Jerry Cotton - 0561 - Die vertauschte Moerderin
Sadley versprochen, Fotos von Diane Jagg zu beschaffen.«
»In Ordnung, Jerry! Wenn der Butler Miß Jagg auf dem Foto nicht wiedererkennt, ist der Fall erledigt, soweit er Miß Jagg betrifft.«
Ich ging zur Tür.
»Jerry!« Mr. High hielt mich zurück. »Halten Sie es für völlig ausgeschlossen, daß Diane Jagg auf irgendeine Weise aktiv bei diesem Verbrechen mitgewirkt hat? Sich selbst durch Gangster ausschalten zu lassen und dann doch mit ihnen unter einer Decke zu stecken, wäre immerhin ein erfolgversprechender Trick.«
»Nur Tatsachen entscheiden, Sir«, antwortete ich knapp. »Das gilt auch für Diane Jag£!«
Ich holte den Jaguar aus dem Garagenhof des FBI-Hauptquartiers und fuhr zu Dianes Wohnung. Es machte keine Schwierigkeiten, die Tür zu ihrem Apartment mit einem Spezialschlüssel zu öffnen.
Der Schreibtisch stand in der Nähe des Fensters. Ich durchsuchte ihn. In der linken Schublade fand ich die Bilder, von denen Diane gesprochen hatte. Vier oder fünf waren simple Paßfotos, aber ein rundes Dutzend schienen während eines Urlaubs geschossen worden zu sein, denn Diane trug auf diesen Bildern ein Nichts von einem Bikini.
Als ich die Bikiniaufnahmen in die Schublade zurücklegte, fiel mir ein nur wenige Quadratzoll großes, zusammengefaltetes Papier auf. Sehr vorsichtig und nur mit den Fingerspitzen faltete ich es auseinander. Eine primitive Zeichnung zeigte die Umrisse von Räumen. Die Räume waren nur durch Buchstaben gekennzeichnet. Ein Pfeil deutete auf einen Raum, der offenbar unter den anderen lag, und der mit einem »T« gekennzeichnet war. Ich nahm außer den Fotos auch die Skizze mit, fuhr zum Hauptquartier, ließ mir im Labor ein paar Fotokopien machen und gab das Original zur Untersuchung auf Fingerabdrücke.
Rund eine Stunde später saß ich Inspektor Sadley im Hauptquartier der Newark-Mordkommission gegenüber. Ich übergab ihm die Fotos aus Dianes Schreibtisch. Er betrachtete sie sorgfältig. Dann blickte er mich nachdenklich an. Sadley war ein Mann von fünfzig Jahren mit einem kantigen, energischen Gesicht und einer schweren schwarzen Hornbrille, die er von Zeit zu Zeit abzunehmen pflegte. Jetzt nahm er sie ab und’tippte mit dem Bügel auf die Fotos. »Genauso hat der Butler das Mädchen beschrieben. Helles, kurz geschnittenes Haar, großer geschwungener Mund, glatte Haut, prächtige Zähne.« Er wies auf ein gefaltetes Dokument, das auf seinem Schreibtisch lag. »Ich habe einen Haussuchungsbefehl beantragt und erhalten. Ich werde die New York City Police bitten, die Haussuchung durchzuführen.«
Ich schob ihm eine Fotokopie über den Schreibtisch. »Das fiel mir in die Finger, als ich die Bilder holte. Können Sie etwas damit anfangen?«
»Sie fanden es in der Wohnung dieser Diane Jagg?«
»Ja. Es lag zusammengefaltet in der äußersten Ecke der Schublade. Ist es…?«
Er nickte mit dem Kopf. »Eine Skizze der Tresoranlage in der Flinter-Villa! Das sind der Arbeitsraum, das Ankleidezimmer und der Schlafraum. Dieser Schacht soll ohne Zweifel den Lift darstellen, und dieses kleine Quadrat mit dem ,T‘ bedeutet der Tresor. Glauben Sie immer noch an die Unschuld des Mädchens?«
»Ich habe das Original unseren Fingerabdruckexperten übergeben. Wenn sich Miß Jaggs Abdrücke nicht auf der Skizze befinden, halte ich es für erwiesen, daß sie den Wisch nie gesehen hat. Man faßt eine solche Skizze in seiner Wohnung nicht mit Handschuhen an, sondern man verbrennt sie, nachdem man sie studiert hat.«
Der Inspektor setzte die Brille wieder auf. »Lassen Sie uns zur Villa fahren, Cotton!«
Er benutzte seinen Dienstwagen. Ich fuhr mit dem Jaguar hinterher. Die Fahrt endete vor einem großen schmiedeeisernen Tor, vor dem zwei Cops der New Jersey State Police standen. Sadley wechselte ein paar Worte mit ihnen, und einer der Polizisten meldete unsere Ankunft über die Sprechanlage zur Villa. Das Tor rollte zurück. Ich folgte dem Wagen des Inspektors über eine kurvenreiche;, asphaltierte Straße, die durch den Park zum Hauptportal führte.
Sadleys Gehilfe, Detektiv-Sergeant Thomas McNeed, und zwei Beamte hielten sich noch in der Villa auf. Außerdem saß in einem Sessel der Halle ein hochgewachsener Mann von knapp vierzig Jahren mit schwarzem, an der Stirn schon spärlichem Haar. »Das ist Rechtsanwalt David Nichols«, sagte der Inspektor. »Er ist Mrs. Flinters Vermögensverwalter.« Er zuckte die Achseln. »Ich fürchte, wir müssen sagen: Sie waren es.«
Der Anwalt zog ein
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