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Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Titel: Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu Kostenlos Bücher Online Lesen
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einem Drehgriff hatte mich Sharon aufs Kreuz gelegt. Ich kam hoch und griff erneut an. Sharon blieb in der Defensive, lässig und mit herausfordernder Eleganz. Er ließ mich leer laufen, setzte dann einen Nackenhebel an und warf mich erneut zu Boden.
    Benommen schüttelte ich den Kopf. Sharon war immerhin siebenundvierzig Jahre alt. Für einen Mann seiner Altersklasse besaß er eine geradezu verblüffende Beweglichkeit. Seine Kräfte setzte er mit animalischem Geschick ein. Er hatte den richtigen Instinkt für Abwehr und Angriff, und man wurde bei ihm das Gefühl nicht los, daß er während der Auseinandersetzung gleichsam nur mit halber Kraft kämpfte.
    Endlich gelang es mir, ihn einmal zu erwischen. Er sah ziemlich verdutzt aus, als er wieder auf die Beine kam.
    Ich gab mir alle Mühe, jetzt ,eine Wende des Kampfes herbeizuführen, aber Sharon war gewarnt und fightete jetzt konzentrierter. Als wir die Auseinandersetzung beendeten, stand die Partie 5:1 für Sharon.
    Er war dabei kaum ins Schwitzen geraten, nur sein Atem ging ein wenig rascher. Ich schleppte mich an die Bar. Ich brauchte einen großen Whisky, um den bitteren Geschmack hinabzuspülen, den ich im Munde hatte.
    Sharon zog sein Jackett an. »Noch einen Bourbon?« fragte er höflich. Ich schob ihm das Glas hin. Er füllte es und verkorkte dann die Flasche.
    »Sie sollten inzwischen gelernt haben, daß es töricht ist, sich von seinen Gefühlen übermannen zu lassen«, meinte er tadelnd. »Ein Mann kämpft mit seinem Verstand, und der muß immer kühl bleiben… Gefühle heizen ihn unnötig an.« Er redete, als sei er mein Trainer. »Beherzigen Sie das bitte — Sie würden es mir sonst zu leicht machen. Ich brauche Gegner, die mir das Letzte abfordern, Cotton. Sonst macht mir das Ganze keinen Spaß.«
    Ich fühlte mich erniedrigt und gedemütigt. Ich merkte, daß ich darauf brannte, mich zu revanchieren. Das erschreckte mich. Ich spürte, daß Sharon im Grunde schon eines seiner Ziele erreicht hatte. Ich war zu einem Gegner geworden, der ihn haßte. Er hatte mich mit ein paar Kunstgriffen zu dem gemacht, was er haben wollte.
    Als ich das erkannte, wurde ich wesentlich kühler. Sharon hatte recht. Ich mußte einen kühlen Kopf behalten. Nur dann hatte ich eine Chance, gegen Sharon zu bestehen.
    »Ich schlage vor, daß wir morgen früh beginnen«, sagte Sharon lächelnd. »Gleich nach dem Frühstück. Wir nehmen es am besten gemeinsam ein… so gegen acht Uhr. Ist Ihnen das recht?«
    »Was verstehen Sie unter beginnen?« fragte ich ihn lauernd.
    »Sie bekommen ein Gewehr mit sechs Schuß, ein Messer und einen Kompaß, außerdem eine Wasserflasche, eine Flasche mit gutem französischem Kognak und eine Packung Proviant. Es liegt an Ihnen, wie Sie die Vorräte auf- und einteilen. Sie wissen ja, daß Sie sich hier im Hause Nachschub holen können — aber Sie wissen auch, daß das für Sie ab morgen früh mit tödlichen Gefahren verbunden sein wird. Im Hause haben Sie auch die anderen zum Gegner. Ansonsten kämpfen Sie ausschließlich gegen mich. Es liegt an mir, ob und wann ich beginnen werde, Sie zu jagen. Ich gebe Ihnen jedoch zwei Stunden Vorsprung und verspreche Ihnen, daß ich mich vor Ablauf dieser Frist nicht von hier wegrühre. Ich möchte Ihnen noch etwas zeigen — folgen Sie mir bitte.«
    Wir verließen das schloßartige Gebäude und gingen in den dunklen Park hinein. Ganz in der Nähe begannen Hunde zu bellen. Sie überschlugen sich fast vor Aufregung. Vor uns tauchten die Konturen eines Zwingers auf. Mir schlug ein scharfer, ätzender Geruch entgegen.
    »Bleiben Sie stehen«, empfahl Sharon und verschwand. Im nächsten Moment wurde es hell. Drei Lampen beleuchteten den großen Zwinger, hinter dessen solidem Maschendraht vier riesige schwarze Wolfshunde herumtobten.
    Sharon war nicht mehr zu sehen. Er stand offenbar irgendwo hinter dem Zwinger.
    Die Hunde gebärdeten sich wie toll. Sie sprangen an dem Gitter hoch und erreichten dabei mit ihren Pfoten die obere Begrenzung. Ihre scharfen weißen Zähne hoben sich grell von dem Rot der weitaufgerissenen Rachen ab. Die Augen funkelten tückisch und blutgierig.
    Ich merkte, wie mein Herzschlag auszusetzen drohte, als sich plötzlich das Gitter mit einem häßlichen, drohenden Quietschgeräusch hob. Es wurde wie ein Rolladen von einem Elektromotor hochgezogen.
    Die Hunde preschten heraus, als wären sie von Katapulten abgeschossen worden. Sie rasten auf mich zu, geduckt und mit gestreckten Hälsen, ein

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