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Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke

Titel: Jerry Cotton - 0564 - Der Mann mit der roten Peruecke Kostenlos Bücher Online Lesen
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machte eine schnelle Geste und deutete auf die schwerhörige Frau, die ein offenkundiges Interesse für Harris zeigte. Vielleicht auch nur für die Uniform, die Harris trug. Jedenfalls wandte sie keinen Blick von ihm.
    »Komm mit an die Tür«, zischte Lindsay. »Vielleicht ist der Alten schon irgendwas aufgefallen.«
    Harris folgte dem Mann, von dem er nicht wußte, ob er ihn und die Kumpels betrogen hatte, der aber immer noch kraft seiner überlegenen Intelligenz einen gewissen Einfluß auf ihn hatte. An der Tür blieb Lindsay stehen und wischte sich den Schweiß von Stirn und Glatze.
    »Verdammt noch mal«, knurrte er dabei. »Und ich hatte den Plan so sauber ausgearbeitet. Was ist denn eigentlich passiert?«
    Das müßte ihn doch ablenken, dachte Lindsay dabei, während er Harris mit scheinheiliger Miene seine Frage zuraunte.
    »Keine Ahnung. Auf einmal stand draußen ein Kerl und hatte einen Revolver in der Hand. Du kennst doch Mac Andrew. Der hatte sich doch vorher schon vor Angst fast in die Hosen gemacht. Ich gab Leon ein Zeichen, und wir blickten beide zur Tür. Und da war es verrückterweise nicht Andrew draußen vor dem Revolverkerl, sondern Leon bei uns drin, der die Nerven verlor. Er schoß zuerst Harris sah während seiner Erzählung hinaus in die Dunkelheit, die im Tunnel herrschte. Lindsay hatte das dumpfe Gefühl, daß Harris ihn belog. Aber letztlich war es gleichgültig. Er hatte ohnedies nicht die Absicht, sein Schicksal mit dem von Harris zu verknüpfen. Ganz im Gegenteil. Er wollte von ihm loskommen — und zwar so schnell wie möglich.«
    »Leon?« brummte Lindsay leise. »Das sieht ihm gar nicht ähnlich.«
    Harris sah immer noch zum Fenster hinaus. »Ja, das dachte ich auch«, behauptete er lahm. »Aber es war eben so. Na, er bekam ja postwendend die Quittung. Der Kerl jagte ihm durch die Tür hindurch eine Kugel in die Brust, bevor er selber in die Knie ging. Dabei schoß er noch einmal, aber ich weiß nicht, ob er noch mal getroffen hat.«
    »Wer? Leon?«
    »Nein. Der hat nur einmal geschossen. Ich meine den Kerl draußen. Ich war ein paar Sekunden richtig verdatdert. Ich wußte doch gar nicht, daß es im Hinterzimmer noch einen Ausgang gab. Aber dann dachte ich, du würdest schon einen Ausweg wissen, und lief ins Hinterzimmer. Da lag der Mann, und hinten stand die Tür einen Spalt breit offen, während du verschwunden warst. Sieh mal an, dachte ich. Der Lump hat uns übers Ohr gehauen, dieses Dreckstück, dieses verdammte!«
    »An deiner Stelle würde ich noch ein bißchen lauter reden. Bis sie dich doch endlich schnappen!«
    »Dann gehst du aber mit«, knurrte Harris. »Bilde dir nur nicht ein, daß ich für deinen sauberen Plan allein den Kopf hinhalte. Außerdem, Lindsay, damit du es weißt, außerdem glaube ich dir nicht, daß du gar nichts erwischt hast. Ich bleibe bei dir, bis du schön mit mir geteilt hast. Darauf kannst du…« Er mußte abbrechen, denn dicht an ihnen vorbei schoben sich Fahrgäste zur Tür. Der Zug fuhr in die nächste Station ein. Harris drückte sich eng an Lindsay. Die Tür ging auf. Lindsay wandte ihr den Rücken zu. Daß er im gegenüberliegenden spiegelnden Fenster die öffenstehende Tür sehen konnte, bemerkte Harris nicht. Sie standen stumm und reglos, während Leute ausstiegen und andere hereindrängten. Dann schob sich die Tür wieder zusammen.
    Und in diesem Augenblick warf sich Lindsay auf dem Absatz herum und sprang hinaus auf den Bahnsteig. Harris zögerte eine halbe Sekunde. Als er nachspringen wollte, klappte die Schiebetür vor seiner Nase zu. Lindsay war ihm entwischt.
    ***
    Der blonde Anführer der jugendlichen Rowdys hörte auf den bürgerlichen Namen Robert John Helldy. Aber seine Freunde und Bekannten nannten ihn Devvy, eine eigenwillige Kurzfassung des Wortes Devil — Teufel. Sie nannten ihn so, weil er es so haben wollte. Er gefiel ihm, »the devil« zu sein.
    Es war neun Uhr und zweiunddreißig Minuten, als Devvy seine jugendlichen Komplicen zu der Schwingtür der Herrentoilette hinaus in den kurzen Flur schob. Das Mädchen ging mit dem kleinen Jungen voran. Sie waren in der Toilette auf den Kleinen gestoßen, und das Mädchen hatte den Knirps sofort mit Kaugummi verwöhnt.
    »Hör mal, Devvy«, sagte sie zu dem jungen Gangboß.
    »Ja?«
    »Sollten wir den Kleinen nicht vielleicht mitnehmen?« fragte das Mädchen leise. »Ich meine — falls eine Belohnung ausgesetzt wird, wer ihn findet.«
    Devvy runzelte die Stirn. Der Vorschlag klang

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