Jerry Cotton - 0561 - Die vertauschte Moerderin
geschnappt werden will.«
»Nehmen Sie Gas weg, Diane, und erzählen Sie hübsch der Reihe nach.«
Sie verpaßte mir ihre Story zusammengerafft in zwei Dutzend Sätzen. Ich schüttelte den Kopf. »Eine wilde Geschichte!«
»Leider wahr!« schrie sie. »Die Burschen haben alles darauf angelegt, mir diesen Mord in die Schuhe zu schieben. Mein Wagen, meine Kleider, meine Pistole wurden zu dem Verbrechen benutzt.«
»Auch Ihre Pistole?«
»In meinem 34er Derringer fehlen drei Kugeln, und Mrs. Flinter wurde mit drei Kugeln niedergestreckt. Schalten Sie das Radio ein, Jerry, und Sie werden die Einzelheiten hören!«
»Die Gangster konnten nicht Ihr Gesicht benutzen, Diane. Bei einer Gegenüberstellung stürzt das Kartenhaus ein.«
»Und wenn niemand außer der Ermordeten das Gesicht der Person gesehen hat?«
»Unsinn! Glauben Sie, eine Millionärin öffnet ihren Besuchern eigenhändig die Tür? Irgendwer vom Hauspersonal muß die Mörderin gesehen haben. Wenn Sie es wünschen, Diane, werden wir uns treffen und zusammen zum Tatort fahren.«
Sie zögerte, bevor sie antwortete: »Ich mache einen Gegenvorschlag, Jerry! Bitte, rufen Sie die Mordkommission in New Jersey an und informieren Sie sich, wieviel Belastungsmaterial gegen mich vorliegt.«
»In Ordnung! Wo kann ich Sie erreichen?«
Ich registrierte wieder ein winziges Zögern vor der Antwort. »Ich werde Sie in einer Stunde wieder anrufen, Jerry!«
Ich lachte. »Haben Sie Angst, ich könnte Sie verhaften?«
»Ich fürchte, Sie müßten es tun«, antwortete sie todernst, dann hängte sie ein.
Ich drückte die Gabel nieder, ließ sie hochschnellen und wählte die Polizeizentrale von Newark, die für den Distrikt Englewood zuständig ist. Ich mußte ein wenig herumtelefonieren, bis ich herausfand, welche Abteilung der New-Jersey-State-Mordkommission den Fall bearbeitete. Schließlich wurde ich mit Detektivinspektor Allan Sadley verbunden.
»Cotton vom FBI-Distrikt New York. Ich erfahre, daß in Ihrem Bezirk Mrs. Eleonor Flinter ermordet wurde.«
»Ich komme vom Tatort. Ein scheußlich brutaler Raubmord. Die alte Lady wurde kaltblütig von einem Girl niedergeknallt, dem sie voller Vertrauen ihre Schmucksammlung zeigte.«
»Sie verdächtigen Diane Jagg?«
»Genau, aber dieser Verdacht ist schon verdammt nahe an völliger Gewißheit.«
»Wer hat sie identifiziert?«
»Der Butler! Außerdem war sie angemeldet. Mrs. Flinter hatte sie zur Bewachung einer Party engagiert.«
»Auf welche Weise hat der Butler sie identifiziert?«
»Sie zeigte ihm einen Ausweis.«
»Diane Jagg rief vor fünf Minuten bei mir an. Sie erklärte, von Gangstern überfallen worden zu sein. Man nahm ihre Kleider, sperrte sie einige Stunden lang ein und ließ sie dann wieder laufen. Im Radio hörte sie die Meldung, daß sie in der Zwischenzeit einen Mord begangen haben sollte.«
»Das läßt sich einfach lösen, Cotton. Bringen Sie sie her, und wir werden sie dem Butler gegenüberstellen. Er war außer dem Opfer der einzige, der sie gesehen hat.«
»Das Bild im Ausweis stimmte mit dem Aussehen des Mädchens überein?«
»Selbstverständlich, Cotton, aber das muß nicht viel bedeuten. Ein Ausweis läßt sich fälschen.«
»Inspektor .Sadiey, ich habe zwei Fälle bearbeitet, in die auch Diane Jagg verwickelt war. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie einen Mord begangen haben soll.«
»Mag sein, Cotton, daß sie bisher ein braves Mädchen war, aber sie bekam bei Eleonor Flinter eine solche Wagenladung erstklassigen Schmucks zu Gesicht, daß ich mir gut vorstellen kann, wie sie in einem Anfall von Besitzgier die ,Brillanten-Elly‘ umlegte und den Christbaumschmuck einpackte. Ihre Diane Jagg wäre nicht die erste Frau, die wegen eines Halsbandes oder eines dicken Brillantringes einen Mord begeht.«
»Ich werde wahrscheinlich bald zu Ihnen kommen, Inspektor.« '
»Werden Sie diese Miß Jagg zu sehen bekommen?«
»Keine Ahnung! Vorläufig hat sie mir nur versprochen, noch einmal anzurufen.«
»Ich weiß nicht, wieviel Ihnen an dem Mädchen liegt. Sie muß mächtig erstklassig aussehen. Der Butler war so von ihr hingerissen, daß es lange dauerte, bis ich ihn von der Überzeugung abbringen konnte, seine Chefin müsse Selbstmord begangen haben. Hören Sie, Cotton! Ich setze Sie offiziell davon in Kenntnis, daß gegen Diane Jagg ein gerichtlicher Haftbeschluß vorliegt. Ich erwarte, daß Sie das Mädchen ebenso festnehmen, wie es jeder andere Beamte täte, dem sie über den Weg
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