Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Titel: Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
schon seit vier Jahren eine tragen«, gab er zu, als ob es ihm peinlich sei, davon zu sprechen. »Ich hatte eine Hautkrankheit. In Null Komma nichts waren alle Haare weg. Zuerst habe ich sonstwas angestellt, nur damit ich wieder Haare kriegte. Ich glaube, ich habe sämtliche Haarwuchsmittel, die je angepriesen wurden, ausprobiert. Es half alles nichts. Was sollte ich denn da tun? Wenn man fünfzig'oder sechzig wäre, wollte ich nichts sagen. Aber so?«
    Harris konnte plötzlich ein Lachen nicht verbeißen.
    »Der Junge ist eitel!« kicherte er. »Ist denn das die Möglichkeit. Und ich habe dich immer für eine Denkmaschine gehalten, die Gefühle gar nicht kennt. Und dabei setzt er sich eine Perücke auf den Kopf, nur damit die kleinen Mädchen nicht sehen, daß der weltüberlegene Mr. Lindsay eine Glatze hat.«
    »Halt’s Maul«, sagte Lindsay leise. »Moment mal«, fuhr Harris fort. »Warum trägst du die Perücke jetzt nicht, he?«
    »Du Idiot!« zischte Lindsay und beschloß, den Spieß umzudrehen. »Was habt ihr denn da vorn angestellt, daß alles schiefging? Ich habe durchs Schlüsselloch gesehen, wie ihr auf einmal nervös geworden seid. Da habe ich mir den Schlüssel für die Hintertür mit Gewalt geholt und bin abgehauen. Bist du vielleicht stehengeblieben?«
    Harris sah Lindsay mißtrauisch an. »Soll das heißen«, zichte er an Lindsays Ohr, »daß du erst verschwunden bist, als es schon geknallt hat?«
    »Wann denn sonst? Meinst du, wenn ihr draußen herumballert, obgleich ich euch ausdrücklich eingeschärft hatte, daß es keinen Krach geben darf, meinst du, dann warte ich hinten, bis die Bullen endlich erscheinen und mich hoppnehmen?«
    Harris rieb sich über das Kinn. Konnte das wahr sein? Hatte Lindsay tatsächlich erst die Flucht ergriffen, als die Schüsse gefallen waren? Er war selbst ebenfalls durch das Hinterzimmer entkommen, und er hatte den Filialleiter auf dem Boden liegen sehen. Lindsay hatte also offenbar wirklich Gewalt anwenden müssen, um den Schlüssel für die Metalltür zu bekommen. Soweit stimmte seine Erzählung. Aber stimmte auch das übrige?
    »Und das Geld?« raunte Harris. »Was für Geld?« erwiderte Lindsay ebenso leise. »Meinst du, ich kann in drei, vier Minuten einen Tresor aufkriegen, den ich nie im Leben gesehen habe?«
    »Dann bist du abgehauen, bevor du auch nur einen Dollar in der Hand hattest?«
    »Was sollte ich denn sonst machen? Wenn ihr plötzlich anfangt, Wildwest zu spielen!«
    »Wir haben nicht aus Jux damit angefangen. Und ich glaube dir nicht, daß du den Tresor nicht schon geöffnet hattest! Du bist ein schlauer Fuchs. Du willst mich jetzt nur auf die dumme Tour ’reinlegen.«
    »Dann zeig mir doch mal, wo ich das Geld habe!« forderte Lindsay in gespielter Empörung. »Los, durchsuch mich doch!«
    Tob Harris sah Lindsay mißtrauisch, aber gründlich an. In seinem Gesicht arbeitete es. Nein, es schien kaum eine Möglichkeit zu geben, daß Lindsay eine nennenswerte Summe so einfach in seiner Kleidung hätte unterbringen können. Und eine Tasche hatte Lindsay nicht bei sich, und außerdem waren ja alle Taschen in diesem Abteil von den U-Bahn-Polizisten durchsucht worden.
    Dennoch wurde Harris ein Gefühl des Mißtrauens nicht los. Irgendwie kam ihm die ganze Geschichte zu simpel vor, zu klar, um bei einem gerissenen Fuchs wie Lindsay glaubhaft sein zu können. Aber wenn Lindsay doch den Tresor schon ausgeräumt hatte — oder wenigstens zum großen Teil ausgeräumt hatte —, als die Schüsse fielen, wo konnte Lindsay das Geld versteckt haben? Auf dem Bahnsteig, im Angesicht von ein paar hundert Leuten? Das war doch wohl ausgeschlossen. Hier im Zug ging es noch weniger. Hier saßen an die dreißig Leute, da hätte es doch jemand sehen müssen, sagte sich Harris.
    »Wie lange willst du eigentlich noch hier herumsitzen?« zischte Lindsay. »Meinst du, in dieser Uniform bist du noch lange sicher? Die wissen doch längst, daß ihr solche Uniformen getragen habt!«
    »Na und? Soll ich sie ausziehen und nackt Weggehen? Glaubst du, so käme ich besser durch?«
    Der Zug ruckte einmal, die Türen schlossen sich automatisch, und nach einem zweiten Ruck setzte sich der Zug mit schnell steigender Geschwindigkeit in Bewegung. Lindsay atmete erleichtert auf, und auch Harris fühlte sich sichtlich wohler.
    »Das wurde aber Zeit«, murmelte Lindsay und stand auf. »Ich kann schon nicht mehr ruhig sitzen.«
    Harris erhob sich ebenfalls. Er wollte etwas sagen, aber Lindsay

Weitere Kostenlose Bücher