Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben
Schnurrbärtigen nicht erinnern. Wahrscheinlich hat er ihn nie gesehen, sondern nur der andere ihn. Jedenfalls soll Douglas jetzt zu einer Sache gezwungen werden, die bestimmt gegen das Gesetz verstößt.«
»Nämlich?«
»Douglas soll im Aufträge von Nick Mesher eine Schmuggelfahrt unternehmen. Nick Mesher stellt die Jacht, ein offenbar sehr schnelles, seetüchtiges Schiff. Es liegt im Hafen von Miami Beach. Mit ihm soll Douglas einen Mann durch die Karibische See bis nach Kuba bringen.«
»Nach Kuba? Donnerwetter! Ich glaube, jetzt verstehe ich.«
»Dieser Underwood kam heute morgen hierher, Jerry. Er traf Douglas nicht an, aber er stellte mich vor die Wahl: Entweder übernimmt Douglas den Job, oder die Polizei erhält einen anonymen Brief über seine Vergangenheit. Deswegen, Jerry, konnten wir dir nichts sagen. Du bist unser Freund. Aber es ist deine Pflicht, gegen Douglas vorzugehen. Wir wissen, daß das Gesetz für dich die einzige Verpflichtung ist, der du dich nie entziehst. Du hättest bestimmt versucht, uns zu helfen. Aber über das, was du von Douglas erfahren hättest, hättest du nicht schweigen können. Wie du es auch jetzt nicht kannst.«
»Ein Gericht wird Douglas zur Rechenschaft ziehen. Aber man kann ihn nur für das verurteilen, was er selbst eingesteht. Denn Zeugen und Ankläger gibt es .vermutlich in diesem Fall nicht mehr. Dein Mann wird billig davonkommen.«
Elsa hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich kann nur hoffen.«
»Hat dir Underwood die Karte von Florida gegeben?«
»Ja. Darauf sind die Routen verzeichnet, die Douglas früher gefahren ist. Er soll sich für eine entscheiden. Vorhin, eine Stunde nach Mitternacht, hat er sich mit Underwood im Central Park getroffen. Ich bin fast gestorben vor Angst, Jerry, denn Douglas ist hingegangen mit dem festen Vorsatz, abzulehnen. Nach einer halben Stunde hat das Telefon geklingelt. Eine höhnische Stimme hat mir erklärt, ich könne meinen Mann am Central-Park-Eingang 96. Straße abholen. Mary und ich haben ihn dort gefunden. Bewußtlos, blutüberströmt. Ich weiß aber inzwischen von ihm, wie es gewesen ist. Zwei haben ihn festgehalten, der dritte hat mit dem Rasiermesser auf ihn losgehackt. Dabei ist das nur ein Denkzettel. Sie haben gesagt, sie wollen den anonymen Brief noch nicht schreiben, sondern Douglas morgen abend abholen. Dann wird er nach Miami gebracht und muß dort den Job übernehmen. Douglas hat auf gegeben, Jerry. Er weiß, daß ich an der Reihe bin, wenn er sich noch länger weigert. Er will tun, was Nick Mesher verlangt.«
Ich überlegte. Die zweite Florida-Karte, die die gleichen Markierungen von Küste und Schiffsrouten enthielt, hatte Underwood dem Botschaftsmitglied I. G. Karamow im Castle Clinton Aquarium zugesteckt.
Menschenschmuggel? Es ging nur um einen Mann. Er sollte heimlich aus dem Lande gebracht werden. Nach Kuba. Im Geiste reihte ich die Mosaiksteinchen aneinander. Und fast lückenlos ließ sich ein Bild zusammensetzen. Jetzt sah ich, wie die Ereignisse ineinandergriffen. Die Beweise fehlten mir noch. Aber ich war sicher, daß sich meine Theorie mit der Wirklichkeit völlig deckte. Und die Puzzlespielteile meiner Theorie hießen: Earl Norton, der Meisterspion; Nick Mesher, der Gangsterboß; Karamow, Adamsky und Guerez, die Leute mit dem Hunderttausend-Doilar-Koffer; Douglas Vicente, der den Job erledigen und das Risiko tragen sollte, ohne zu wissen, worum es ging.
Klar, je länger ich nachdachte, um so logischer schien es mir: Earl Norton flieht zu Mesher. Der gibt ihm Versteck und Unterkunft, wendet sich an die Botschaft in Washington und sagt: Ich habe euren Mann. Ist er euch hunderttausend Dollar wert? Er ist es ihnen wert. Drei ihrer Leute kommen nach New York und verhandeln mit Meshers Gang. Mit dem Blonden, mit Underwood. Wahrscheinlich auch mit Mesher selbst. Man wird handelseinig. Die drei aus Washington deponieren das Geld — in einem Schließfach des La Guardia Air- port. Für das Geld aber verlangen sie: Norton muß in Sicherheit, das heißt, außer Landes gebracht werden. Wohin? Kuba liegt vor der Tür. Wie kommt er dort hin? Jetzt kann sich Underwood bei seinem Boß beliebt machen. Underwood hat eine Idee, und Douglas ist das Opfer.
Ich stand auf. »Ich muß Douglas noch ! mal stören, Elsa.« Wir gingen ins Schlafzimmer. Ich knipste das Licht an. Douglas schlug die Augen auf, als ich mich über ihn beugte.
»Wie sahen die drei aus, Douglas?«
Er öffnete den Mund. Es schien ihm
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