Jerry Cotton - 0566 - Sie hetzten mich als Moerder
war, mußte in der Absicht irgendwelcher Leute liegen.
»Fassen wir zusammen«, sagte Mr. High nach kurzer Pause. »In New York läuft ein Mann herum, dessen äußere Erscheinung mit der Jerrys identisch ist. Dieser andere Mann ist ein Verbrecher, ein Mörder. Er hat mindestens einen Mord an einem Mädchen und einen Mord an dem Fotografen in der 112. Straße auf dem Gewissen. Vermutlich ist er aber auch für die fünf, bisher ungeklärten Morde an Mädchen verantwortlich. Dieser Mann wurde gestern nachmittag bei einem Verbrechen fotografiert, und die Fotografie wurde der Polizei übergeben. Der Mann, der das Bild gemacht hat, wurde wenige Stunden später ermordet. Der Grund ist für mich theoretisch klar. Der Fotograf wußte vorher, was er fotografieren sollte. Allein dieser Umstand aber beweist schon, daß die bisher unbekannten Organisatoren der Sache es darauf anlegen, die Polizei über die Person des Täters zu unterrichten. Nach dem, was unvoreingenommen und unter Außerachtlassung der vorliegenden Alibis zu erkennen ist, kann nur ein gewisser Jerry Cotton der Mörder sein.«
Ich wollte etwas dazwischensagen, aber Mr. High bremste mich mit einer Handbewegung.
»Ich schließe aus diesen Überlegungen, daß die verblüffende Ähnlichkeit zwischen Ihnen und dem Mörder unter keinen Umständen ein Zufall ist. Wenn sie aber beabsichtigt ist, dann gibt es dafür wieder nur eine Erklärung: Man will Sie ausschalten, Jerry.«
»Aber wir können doch nicht…«
Auch Phil kam mit seinem Einwand jetzt nicht bei Mr. High durch. Er wurde ebenfalls durch eine Handbewegung gebremst.
»Jerry, es bleibt mir unter diesen Umständen nichts anderes übrig: Um Sie herauszuhauen, müssen wir unter allen Umständen den anderen Mann finden. Wir wissen nicht, wie er heißt, wo er sich aufhält. Wir wissen nur, wie er aussieht. Das bedeutet, daß wir eine Großfahndung auslösen müssen.«
»Großfahndung — nach wem?« fragte Phil.
»Nach Jerry Cotton!« entschied Mr. High kurz.
***
»Welches große Ding hast du vor?« fragte Irvin Rüssel mit schneidender Stimme. Der Mörder stand breitbeinig hinter dem Gangsterboß Charly Melburn, der — mit dem Gesicht nach vorn — an der rauhen feuchten Wand des nicht mehr benutzten Lagerraumes lehnte. Melburn hatte erkannt, daß er hier auf Gedeih und Verderb seinem Widersacher ausgeliefert war. Weit und breit war niemand zu sehen, der ihm zu Hilfe kommen konnte. Trotzdem war er nicht bereit, seinen Widerstand aufzugeben.
»Du hast von mir deine Aufträge bekommen und bist dafür bezahlt worden. Alles andere ist meine Sache!« erwiderte der Gangsterboß störrisch.
»So?« Rüssels Stimme klang belustigt. Doch im nächsten Augenblick versetzte er dem Gangsterboß einen brutalen Tritt in den verlängerten Rücken.
Der Stoß kam für Melburn unerwartet. So prallte der Gangsterboß hart mit dem Gesicht gegen die schmutzige feuchte Wand. Sein Schädel dröhnte, und brennender Schmerz durchzuckte sein Gesicht.
Melburn jaulte auf, drückte sich von der Wand ab und wollte sich umdrehen.
Rüssel, der Killer, hatte diese Reaktion erwartet.
Mit einem Fausthieb ans Kinn fing er Melburn ab. Zum zweitenmal innerhalb weniger Sekunden prallte der Kopf des Gangsterbosses gegen die Wand.
Erst jetzt wurde es Melburn endgültig klar, daß er nicht mehr der Auftraggeber des Killers war, sondern dessen Opfer. »Irvin…«
Doch Rüssel winkte ab. »Fang nicht an zu jammern. Du weißt, daß ich das nicht leiden kann. Ich will Antwort auf meine Frage!«
Schutz suchend lehnte sich Melburn an die feuchte Mauer. Doch sie konnte ihm keinen Schutz geben. Ein weiterer Tritt erwischte den Gangster am rechten Oberschenkel.
»Ich empfehle dir, ganz schnell zu singen«, riet Rüssel mit ruhiger Stimme. »Singen wirst du auf jeden Fall. Jetzt oder später. Mir ist das gleich. Ob es dir auch gleich ist, ist eine andere Frage. Je länger es dauert, bis du redest, um so mehr werde ich dich zusammenschlagen. Außerdem habe ich deine Pistole und mein süßes kleines Messer. Ich kann dir garantieren, daß du in spätestens zehn Minuten ein Krüppel bist, den kein Doktor jemals wieder zusammenflicken kann. Also!« Der feiste Gangsterboß wurde von einem würgenden Schluchzen geschüttelt.
»Welches große Ding hast du vor?« wiederholte Bussel noch einmal seine alte Frage. Charly Melburn war zwar Gangsterboß, aber er war auch ein schlapper, verweichlichter Kerl. Die Rolle als Mann im Hintergrund hatte ihm immer am
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