Jerry Cotton - 0562 - Die Peitschenmaenner
vorher.«
Dem Beifahrer nahm ich eine automatische Pistole ab. Der Chauffeur hatte keine Waffe bei sich. Aber eine Fahrlizenz, die auf den Namen Charles Detford lautete.
»Lauf zurück zum Wagen«, bat ich Phil. »Vielleicht findest du etwas Brauchbares, womit wir die beiden verschnüren können.«
Phil rannte los. Gleich darauf kam der Beifahrer wieder zu Bewußtsein. »Wie heißt du denn, mein Goldjunge?« ahmte ich seine Sprechweise nach und hielt ihm dabei seine eigene Kanone unter die plötzlich sehr spitz werdende Nase.
Er öffnete den Mund, es kam aber kein Ton heraus. Nun wurde auch der andere munter, der kaum einen Schritt von ihm entfernt auf dem Waldboden lag.
Er fand sich schneller mit der veränderten Lage zurecht und wollte mir an die Kehle. Leider übersah er dabei meinen linken Uppercut. Er legte sich wieder um, ohne einen Laut von sich gegeben zu haben.
»Dein Freund, Charly Detford, hat keine Manieren«, sagte ich zu dem anderen.
In diesem Moment kam Phil zurück. Er brachte einige Lederriemen mit, die im Kofferraum gelegen hatten. Und unsere Revolver! Ein Umstand, der mich sehr beruhigte.
Der Chauffeur kam in die Wirklichkeit zurück. Phil band die Hände der beiden kunstgerecht auf dem Rücken zusammen, und wir brachten die beiden Gangster zum Wagen.
Die Fahrt nach Queens ging mit umgekehrten Vorzeichen vonstatten. Unterwegs rief ich bei uns im Distriktgebäude an und beschrieb die Kiesgrube. Man versprach mir, noch in der Nacht ein Sprengstoffkommando hinzuschicken.
Von dem, was wir sonst noch vorhatten, sagte ich nichts. Alles war zu unwirklich und zu ungewiß. Ich konnte nicht glauben, daß wir nach den tagelangen vergeblichen Versuchen, eine Bresche in die Organisation zu schlagen, mit einemmal soviel Glück haben sollten.
Im 94. Revier in Queens-Coron lieferten wir unsere Gefangenen ab. Der diensthabende Lieutenant sagte uns zu, die beiden in der 69. Straße abliefern zu lassen.
Wir fuhren zur Villa Mr. Wagoners zurück.
»Hast du einen Plan, Jerry?« fragte Phil, als ich die Limousine zwei Straßen vor unserem Ziel abstellte.
Ich schüttelte den Kopf. »Ich möchte zuerst wissen, was sie mit meinem Jaguar gemacht haben. Dann nehmen wir das Grundstück unter die Lupe.«
Der Jaguar war verschwunden!
Phil hielt mich plötzlich am Arm fest. Ich blieb sofort stehen.
Ein kleiner unscheinbarer Mann kam die Straße herunter. Es konnte gut möglich sein, daß er Mr. Wagoner einen Besuch abgestattet hatte. Die Richtung stimmte.
Aus der Dunkelheit der gegenüberliegenden Seite löste sich ein Wagen und hielt neben dem Kleinen. Der schien es nicht besonders eilig zu haben. Er starrte auf das Haus Mr. Wagoners, das sich deutlich gegen das Mondlicht abhob.
Dann kamen sie! Drei, vier Gestalten. Es gab keinen Zweifel, sie verließen das Grundstück durch das eiserne Gartentor. Gerade als sie den Wagen des Kleinen erreicht hatten, zerriß eine gewaltige Detonation die nächtliche Stille.
***
Mr. Timothy Oakland aus Kentucky, wie er sich nannte, hatte es nicht eilig. Als er das Bürogebäude verlassen hatte, suchte er eine Telefonzelle auf und sprach mindestens fünf Minuten mit dem Teilnehmer in Manhattan. Erst dann bestieg er den Wagen, den Mr. Tansing mit einem Chauffeur für ihn bereitgestellt hatte.
Es war ein anderer als das Taxi, das ihn vom Flugplatz abgeholt hatte.
»Zu Mr. Wagoner«, sagte Oakland kurz. »Wissen Sie Bescheid?«
Der Chauffeur nickte. Sprechen hätte er nicht können, denn er war stumm. Die Organisation liebte es, für bestimmte Dienste solche Leute einzusetzen. Und man sagte sogar, daß diesen Leuten die Sprache nicht immer gefehlt hatte.
Es dauerte eine knappe halbe Stunde, bis das Ziel erreicht war. »Sie warten hier, was auch geschieht«, befahl Mr. Oakland.
Der Chauffeur nickte.
Oakland ging zu dem eisernen Gartentor und klingelte.
Es erging ihm wie uns. Er mußte sehr lange warten, ehe sich jemand an der Sprechanlage meldete. Seltsamerweise war es Mr. Richard Wagoner, der noch vor ganz kurzer Zeit todkrank gewesen sein sollte.
Oakland sagte nur ein Wort: »Tok!«
Sofort öffnete sich das Tor, und Mr. Wagoner stand vor der Haustür, um persönlich seinen späten Besucher zu begrüßen.
Oakland stutzte, als er ihn sah. Das sollte der Chef der Organisation sein, der den Stadtteil Queens in seine Gewalt bringen sollte? Der Mann, der vor ihm stand, war Mr. Wagoner. Aber wie hatte er sich verändert, seit ihn Oakland zum letztenmal bei einer Sitzung der
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