Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben

Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben

Titel: Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
mit frischem, gutmütigem Gesicht. Er hob den Kopf, sah, daß ich hinüber zu Hyram in die Sesselecke steuerte, und döste weiter.
    Ich setzte mich neben Hyram. Er hatte die New York Times gelesen. Mit den Zähnen bearbeitete er den kurzen Stiel seiner Shagpfeife.
    »Du siehst aus, Hyram, als könntest du die Ablösung vertragen. Was Neues?«
    »Adamsky scheint durch New York zu streifen. Aber irgendwann müßte er zurückkommen. Der Portier ist in Ordnung. Er weiß Bescheid. Ich habe ein Zeichen verabredet. Sobald Adamsky ’reinkommt, nimmt er den Hörer ab und sagt dreimal ,Hallo. Dann weißt du, wen du vor dir hast.«
    »Okay. Sag ihm, daß ich deine Ablösung bin.« Ich sah ihm nach, als er zum Empfang ging. Dann griff ich nach der Zeitung, die jetzt auf dem Rauchtisch lag. Es war die gestrige Ausgabe. Hyram redete mit dem Portier, winkte dann zu mir herüber und wandte sich zur Tür. Er wirkte sehr müde.
    Ich legte die Zeitung weg und meinen Hut auf die Sessellehne. Ich zog den Mantel aus und brachte ihn zur Garderobe. Der Sessel war tief und angenehm. Ich versank fast darin, streckte die Beine aus, stapelte Feuerzeug und Zigarettenpäckchen auf den Rauchtisch und stellte mich auf eine lange Nacht ein.
    Als ich wieder zur Zeitung griff, bemerkte ich eine Bewegung an der Tür. Ein Schatten war draußen aufgetaucht. Er wirbelte herein und brachte Regen, Unbehagen und den Hauch der naßkalten Novembernacht mit.
    Ein leises Klicken am Empfang lenkte meinen Blick ab. Der Portier hatte den Hörer abgenommen. Er hielt ihn ans Ohr, schien zu lauschen und sagte’ dann: »Hallo, hallo… Na, so was! Hallo, sind Sie noch da?« Ein unverständliches Gebrummel folgte. Dann fiel der Hörer auf die Gabel zurück. Ein bedeutungsvoller Blick schoß in meine Richtung. Ich nickte kaum merklich und musterte Adamsky. Es war ein knochiger Riese, verpackt in dezenter Maßkonfektion. Fausthiebe hatten sein Gesicht gezeichnet.
    Hinter der Tür blieb er stehen. Er nahm seine Fellmütze ab. Obwohl er noch nicht alt sein konnte, war der Schädel fast kahl. Adamsky blickte zurück, schien zu warten. Ich hob die Zeitung so weit, daß ich nur noch über den Rand schielte. Im nächsten Moment kroch ich in meinem Sessel zusammen, denn ich kannte den Mann, der jetzt hereinkam.
    Es war der Blonde, Marys Entführer, Milberts Komplice.
    Hinter der Zeitung versteckt, war ich zunächst vor den beiden sicher. Es sei denn, sie kamen hierher. Ich riskierte keinen Blick, hörte, wie gie zur Rezeption gingen und wie Adamsky — er sprach rauh und gequetscht — den Schlüssel verlangte. Der Portier, bemüht seine Sache gut zu machen, hob die Stimme, als er sagte: »Bitte sehr, Mr. Adamsky. Angenehme Ruhe, Mr. Adamsky.«
    Schritte. Das Schnappen der Lifttür. Leises Summen. Ich senkte die Zeitung etwas. Die Halle war leer. Ich beobachtete den Stockwerkanzeiger. Der Lift hielt in der fünften Etage. Erwartungsvoll sah mich der Portier an.
    »Sehr gut«, lobte ich. »Wohnt der andere auch hier?«
    »Nein, Sir. Ich sehe ihn zum erstenmal.«
    Es dauerte nicht lange, und der Lift kam wieder herab. Durch ein Loch, das ich mit der Zigarette in die Zeitung gebrannt hatte, beobachtete ich den Blonden. Er nahm keine Notiz von mir. In der Linken hielt er einen prall gefüllten Briefumschlag, den er fast liebevoll ansah. Erst an der Drehtür schob er ihn in die Tasche.
    Die Tür wirbelte noch, als ich in den Mantel fuhr, mir den Hut aufstülpte und hinterhersauste.
    Regenschauer und Nebel empfingen mich. Trotz des Wetters war Betrieb auf der Fifth Ave. Ich sah den Blonden sofort. Er stieg in ein Dodge-Coupe, das mindestens sechs Jahre alt war. Ich lief ein k.urzes Stück in entgegengesetzter Richtung. Mein Jaguar stand in der Nähe. Ich warf mich hinters Lenkrad, startete und folgte dem Dodge.
    Die ersten Schneeflocken des kommenden Winters mischten sich in den Regen. Es war sehr kalt geworden an diesem Abend. Körnig wie Reif schlug sich der Nebel überall nieder.
    Der Blonde fuhr langsam. Er folgte dem Verlauf der Fifth Avenue hinauf nach Norden, einmal längs durch Manhattan.
    Ich hielt Abstand. Trotz meines auffälligen Sportwagens hoffte ich, unbemerkt zu bleiben. Der Ganove war nicht nur mit dem Lenkrad beschäftigt, sondern fummelte — wie ich durch die Heckscheibe sah — auf dem Nebensitz herum und führte dann die Hand zum Mund.
    Über die Madison Ave Bridge rollte der Dodge nach Bronx. Unter uns rauschte und gurgelte die schwarze Flut des Harlem

Weitere Kostenlose Bücher