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Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Titel: Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke Kostenlos Bücher Online Lesen
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Knirps stand neben dem Mädchen. Die linke Hand hatte sie dem Jungen auf die Schulter gelegt, mit der rechten schob sie ihm gerade einen Riegel Kaugummi in den Mund. Aber auch diese Bewegung erstarrte bei meinem Zuruf.
    Ich ging langsam ein paar Schritte auf die Jugendlichen zu. Dem Anführer baumelte eine Fahrradkette vom linken Unterarm. In der Hand hielt er einen Packen Dollar.
    »Ich bin Jerry Cotton«, sagte ich. »Special Agent des FBI. Ihr seid vorläufig festgenommen. Versucht keine Mätzchen. Die Kugel aus diesem Revolver ist allemal schneller.«
    Ich holte den 38er aus der Halfter und ließ die Jugendlichen in die Mündung blicken. Nicht allein die Tatsache, daß sie acht ohne das Mädchen waren, bewog mich dazu. Ich wollte eine Schlägerei vermeiden, die ihnen ein scharfer Staatsanwalt als Mordversuch an einem Kriminalbeamten auslegen konnte. Mochten sie angestellt haben, was sie wollten, sie waren eben noch halbe Kinder. Aber ich hatte meine Rechnung ohne ihren Anführer gemacht. Der Kerl mit der Fahrradkette steckte die Dollarscheine lässig in die Hosentasche. Mit einem Schlenker ließ er die Fahrradkette übers Handgelenk rutschen, bis sie in seine gekrümmten Finger glitt. Im selben Augenblick hatte er mit der Rechten ein Schnappmesser zum Vorschein gebracht. Ein Druck mit dem Daumen — und die Klinge schoß aus dem Heft hervor, zweischneidig, spitz zulaufend und offenbar von Hand nachgeschliffen.
    »Steck dein Messer wieder ein«, sagte ich warnend. »Es sind deine Finger, die draufgehen, wenn ich auf das Messer schießen müßte.«
    Er sah mich beinahe genießerisch an. Sein Mund verzog sich zu einem hämi-' sehen Grinsen. Nur seine Augen blickten kalt und gefühllos.
    »Soso«, sagte er, wobei er die schmalen Lippen kaum bewegte. »Also Sie wollen mir das Messer aus der Hand schießen. So sehen Sie aus, Sie lausiger Angeber! Sie können mich mal. Wir werden Ihnen das große Maul sehr schnell abgewöhnen. Wir kommen nicht vom Christlichen Verein Junger Männer. Auch nicht von der Heilsarmee. Wir kommen aus Brooklyn, damit Sie’s wissen. Vom Spearland. Schon mal gehört, Bulle? Schon mal was von der ,Murder Inc. vernommen? Hm?«
    »Spiel dich nicht auf«, sagte ich leise. »Außerdem ist es mir egal, wo du herkommst. Von mir aus von Spearland oder von der Park Avenue. Da hinten liegt ein alter Mann, der mit einer Fahrradkette geschlagen worden ist. Du hast eine Fahrradkette in der Hand, und an der Kette klebt Blut. Das genügt mir, Freundchen.«
    Er sah mich einen Augenblick starr an. Aber plötzlich fuhr er herum, riß den kleinen Jungen an sich und preßte ihm mit beiden Händen die Fahrradkette so eng um den Hals, daß der Junge nur noch mühsam röcheln konnte. Dabei ließ der Kerl das Messer nicht los. Zwei Finger seiner Rechten genügten ihm, um das andere Ende der Kette zu packen.
    »Laß deine Kanone fallen, Bulle«, sagte er fast schläfrig.
    »Ich…«
    »Laß die Kanone fallen!« fiel er mir ins Wort, jetzt schrill und scharf. »Oder das Würmchen hier kriegt zuwenig Luft.«
    Der Junge lief schon rot an. Seine Augen verdrehten sich. Ich ließ den Revolver fallen.
    »Stoß ihn mit dem Fuß her!«
    Ich gab dem Revolver einen Tritt. »Nick, Tom, Sharpy! Hinter ihn!« Drei von der Bande drückten sich so weit an mir vorbei, daß ich sie nicht hätte erreichen können, selbst wenn ich es gewollt hätte. Vorhin hatte ich sie noch für halbe Kinder gehalten. Das war vorbei. Gangstertum wächst nach anderen Gesetzen als denen, die in High Schools oder Lehrlingsheimen Geltung haben mögen. Und das Böse ist nicht an Altersgruppen gebunden. Ich bekam eine Lektion in dieser Binsenwahrheit. Kaum waren die drei hinter mir, kommandierte der Blonde, der ihr Anführer war: »Ann, du hältst das Würmchen fest.«
    Er schob ihr den halbbewußtlosen kleinen Jungen hin wie irgendeine leblose Sache. Dann ließ er die Fahrradkette in seiner linken Hand kreisen. Ich hörte das scharfe Zischen, das sie verursachte.
    »Los!« rief er.
    Zwei mörderisch harte Schläge krachten von hinten auf meine Schultern. Es mußten Totschläger mit Stahlkugeln sein, die sie auf meine Schultern schlugen. Der Schmerz ließ mich fast in die Knie gehen. Ich wollte die Hände heben, um mir diese Ratte zu kaufen, aber ich hatte plötzlich das Gefühl, keine Arme mehr zu haben.
    Der Blonde tänzelte heran. »Soso«, sagte er wieder. »Du bist also vom FBI. Ein G-man. Einer von sechstausend Elitebullen, eh? Mal sehen, was eure Elite

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