Jerry Cotton - 0556 - Das Revolver-Quintett
Geldtransportinstitut.«
»Das ist' mindestens ebensogut wie eine Bank!« behauptete Dorrin.
»Möglich«, gab ich zu. »Aber jetzt wollen wir nicht die Pferde in die falsche Bahn hetzen. Ich komme jeden Morgen an der Firma vorbei. Jeden Donnerstag kommt ein paar Minuten vor mir ein gepanzerter Transporter dort aus dem Hof. Ich hole ihn immer ein und habe meistens Schwierigkeiten, bei unserem Verkehr an dem Ungetüm vorbeizukommen. Ich habe auch schon ein- oder zweimal, als ich früh dran war, gesehen, wie der Transporter gerade herauskam. Da standen mehrere Zivilisten herum, mit Maschinenpistolen unter dem Arm. Und ebenfalls einige schwerbewaffnete Männer in den Uniformen der Transportfirma. Ich möchte wissen, wer da ein Ding drehen will. Der müßte ja eine Kompanie Marineinfanterie zur Verfügung haben. Und nach dem Gemetzel, das es mit Sicherheit gäbe, hätte er anschließend keine Chance mehr, davonzukommen.«
»Das weiß man nicht«, meinte Dorrin. »Dazu müßte man die Einzelheiten kennen. Und die wird Peabody als Chefkassierer schon gekannt haben.«
»Vielleicht«, sagte ich.
»Was haben Sie gesagt? An welchem Tag ist Ihnen der Transporter begegnet?«
»Jeden Donnerstag. Ich weiß auch nicht, wo sie Donnerstag früh Geld hinbringen, jedenfalls habe ich den Transportwagen fast jeden Donnerstag auf der Fahrt zum Distriktgebäude irgendwo unterwegs überholt.«
Dorrin sah mich aufmerksam an.
»Was ist?« fragte ich.
»Gestern war Mittwoch«, sagte er gedehnt. »Und folglich haben wir jetzt Donnerstag!«
Ich sah ihn stumm an. Er hatte recht. Es war Donnerstag! Der Tag, an dem der klobige Geldtransporter unterwegs war! Von einer Firma, in der der alte Peabody als Chefkassierer gearbeitet hatte.
»Geben Sie mir mal das Telefonbuch«, bat ich.
Dorrin fischte es unter dem Apparat hervor und reichte mir den dicken Schinken. Ich fing an zu blättern. Den Namen der Firma kannte ich. Schließlich hatte ich ihn jahrelang an den Türen des Transporters vor mir herfahren sehen. Ich suchte. Dann schrieb ich mir die Nummer auf. Zur Vorsicht suchte ich auch noch die Privatadresse und Rufnummer des Firmenchefs.
»Wenn unsere Idee richtig war, Dorrin«, sagte ich schon in der Tür, »dann werden sie ab acht Uhr jede Viertelstunde anrufen und sich vergewissern wollen, daß ich da bin. Seien Sie schön knurrig! Kein Mensch, der mich kennt, würde von mir in dieser Lage erwarten, daß ich freundlich wäre.«
»Knurren ist gut«, sagte Dorrin. »Da kann man die Echtheit einer Stimme viel schwerer feststellen.«
»Dann tun Sie sich keinen Zwang an. Es ist sogar möglich, daß einer unter irgendeinem Vor wand an der Tür klingelt. Nach dem Motto: Entschuldigen Sie, wohnt hier nicht Mr. Myer?‘ Gönnen Sie dem einen schönen Blick auf mein Gesicht, also Ihres, und bleiben Sie knurrig. Okay?«
»Gern.«
»Also. Bis später.«
»So long!«
Ich machte mich auf die Strümpfe. Vor einer halben Stunde war die Müdigkeit dieser Morgenstunde einmal schwer über mich gekommen. Seit mir die Idee mit dem Geldtransporter gekommen war, fühlte ich mich munter wie ein Fisch im Wasser. Hoffentlich war es wenigstens der richtige Einfall gewesen.
Natürlich hätten wir nach Mrs. Hiller suchen müssen. Aber Wie? Ohne den leisesten Anhaltspunkt, wo sie stecken konnte, war alles Bemühen sinnlos. Wir befanden uns ja nicht in einer Kleinstadt, wo man in ein paar Stunden alle vorhandenen Häuser durchkämmen kann. Um New York systematisch abzusuchen, brauchte man ein Armeekorps und drei Wochen.
Also war der erfolgversprechendste Weg im Augenblick der, den Gangstern durch ihren geplanten Coup auf die Spur zu kommen und dadurch den Weg zum Versteck von Mrs. Hiller und dem kleinen George zu finden.
In der Halle saß Joe auf seinem Platz und schnarchte leise. Schon wollte ich ihn wecken, um den Chef der Geldtransportfirma anzurufen, als mir etwas einfiel. Wenn die Burschen wirklich an dieser Stelle ihren Coup planten, waren vielleicht auch bei dieser Firma die Telefone angezapft.
Ich verzichtete auf den Anruf, ließ unseren Portier sein Nickerchen machen und trat hinaus auf die Straße. Drüben im Osten graute schon der Morgen. Zwanzig bis dreißig Yard vor dem Eingang bemühten sich ein paar Männer, ein kleines Bauzeit dicht am Straßenrand zu errichten. Einer stellte gerade Hinweisschilder für die Kraftfahrer auf. Ich trat an den Ford. Als ich ihn aufschloß, rief einer der Arbeiter: »Fahren Sie uns nicht um, Kumpel, eh?«
Die
Weitere Kostenlose Bücher