Jerry Cotton - 0558 - Ballett mit Maschinenpistolen
zweiten Treffer an meiner Kinnspitze.
Er nahm mir die Luft, und es wurde schwarz vor meinen Augen.
Normalerweise wäre ich k. o. gewesen. Doch ich wußte, um was es hier ging. Ich riß alle meine Kräfte zusammen und zwang mich, die Augen zu öffnen.
Ein dunkler Schatten kam auf mich zu.
Miller, dachte ich.
Und ich hob meine rechte Faust, in der die Handgranate ruhte. Mit aller Kraft schlug ich zu.
Ein Körper fiel gegen mich, warf mich gegen das Blech des Wagens.
Und während ich endgültig in das Reich der Träume einkehrte, hörte ich noch eine Trillerpfeife und wie aus weiter Ferne Captain Hywoods gewaltige Stimme, die aber jetzt für mich fast ein Flüstern war.
***
»Verdammt«, flüsterte Eric Galbay, der zweite Funker der »Star of Yucatan«.
Er schaute auf den Streifen, der aus seinem Gerät gelaufen war.
Zana Oil Company an Mr. Edmond H. Murner an Bord »Star of Yucatan«
— dringend — wegen Kriegsausbruchs im Nahen Osten und hektischer Börsenreaktion an der Wallstreet sofortige Rückkehr außerordentlich ratsam — Cooleman, Generalmanager stand auf diesem Streifen.
»Verdammt«, flüsterte Galbay, der Mann, der von Amthor gekauft war, noch einmal.
Er schaute durch das offene Schott der Funkerkabine nach draußen.
Drüben, an Steuerbord, lagen die großen Hafenanlagen von Staten Island. Die »Star of Yucatan« bewegte sich mit halber Kraft auf die Narrows zu, die Meerenge zwischen der Upper Bay und der Lower Bay, gewissermaßen die Haustür zur unendlichen Weite des Atlantischen Ozeans. Die Fahrt der Millionäre begann gerade erst.
Eric Galbay konnte sich denken, was die an Edmond H. Murner, den Präsidenten der Zana Oil Company, gerichtete Nachricht unter Umständen zu bedeuten hatte. Fast jeder der Passagiere an Bord dieses Partydampfers hatte Interessen an der Wallstreet.
Die Nachricht vom Ausbruch des offenen Krieges zwischen den Arabischen Staaten und Israel konnte hier an Bord wie eine Bombe wirken. Eine Bombe, die die Hochseeparty auseinanderfliegen ließ, ehe sie begonnen hatte.
Ich muß die Nachricht unterschlagen, dachte der bestochene Funker. Die »Star of Yucatan« darf jetzt nicht nach New York zurücklaufen. Die Millionäre dürfen es einfach nicht wissen, daß…
Ein Schatten verdunkelte das Schott. Eric Galbay schrak zusammen und schaute hoch.
Der erste Funker, Daniel Lanshaw, stand vor ihm. Er lächelte.
»Was ist?« fragte er. »Schlechte Nachrichten? Wetter?«
Für Galbay war es zu spät, die fatale Nachricht einfach verschwinden zu lassen. Außerdem dachte er daran, daß er die Nachricht ohnehin nicht unterschlagen konnte. An Bord waren zahlreiche Rundfunk- und Fernsehgeräte. Es konnte nur noch Minuten dauern, bis irgend jemand die Nachricht auf dem Schiff verbreitete.
»Schlechte Nachrichten«, antwortete Galbay. »Krieg zwischen…«
Lanshaw winkte wegwerfend. »Ich habe es gerade im Radio gehört. Auch eine Meldung aus dem Weißen Haus. Wir werden uns heraushalten. Du brauchst dir keinen Kummer zu machen!«
»Das ist es nicht«, sagte Galbay. »Hier ist eine Nachricht für diesen Murner, diesen Ölmillionär. Sein Generalmanager will ihn zurückholen.«
»Soll er doch«, sagte Lanshaw ungerührt.
»He, Dan!« Galbay schrie es fast. »Weißt du nicht, was das bedeutet? Unser schöner Job wird schneller zu Ende sein, als er angefangen hat!«
Lanshaw schüttelte den Kopf. »Möglich, daß unsere Millionäre alle Heimweh bekommen. Aber unsere Heuer für diese Fahrt ist uns so und so sicher. Wir werden nur Vorteile haben. Geld für nichts. Und die Vorräte an Hummer und Kaviar, an Krimsekt und…«
Galbay hörte nicht mehr hin, sondern trennte jetzt den Textstreifen von der Rolle ab, löste die Schutzfolie und klebte den Text auf ein Funktelegramm-Formular.
Dann erst gab er die kurze Bestätigung an die Landfunkstelle.
Er stand auf.
»Gib her — ich nehme dir die Arbeit ab, dem Ölscheich die Hiobsbotschaft zu überbringen«, sagte Dan Lanshaw und nahm ihm das Formular aus der Hand.
Galbay setzte sich wieder vor seine Geräte und brütete vor sich hin. Gewiß, die Heuer für diesen Job war ihm so oder so sicher. Aber Amthor hatte ihm einen nennenswerten Anteil an einer etwaigen Beute versprochen. Und wenn die »Stär of Yucatan« jetzt umkehrte, konnte es keine Beute geben.
In einer knappen Stunde würde dann das Schiff wieder am Pier festmachen. Und in einer knappen Stunde konnte selbst der Syndikatschef Amthor kein Unternehmen gegen die »Star of
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