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Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben

Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben

Titel: Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zweifel.«
    Elsas Maschine stand noch auf dem Schreibtisch. Das leere Blatt war eingespannt. An den Zeitschriften und an den Lexika hatte niemand gerührt. Aber die Landkarte von Florida, sie war verschwunden.
    Douglas stand an der Hausbar. Erst jetzt fiel mir auf, daß er seine gesunde Bräune gänzlich verloren hatte. Hohläugig sah er aus, blaß und kränklich. Schweiß stand auf seiner Stirn.
    Er nahm ein großes Whiskyglas, goß es bis oben hin voll, kehrte mir den Rücken zu und trank. Es war offensichtlich: Ich sollte nicht sehen, wie er sich stimulierte. Als er das Glas absetzte, war es leer.
    Douglas drehte sich um und brachte mir einen Long-Drink. Zwei Eiswürfel schaukelten im Glas. Douglas’ Hände zitterten.
    Ich war ein bißchen erstaunt. Daß er an Mary Anteil nahm, fand ich nett. Aber er benahm sich, als wäre die Katastrophe unabwendbar.
    »Wir hatten uns gerade entschlossen, dich anzurufen, Jerry. Vielleicht ist Mary auf einen Trick ’reingefallen. Vielleicht braucht sie Hilfe.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Heute mittag, Douglas, hatten es die Ganoven in der Hand. Was haben sie getan? Sie ließen Mary laufen. Ich halte es für unwahrscheinlich, daß man sie jetzt hier weggelockt hat.«
    Douglas starrte in sein Glas, das er wieder gefüllt hatte. Erst nach einer Weile merkte ich, was mit ihm los war. Nicht die Sorge um Mary ließ seine Hände zittern. Er hatte sein eigenes Problem. Er grübelte und hörte mir kaum zu. In seinen Augen las ich Angst.
    »Als ich heute morgen hier war«, sagte ich, »da… He, ihr beiden! Bitte, hört mal zu-«
    »Entschuldige«, murmelte Douglas. »Ich bin ein bißchen abgespannt.«
    »Davon, daß du trinkst wie ein Bierkutscher, wird das nicht besser. Also: Heute morgen war ein seltsamer Bursche bei Elsa. Du entsinnst dich doch, Elsa. Der Schnurrbärtige. Heute nachmittag ist mir zufällig sein Konterfei m die Hände gefallen. Der Mann ist in unserem Archiv verewigt. Das heißt, er ist vorbestraft. Mehr noch: Er ist ein berufsmäßiger Strolch. Elsa weinte, als er weg war. Ich nehme an, er macht euch Ärger. Aber Elsa wollte nichts sagen. Doch nun mal ’raus mit der Sprache! Schließlich gehöre ich zu den Leuten, die euch helfen können.«
    Elsa sah mich an, als hätte ich sie geschlagen. Douglas’ Augen flackerten. Er wollte sprechen, aber seine Lippen waren wie Sandpapier. Er griff zum Glas, trank, setzte nicht ab, wollte offensichtlich Zeit gewinnen. Als das Glas leer war, sagte er: »Es ist nett von dir, Jerry. Aber du kannst uns nicht helfen.« Er lachte. Es klang blechern und war mächtig verkrampft. »Du kannst uns nicht helfen, weil es nichts gibt, wofür wir Hilfe brauchen.«
    »Wie du willst.«
    Es folgte betretenes Schweigen. Elsa, zusammengesunken in einer Ecke der Couch, zählte ihre Finger. Sie schien jedesmal zu einem anderen Ergebnis zu kommen und begann wieder von vorn. Douglas starrte finster vor sich hin.
    Ich hätte nur noch einen Moment gewartet, dann Hut und Mantel genommen und mich verzogen. Bevor es dazu kam, läutete die Türklingel.
    Elsa sprang auf. »Das ist Mary.« Sie lief hinaus. Ich hörte ihre Schritte im Flur. Sie riß die Tür auf.
    »Mary!« Es klang wie ein Jubelruf. »Bin ich froh! Was haben wir uns Sorgen gemacht. Du hättest nicht Weggehen dürfen.«
    Die Tür fiel ins Schloß. Mary sagte: »Doch, Elsa, es war gut so. Ich habe mit Jenny gesprochen. Jetzt weiß ich über alles Bescheid. Hierher wäre sie nie gekommen. Sie hat Angst. Sie lebt wie eine Ausgestoßene und hat nur noch einen Menschen.«
    Ich hörte das schlappende Geräusch eines Regenmantels, der zum Trocknen auf einen Garderobenbügel gehängt wird. Dann stieß Elsa die Tür auf und schob Mary herein. Die junge Frau machte zwei Schritte. Plötzlich blieb sie stehen, als sei sie gegen ein Hindernis geprallt. Sie sah mich, und ihre Augen wurden weit vor Schreck.
    »Ich wußte gar nicht«, knurrte ich, »daß ich so unbeliebt bin. Elsa und Douglas haben kein Vertrauen mehr zu mir. Und bei Ihnen, Mary, scheint es, als bringe Sie mein Anblick an den Rand einer Ohnmacht.«
    »Unsinn, Jerry!« Douglas mischte sich ein. »Wir vertrauen niemandem so wie dir. Aber in der Angelegenheit, auf die du anspielst, kann uns wirklich niemand helfen. Es ist ganz harmlos, und wir machen das allein. Was Mary betrifft, so bin ich sicher, daß sie dir alles über Jenny erzählen wird.«
    »Wir werden sehen.« Ich beobachtete Mary. Ihr Gesicht glättete sich etwas. Aber Unsicherheit

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