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Jerry Cotton - 0566 - Sie hetzten mich als Moerder

Jerry Cotton - 0566 - Sie hetzten mich als Moerder

Titel: Jerry Cotton - 0566 - Sie hetzten mich als Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mittagspause. Irgendwo in der Nähe mußte eine Kantine sein.
    Ich versuchte, das Motorengeräusch zu orten. Ein anruckendes Drahtseil gab mir die Antwort. Der Motor befand sich in dem eisernen Kasten, hinter dem sich der Mörder versteckte. Und der Kasten war der Teil eines Materialliftes, eine etwa tischgroße Holzplattform, die an den vier Ecken von je einem Drahtseil gehalten wurde.
    Noch einmal ruckte das Seil. Die Plattform hob sich etwas vom Boden ab, schaukelte, verharrte einen Moment, als wolle sie stehenbleiben, bewegte sich dann aber weiter. Sie war etwa einen Yard vom Boden entfernt, als der Mann hinter dem Kasten hervorsprang. Ohne auf mich zu achten, warf er sich vorwärts, griff mit beiden Händen nach dem ihm am nächsten befindlichen Drahtseil, klammerte sich fest, machte einen Sprung und landete bäuchlings auf der Plattform. Seine Beine hingen strampelnd in der Luft.
    Für einen Moment war er völlig wehrlos. Selbst ein Kurzsichtiger ohne Brille hätte ihn mit dem ersten Schuß treffen können. Doch ich schieße nicht auf Wehrlose, auch wenn es sich um Gangster handelt. Und ich brauchte den Mann. Er war der Schlüssel zu den merkwürdigen Ereignissen der beiden letzten Tage. Er durfte mir nicht entkommen.
    Ich rannte los.
    Er sah mich kommen. »Weg!« brüllte er. »Bleib weg, du…« Verzweifelt versuchte er, ganz auf die Plattform zu kommen. Der Lift schwebte höher und höher. Jetzt war er schon übermannshoch. Nie in meinem Leben hatte ich einen Baustellenlift betätigt. Ich überlegte auch in dieser Sekunde nicht, daß es der einfachste Weg gewesen wäre, den Motor abzustellen.
    Ich sah den Mann nach oben schweben, sah, wie der Lift langsam, aber unaufhaltsam aus meiner Reichweite entwich. Ich reagierte instinktiv, machte aus dem Laufen heraus einen mächtigen Sprung, erreichte mit beiden Händen das Drahtseil an der Ecke, die dem Mann gegenüberlag.
    Im Laufen hatte ich meinen 38er in die Halfter gesteckt. Vielleicht nicht ganz richtig. Ich merkte, wie er sich lockerte, wollte ihn halten, konnte es aber nicht, weil ich mit beiden Händen das Seil umklammerte. Die Waffe verlor den Halt, rutschte heraus, traf noch im Fallen meinen linken Fuß. Dann war sie weg.
    Mit einem kräftigen Aufschwung erreichte ich die Plattform. Der Mann auf der anderen Seite versuchte es immer noch. Und die Plattform geriet, immer mehr in Schwingungen. Wie ein Pendel schwang sie aufwärts, geriet immer mehr in die gefährliche Nähe des Stahlskeletts.
    Ich hielt mich mit einer Hand fest, beugte mich zu dem Mann hinunter, packte ihn am Kragen und zog ihn hoch.
    Keuchend lag er zu meinen Füßen. Er schien völlig fertig zu sein. Für Sekunden starrte ich nach oben, jener kaum zu erkennenden Rolle entgegen, über die das Drahtseil des Materialaufzuges lief.
    Dieser Augenblick genügte dem tückischen Verbrecher. Plötzlich umklammerte er meine Beine kurz unterhalb der Knie. Ich verlor den Halt, strauchelte und krachte auf die hölzerne Plattform.
    Der Gangster schlug zu. Im letzten Moment konnte ich mich zur Seite rollen. Seine Faust krachte auf die Bohlen. Ich wirbelte herum, warf mich auf ihn, aber er war flink wie eine Eidechse. Sein nächster Schlag traf mich voll an der Schläfe. Es wurde dunkel um mich.
    Als ich wieder zu mir kam, kniete der Gangster neben mir und versuchte, mich an den Rand der Plattform zu zerren. Ich zog beide Knie an und gab ihm einen Stoß in den Bauch, warf mich hoch und hielt ihn fest. Unsere Köpfe hingen über den Rand der Plattform hinaus. Wir waren schon hoch oben. Unter uns schien die Erde zu taumeln.
    Wie ein riesiges Pendel schlug die Plattform aus, während sie immer höher schwebte. Ich hatte keine andere Wahl, ich mußte den Burschen loslassen, um das Pendeln einzudämmen. Sie drohte nämlich uns beide an den Stahlträgern zu zerschmettern.
    Bevor der Gangster mich wieder fassen konnte, wich ich bis an eines der vier Stahlseile zurück und versuchte, das Schaukeln der Plattform zu hemmen.
    »Hör zu, Gangster«, keuchte ich, »gib’s auf, sonst haben wir beide nur noch eine Chance im Leben!«
    »Du bist Cotton!« keuchte er zurück.
    »…eine Chance«, sprach ich weiter.
    »Nämlich die, wie zwei Fliegen an dem Stahlgerüst zerschmettert zu werden!« Er zog die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Ich habe noch eine Chance, G-man!«
    Zeitlupenhaft langsam faßte er in die Tasche. Er hatte wirklich noch einen Trumpf, den ich in den letzten Sekunden vergessen hatte. Seine

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