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Jerry Cotton - 0556 - Das Revolver-Quintett

Jerry Cotton - 0556 - Das Revolver-Quintett

Titel: Jerry Cotton - 0556 - Das Revolver-Quintett Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wohnzimmer. Im Schlafzimmer zog ich die Vorhänge zu, bevor ich eine alte graue Hose, einen dunkelgrauen Rollkragenpullover und einen alten Sakko anzog. Die Schulterhalfter schnallte ich über den Pullover. Die Worte des Maskenbildners fielen mir ein: »Verändern Sie, wenn Sie es können, Ihre Körperhaltung und Ihren Gang. Daran erkennt man die meisten Leute.«
    Ich probierte es mal, aber ich war mir keineswegs sicher, ob ich das stundenlang durchhalten würde. Die Schwierigkeit lag hauptsächlich darin, daß man pausenlos daran denken mußte.
    »So, Jack«, sagte ich, als ich wieder bei ihm stand, »jetzt können Sie sich wieder ans Telefon setzen. Wie gesagt: Wenn Sie Hunger haben, nehmen Sie sich etwas aus dem Kühlschrank. Trinken Sie, was Sie wollen, aber werden Sie nicht betrunken. Sie können auch ruhig auf der Couch ein Nickerchen machen, wenn Sie müde werden. Die Hauptsache ist, daß Sie am Telefon sind, wenn die Kerle zur Kontrolle anrufen.«
    »Sie können sich auf mich verlassen, Mr. Cotton. Ich finde das, offengestanden, ziemlich aufregend. Was werden Sie jetzt tun?«
    »Das ist die große Frage«, gab ich zu. »So richtig weiß ich es selbst noch nicht. Ich weiß eigentlich nur, daß ich zu Hause bleiben soll. Das bringt mich unwiderstehlich in die Versuchung, hinauszugehen. Wenn ich nur wüßte, warum gerade ich zu Hause bleiben soll.«
    »Und warum gerade diese Nacht und den morgigen Tag.«
    »Ja«, sagte ich und wollte schon zur Wohnungstür. Aber dann machte ich kehrt und fragte: »Was haben Sie eben gesagt?«
    »Ich? Was habe ich gesagt? Ach so, ,Warum gerade heute? Das war’s doch.«
    »Warum gerade heute«, wiederholte ich nachdenklich. »Warum gerade heute? Das ist im Grunde dieselbe Frage, Jack, nur aus einem anderen Blickwinkel. Gar nicht so übel. Lassen Sie mich mal nachdenken. Was hätte ich heute alles angefangen? Heute abend und heute nacht nichts mehr. Ich wollte ins Bett. Morgen wäre ich wie üblich aufgestanden und hätte mich angezogen. Das kann eigentlich niemand stören. Dann wäre ich zum Dienst gefahren. Jeden Tag dieselbe Strecke. Jeden Tag dieselbe…«
    Ich sah meinen Doppelgänger groß an. »Mensch, Jack, G-man-Stellvertreter!« rief ich. »Da haben Sie mich auf etwas gebracht. Ich fahre täglich dieselbe Strecke zum Distriktgebäude. Angenommen, Jack, angenommen, morgen früh gibt es auf dieser Strecke irgend etwas Besonderes. Etwas, wovon diese Burschen glauben, daß es mir auffallen würde. Das könnte alles erklären.«
    »Hört sich nicht übel an«, sagte der junge Schauspieler und strahlte vor Stolz, weil er mich auf einen Einfall gebrächt hatte.
    »Ich werde die Strecke auf der Stelle einmal abfahren«, entschied ich, winkte ihm zu und machte mich auf die Strümpfe.
    Beim Portier nahm ich die Wagenschlüssel für einen Ford Fairlane in Empfang, den eine Verleih-Firma gebracht hatte. Mit dem Jaguar konnte ich so lange nicht fahren, wie Jack Dorrin in meiner 'Wohnung saß, um meine Rolle zu spielen. Der Wagen stand vor dem Haus an der Bordsteinkante und war vom Portier mit meiner Kreditkarte auf zunächst zwölf Stunden gemietet worden. Als ich bei ihm aufkreuzte, sagte er: »Ja, bitte, Sir? Was kann ich…«
    Er verstummte mißtrauisch und musterte mich mit gerunzelter Stirn.
    »Na gut«, sagte ich. »Es scheint ja zu klappen. Ich komme wegen des Wagens, Joe. Verraten Sie ja keinem Menschen, daß ich das Haus verlassen habe und plötzlich blond geworden bin.«
    »Mr. Co…«
    »Stop!« grunzte ich.
    Joe kratzte sich in den Haaren. Er war zuverlässig, das wußte ich, aber er brauchte eben seine Zeit, bis er sich an meinen neuen Anblick gewöhnt hatte.
    Niemals zuvor war ich die Strecke zum Distriktgebäude so aufmerksam, so langsam und so bewußt gefahren wie in dieser Nacht. Aber schon nach vier Blocks wußte ich, daß es, wenn meine Folgerung wirklich richtig war, eine verdammt große Zahl von Möglichkeiten gab. Allein an Juweliergeschäften zählte ich vierzehn. Dann gab ich es auf. Dazu kamen Bankfilialen, ein Geldtransportinstitut, Inkassobüros von Versicherungsgesellschaften und ein paar Warenhäuser — alles Stellen, wo Geld in reichlichen Mengen vorhanden sein mußte. Ich kam bis zum Distriktgebäude und hatte nirgendwo etwas Auffälliges entdeckt. Für den Fall, daß mich einer verfolgt hatte, ließ ich den Wagen zwei Querstraßen vorher stehen. Ich schlenderte zu Fuß weiter, und jetzt achtete ich nur noch darauf, ob jemand hinter mir her war. Es

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