Jerry Cotton - 0558 - Ballett mit Maschinenpistolen
verborgen hielten, ließen sich auf eine Diskussion mit mir ein. Und alle drei hatten mir bisher mehr oder weniger deutlich gesagt, daß ich verschwinden soll.
Ich hatte schon vielen Gangstern gegenübergestanden. Die wenigsten von ihnen waren erfreut, als sie mich gesehen hatten. Und alle die, die sich mit mir unterhalten wollten, hatten bisher auf die gleiche Weise reagiert. Irgendwie hatten sie angegriffen. Oder sie hatten versucht, meinen Angriff handgreiflich abzuwehren. Diese vier hier aber waren Maulhelden. Sie versuchten, mich durch Reden loszuwerden. Das konnte nur einen Grund haben: Sie mußten unbewaffnet sein!
Zu ihrem Coup gegen die Overseas and Exchange Bank hatten sie sich mit Handgranaten ausgerüstet. Ihre Schußwaffen hatten sie aus irgendwelchen Gründen zurückgelassen.
Doch die Handgranaten lagen, säuberlich in eine Kiste verpackt, hier im Wagen. Bis auf eine einzige. Ich schaute schnell einmal hin. Es war offensichtlich. In dieser Kiste fehlte nur eine Handgranate. Diejenige, die bereits detoniert war.
»He, Teck!« rief der Gangster, der zuletzt mit mir gesprochen hatte, ungeduldig. »Wir haben dir gesagt, daß du verschwinden sollst! Du hast jetzt verdammt die letzte Gelegenheit!«
»So?« fragte ich und stieg langsam vom Fahrrad. Ich lehnte das Gefährt einfach an den Gangsterwagen. Mit einem weiteren Schritt war ich an der rechten Tür. Ich riß sie auf und beugte mich hinein.
Eine Sekunde später hatte ich eine Eierhandgranate in der Hand.
»So«, sagte ich wieder und zeigte meinen Gegnern das heimtückische Ei. »Jetzt können wir uns weiter unterhalten!«
»Nein…«, sagte Frank Miller, der Boß dieser Gruppe. Ängstlich wich er ein Stück in den Hausflur zurück.
Natürlich hatte ich keine Sekunde die Absicht gehabt, die Handgranate tatsächlich zu verwenden. Ich kenne die Eigenschaften dieser Sprengkörper zu gut. Meine vier Gegner waren praktisch wehrlos. Sie konnten mich nur direkt angreifen.
Genau das taten sie.
Ganz unvermittelt kam Miller aus dem Hausflur geschossen. Mit zwei Sprüngen war er plötzlich auf der gegenüberliegenden Seite vom Wagen.
»Wie du willst, Cotton!« sagte er mit einem hämischen Grinsen. »Wenn du mich jetzt mit deiner Handgranate erledigen willst, weißt du, was passiert! Die Kiste ist noch voll! Entweder fliegst du mit mir zusammen in die Luft oder…«
»Oder?« fragte ich.
Seine Hand tastete sich zum Türgriff.
Er gab keine Antwort, aber ich wußte, was er vorhatte. Miller wollte sich ebenfalls eine Handgranate holen. Ich hatte einen Fehler gemacht, als ich mit dem eisernen Ei am Wagen stehengeblieben war. Selbst, wenn ich gewollt hätte, es gab jetzt keine Möglichkeit mehr, die Handgranate zu verwenden.
Ich wußte, daß Miller keine Skrupel haben würde. Sobald er eine Handgranate in die Hand bekam, würde er sie auch zünden. Er hatte es schon einmal getan.
Seine Augen glitzerten tückisch.
Ich machte einen schnellen Schritt nach rechts, so daß nur noch die Motorhaube zwischen uns war.
Es irritierte ihn.
»Bleib stehen!« herrschte er mich an.
Ich hörte es leise knacken, als die Zuhaltungen des Türschlosses zurückglitten. Jetzt konnte es nur noch Sekunden dauern, bis er am Ziel war.
Er durfte es nicht erreichen.
Ich umklammerte mit der rechten Hand meine Handgranate. Mit der linken stützte ich mich auf die Motorhaube und schwang mich hoch. Mit dem linken Fuß rutschte ich zwar auf dem glatten Blech ab, aber ich konnte mich wieder fangen.
Jetzt stand ich hoch über dem Gangster.
Er ließ die Tür los und hob abwehrend die Hände.
»Zurück!« forderte ich ihn auf.
»Komm doch!« sagte er lauernd. Er stand immer noch mit halberhobenen Händen, aber während er eine Sekunde vorher noch Angst hatte, machte er jetzt den Eindruck, als sei er zur Abwehr meines Angriffs bereit.
Ich warf einen schnellen Blick zur Straßenkreuzung und sah, daß dort die Beamten der City Police einsatzbereit standen. Doch im Moment konnte ich sie noch nicht herbeiwinken. Es war nicht auszudenken, was passieren würde, wenn Miller doch noch in den Besitz einer Handgranate kam, während die Cops anrückten.
Es gab nur eine Lösung.
Ich umklammerte meine Handgranate — und dann sprang ich.
Hart prallte ich gegen Miller.
Der Gangster wich zurück, ich wollte ihm folgen, aber er war um den Bruchteil einer Sekunde schneller. Ein furchtbarer Schlag traf mich in die Magengrube. Unwillkürlich knickte ich zusammen. In diesem Moment landete er den
Weitere Kostenlose Bücher