Jerry Cotton - 0558 - Ballett mit Maschinenpistolen
Grün.
»Diesmal schaffst du es überhaupt nicht«, stellte Mark Flower fest. »Du kommst bei Grün hinüber, er aber auch. Los, rechts abbiegen!«
Stuck nahm den Rat widerspruchslos an.
Ohne Rücksicht auf die zahlreichen Fußgänger bog er rechts ab. Die Passanten sprangen schimpfend zur Seite. Aber Stuck kam durch.
»Verdammt!« knurrte er trotzdem.
Die nächste Ampel wechselte gerade von Rot auf Grün.
Was normalerweise für Autofahrer in New York nur ein unerfüllbarer Wunschtraum ist, war jetzt für Stuck und seinen Verfolger eingetreten. Zweimal hintereinander hatten sie in zwei verschiedenen Straßenzügen die grüne Welle erwischt.
»Rot! Rot!« forderte Stuck.
Doch die Ampel blieb auf Grün.
Stuck fuhr langsamer. Er hoffte, den Trick von eben noch einmal und diesmal erfolgreicher zu versuchen.
Der Buick rückte bis auf wenige Yard auf.
»Schau mal, ob du jemand erkennst!« sagte Stuck schnell zu Flower.
»Zwei Kerle«, meldete Flower. »Mehr kann ich auch nicht erkennen. Ein Dicker und ein Dünner. Der Dicke hat einen Hut auf und der Dünne sieht aus, als ob er grinsen würde. Vielleicht grinst er auch…«
»Verdammt!« knurrte Stuck. Er verfluchte die Ampel, die ihn aufreizend grün anleuchtete.
Unendlich langsam schob sich Stuck auf die Kreuzung. Der Gegenverkehr rollte ebenfalls weiter. Also zeigte die Ampel immer noch Grün.
»Du kannst ruhig schneller fahren, der Trick gelingt dir nicht mehr. Unsere neuen Freunde befinden sich auch schon auf der Kreuzung«, berichtete Flower sachlich.
»Verdammt«, knurrte Stuck wieder.
Durch das Langsamfahren hatte sich in der Kolonne vor ihm eine Lücke gebildet. Gerade, als ein Taxifahrer mit seinem Wagen zum Überholen ansetzte, um in die Lücke vor Stucks Wagen zu stoßen, trat der Gängsterboß wieder auf das Gaspedal. Wie von einer Rampe abgeschossen, fauchte der schwere Wagen vorwärts. Flower wurde in die Polster gepreßt, aber er war gleich wieder' oben und schaute wieder nach hinten.
»Jetzt hast du sie überrascht!« meldete er. »Sie bleiben zurück!«
»Endlich!« murmelte Stuck erleichtert.
Doch die Erleichterung hielt nicht; lange an.
»Sie kommen näher! Sie fahren verdammt schnell!« meldete Flower aufgeregt.
An der zweiten Kreuzung hing der Buick mit den unbekannten Insassen wieder unmittelbar hinter Stucks Wagen. Dort blieb er.
Stuck versuchte sein Heil in einem aussichtslosen Wettrennen.
Er raste über die Williamsburg Bridge, durchquerte Queens, erreichte über den Interborough Parkway den Grand Central Parkway und setzte seine wilde Flucht vor dem Verfolgerwagen in nordöstlicher Richtung fort.
»Du bist ja wahnsinnig!« brüllte Flower, doch Stuck hörte nicht auf ihn.
Er verringerte seine Geschwindigkeit nicht, als sich in der Höhe des Alley Park ein Streifenpolizist auf sein überschweres Motorrad schwang und die Verfolgung aufnahm.
Stucks Verfolger kümmerte sich ebensowenig darum. Mit kurzem Abstand rasten die beiden Wagen durch Gien Oaks auf die Stadtgrenze und damit auf den Northern State Parkway zu, der nach Long Island hinausführt.
Den beiden rasenden Wagen folgte der Streifenbeamte auf dem Motorrad.
Seine Sirene ließ den übrigen Verkehr erstarren. Stuck und sein Verfolger hatten freie Bahn. Doch der Streifenpolizist hatte das schnellere Fahrzeug. Yard um Yard rückte er näher.
Etwa in der Höhe des Lake Success, schon jenseits der Grenze von New York City, überholte er den Buick und gab dem Fahrer Winkzeichen, ohne aber sein Tempo zu verringern. 200 Yard weiter befand er sich auf gleicher Höhe mit Row Stuck. Gleichzeitig drückte er seine Maschine immer näher an den Wagen heran.
»Stop, Boß!« sagte Flower mit schwerer Zunge. »Du kannst ihn nicht rammen. Er paßt auf. Und er wird schießen, wenn du nicht parierst. Fahr rechts ’ran und halte…«
»Das wollte ich ohnehin«, sagte Stuck.
Jetzt endlich verringerte er die Geschwindigkeit und lenkte den Wagen gleichzeitig nach rechts.
»Unsere Freunde hinten machen es uns nach! Das gibt zwei verdammte Tickets, wenn uns der Cop nicht gleich zum Schnellrichter bringen läßt«, sagte Flower finster.
Der Buick war von dem unbekannten Fahrer jetzt schon so weit nach rechts gefahren worden, daß er eine Staubwolke vom Bankett aufwirbelte.
»Du, Boß — die wollen wohl wenden und…«
»Mir soll’s recht sein«, sagte Stuck.
Der Wagen rollte aus. Vorne hob der Streifenpolizist sein Motorrad auf den Ständer und schob die Motorradbrille auf den
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