Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Titel: Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
nicht übel. Auf diesen Riesenbahnhöfen kam es immer wieder vor, daß ein Kind von den Eltern getrennt wurde oder sich losriß und verlief. Und Devvy hatte selbst schon zwei- oder dreimal gehört, wie die Lautsprecher kleinere Belohnungen ausriefen für denjenigen, der ein blondes sechsjähriges Mädchen oder einen brünetten vierjährigen Jungen oder ein schwarzhaariges neunjähriges Mädchen zur Auskunft oder zur Bahnpolizei geleitete, wo es sehnsüchtig von den Eltern erwartet wurde. Die höchste Belohnung, von der er gehört hatte, waren hundert Dollar gewesen — und hundert Dollar waren immerhin eine nette runde Summe.
    Andererseits — es grenzte irgendwie an Kidnapping. Was natürlich eine tolle Sache war. Kidnapper riskierten die unbarmherzigste Verfolgung, die schärfste Strafe. Aber sie waren natürlich auch irgendwie tolle Kerle — in Devvys Augen.
    Er musterte den Kleinen kritisch. Aus der Kleidung war nicht zu schließen, ob er ein Kind reicher Eltern war. Und wenn sie nicht wenigstens wohlhabend waren, würden sie es sich gar nicht leisten können, gleich mit einer Belohnung zu locken.
    »Ach was«, murmelte er. »Schick ihn ’raus. Ich glaube nicht, daß bei denen was zu holen ist.«
    Das Mädchen zuckte mit den Achseln. »Na gut«, murmelte sie schnippisch. »War ja nur ein Vorschlag.«
    Sie schlenderte mit dem Jungen den Flur hinab bis zu den Schwingtüren, die hinaus in die Unterführungshalle gingen. Dort hielt sie ihm einen Türflügel auf und ließ den Jungen hindurchgehen. Plötzlich aber machte sie abrupt kehrt und kam die wenigen Schritte bis zu der Bande zurück. Ihr junges freches Gesicht war blaß geworden, und ihre kalt blickenden Augen verrieten plötzlich Unsicherheit.
    »Draußen wimmelt es von Cops!« raunte sie Devvy zu.
    »Verdammt«, brummte der Anführer. »Ob die uns suchen?«
    »Ich glaube schon«, meinte das Mädchen. »Hast du nicht in den Zeitungen gelesen, daß die U-Bahn-Polizei besondere Maßnahmen eingeleitet hat?«
    »Ich habe so was läuten hören«, gab Devvy zu. »Okay. Dann bleiben wir eben hier drin. Bis die sich draußen die Beine in den Bauch gestanden haben. Irgendwann werden auch die es leid. Los, wir gehen in die Waschräume. Jeder nimmt eine Duschkabine oder ein Wannenbad. Bleibt so lange drin, bis ich pfeife. Wir wollen die Aufregung draußen erst ein bißchen abklingen lassen. Also vorwärts!«
    »Und ich?« fragte das Mädchen. »Im Waschraum is't doch bestimmt eine Aufsicht. Und es ist ein Waschraum für Männer!«
    »Dann bist du eben ein Mann, du Idiot«, sagte Devvy. »Mach deine Jacke zu und benimm dich wie ein Junge. Gibt doch genug Kerle, die heutzutage mit Mädchenmähnen herumlaufen.«
    »Wenn du meinst.«
    Sie schoben sich durch die Schwingtür in den großen Waschraum. An der endlosen Reihe der Waschbecken standen ungefähr vierzehn Männer, zum größten Teil mit entblößtem Oberkörper, und hantierten mit der billigen Seife oder den meterlangen Schlangen der Papierhandtücher.
    Die Bande marschierte quer durch den langen Raum zu den Kabinen für Duschen und Wannenbäder. Ein älterer Neger kam ihnen entgegen. Er war kurzsichtig und trug eine Brille mit so dicken Gläsern, daß man kaum die Augen des Mannes erkennen konnte.
    »Waschen, die jungen Herren?« fragte er geschäftseifrig.
    »Nein, einfrieren«, erwiderte Devvy. »Und man soll uns erst wieder auftauen, wenn diese Mistwelt besser geworden ist.«
    Ein paar von den Jungen kicherten, weil sie das für einen Witz hielten. Der alte Neger hielt es nicht für einen Witz, jedenfalls nicht für einen guten. Er sagte in nachsichtiger Güte: »Sie versündigen sich, Sir. Damit macht man keine Späße.«
    »Soso«, sagte Devvy schläfrig. Er hätte mit dem Farbigen gerne Streit angefangen, wenn sie Zeit dafür gehabt hätten. Aber wer garantierte ihm denn, daß nicht jeden Augenblick die Tür aufging und Cops eine Razzia veranstalteten? Nein, wichtiger war im Augenblick, daß sie in den Kabinen verschwanden. »Baden«, sagte er. »Für jeden eine schöne Wanne.«
    »Eins, zwei, drei«, zählte der Neger mit dem Zeigefinger ab.
    »Neun«, sagte Devvy schnell. »Neun Mann!«
    »So viele Wannen habe ich nicht frei. Nur sechs. Die anderen müssen warten.«
    »Nichts da. Die anderen duschen. Okay?«
    »Wie Sie meinen, Sir. Das macht…«
    »Ich zahle alles zusammen. Aber ein bißchen dalli, Mann. Wir haben nicht viel Zeit!«
    Der Anführer der Rowdys suchte sein Geld hervor.
    »Vergeßt nicht«,

Weitere Kostenlose Bücher