören,-488. Sprechen Sie!«
Sie legte den Telefonhörer neben sich und begann mit dem Zeigefinger der Linken schon die Notrufnummer der Stadtpolizei zu drehen. Aus den Kopfhörern kam die tiefe Stimme: »Bin im Village. Fahre Siebente Avenue in nördliche Richtung. Neben mir Driver 3418. Sein Mädchen ist gerade vor unseren Augen von zwei Gangstern gekidnappt worden. Wir folgen dem Fahrzeug.«
Linda Fergusons Rechte griff nach dem Rotstift. »Was, für ein Wagen ist es?«
»Ein schwarzer Buick. Kennzeichen BZ 345 Y. Zwei Männer und das Mädchen.«
»Wie heißt das Mädchen?«
In den Kopfhörern war plötzlich eine andere Stimme: »Dorothy Ambers. Rothaarig, ungefähr zwanzig bis zweiundzwanzig Jahre alt. Bitte, lassen Sie uns nicht im Stich. Ich…«
»Wir tun alles, was wir können«, sagte Linda Ferguson und hob den Telefonhörer, weil sie eine Stimme darin quarren hörte. Sie fiel ihr ins Wort: »Funkzentrale der Manhattan Taxi Company. Unser Wagen 488 meldet ein Kidnapping. Zwei Männer in einem schwarzen Buick, Kennzeichen BZ 345 Y, Siebente Avenue, Fahrtrichtung Norden. Das Mädchen ist zwanzig bis zweiundzwanzig Jahre alt. Rothaarig. Ihr Name ist Dorothy Ambers.«
Sie drückte eine andere Taste an ihrem komplizierten Schaltpult.
»An alle Wagen zwischen der vierunddreißigsten und der sechsten Straße!« rief sie. »Geben Sie umgehend Ihre Positionen.« Ein Schaltknopf brachte ihre Stimme in die Kopfhörer der zwölf Sprecherinnen. »Eingehende Positionen notieren, Wagen auf die Siebente Avenue zuführen!« befahl sie, drückte erneut einen Knopf und hörte, wie zugleich aus dem Telefon die Polizeianweisung kam: »Halten Sie uns mit der Position auf dem laufenden! Unsere Leitung bleibt für Sie frei! Ich gebe Alarm für alle Streifenwagen in der Downtown!«
***
Mitten im Flur des großen Apartmenthauses am Central Park blieb Bob Layton plötzlich stehen. Seine Hände tasteten die Rocktaschen ab. Bennett S, Harribert sah sich ungeduldig um.
»Was ist, Layton?« fragte er.
»Ich habe mein Zigarettenetui drin vergessen«, sagte er. »Ich hole es schnell.«
»Ich warte am Lift«, meinte Harribert.
Layton machte kehrt. Er drückte den Klingelknopf vor Marengos Apartmenttür. Ganz schwach hörte man ein melodisches Summen. Die Töne waren unverkennbar: der Anfangstakt von Marengos letztem Erfolgsschlager. Bob Layton zupfte seine Krawatte zurecht und zog das Jackett seines gutsitzenden Anzugs straff.
»Ja?«
Mia Ferling hatte die Tür geöffnet. Sie war ebensogroß wie Layton, trug weiße hautenge Slacks und einen weißen Kaschmirpullover. Das flauschige Kleidungsstück machte klar, daß sie nicht an den falschen Stellen schlank war. Layton riß den Blick von soviel provozierender Weiblichkeit los.
»Ich habe mein Zigarettenetui vergessen. Tut mir leid, daß ich Sie noch einmal stören muß.«
Mia Ferling gab die Tür frei. Der dicke goldfarbene Teppich dämpfte Laytons Schritte bis zur Geräuschlosigkeit. Im Durchgang zu dem großen Kaminzimmer blieb er stehen.
Marengo hob den Kopf. Er hielt einen kleinen Derringer in der Hand, den er sofort verschwinden ließ, als er Layton bemerkte. Layton drehte sich um und vergewisserte sich, daß Mia Ferling die Tür zum Flur bereits zugezogen hatte.
»Ja, was ist?« rief Marengo quer durch das große Zimmer.
Layton setzte sich in Bewegung und ging auf den
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