Jerry Cotton - 0566 - Sie hetzten mich als Moerder
Melburn, der hilflos auf dem Boden lag. »Link ist doch längst tot!«
Der Killer hatte gerade noch einmal zutreten wollen, jetzt bremste er seine Bewegung ab. »Tot?«
»Er ist bei einem Unfall ums Leben gekommen«, erklärte Melburn wimmernd. »Dafür, daß er mich verpfiffen hatte, hat er von der Firma, die wir ausgenommen hatten, eine Belohnung bekommen. 20 000 Bucks. Als er seine kurze Strafe verbüßt hatte, hat er das Geld erhalten. Vor lauter Freude hat er sich dann so besoffen, daß er mit seinem Wagen gegen einen Brückenpfeiler gerast ist. Glaube mir, er ist längst tot.« Der Mörder packte Melburn an den Jackenaufschlägen und riß ihn wieder hoch. Wütend schleuderte er ihn ein weiteres Mal gegen die Wand. »Und mit welchem Gesicht laufe ich herum? Los, sag es! Sofort! Wenn du noch lange stotterst, wird es dir um deine Zähne leid tun!«
»Ich wollte nur, daß du nicht…«
Ein Faustschlag quittierte Melburns Versuch, Ausflüchte zu gebrauchen. »Erzähl mir keine Märchen!« warnte Rüssel. »Ich weiß jetzt,was du vorhast. Es ist völlig blödsinnig, daß ich wegen dieses Planes Mädchen ermorden mußte. Das hast du aus einem anderen Grund von mir verlangt. Weshalb?« Charly Melburn sah ein, daß er endgültig in die Enge getrieben war. Er wußte, daß es nun keinen Zweck hatte, Rüssel irgendwelche Märchen zu erzählen. Der Killer hatte ihm oft genug bewiesen, daß ihm jedes Mittel recht war, um die Wahrheit zu erfahren.
»Link ist damals zum FBI gegangen, um mich zu verpfeifen«, begann Melburn seinen wahrheitsgemäßen Bericht. »Dort gibt es einen gewissen Cotton, Jerry Cotton.«
»Ein G-man?«
Melburn nickte. »Ja. Er hat mich damals verhaftet. Er hat auch den ganzen Fall aufgeklärt. Alles hat er aus mir herausgeholt. Alles. Wenn ich jetzt das Ding wieder drehe…«
»Das interessiert mich nicht«, zischte Rüssel. »Ich will wissen, was ich damit zu tun habe. Mit wessen Gesicht laufe ich herum und weshalb habe ich für dich diese wildfremden Mädchen umbringen müssen? Was hat das mit dem Plan zu tun?«
»Du…« setzte Melburn an. Seine Stimme sank zu einem Flüstern herab, als er fortfuhr: »Du siehst jetzt genauso aus wie dieser Jerry Cotton!«
Der Killer taumelte zurück. Alles hatte er erwartet, nur nicht ein solches Geständnis.
Seine Stimme klang rauh, als er nach einer Weile fragte: »Weshalb hast du das getan?«
»Du mußt das verstehen«, sagte Melburn beschwörend. »Ich muß doch diesen Cotton ausschalten. Wenn ich das Unternehmen starte, darf dieser Cotton nicht mehr beim FBI sein. Er muß so gejagt werden, daß er andere Dinge zu tun hat, als sich um mich zu kümmern. Wenn ich ihn nicht ausschalte, kann ich meinen Plan nicht ausführen. Zehn Minuten nachdem ich das Ding gedreht habe, weiß er doch sofort Bescheid, wer es war. Er steht mir im Weg. Deshalb muß er weg.«
Irvin Rüssel wischte sich über die Stirn, als müsse er einen bösen Traum verscheuchen. »Du erbärmlicher Idiot«, sagte er schließlich. »Das war das Blödeste, was du überhaupt tun konntest. Erkennst du denn nicht, daß du damit genau das Gegenteil von dem erreicht hast, was du erreichen wolltest?«
»Irvin…«
Rüssel winkte unwirsch ab. »Irvin, Irvin«, äffte er nach. »Du hast mich in eine unmögliche Lage gebracht. Meinst du, die Kerle vom FBI wären…«
Plötzlich stockte er. Mit der linken Hand faßte er an sein Ohr und blieb einen Moment überlegend stehen. Dann grinste er verschlagen. »Vielleicht ist das doch nicht so schlecht«, überlegte er. »Wenn ich jetzt zurückgehe zu diesem Doe und lasse mich von ihm noch einmal operieren…«
»Ausgeschlossen!« warf Melburn sofort ein. »Der verlangt dafür ein Heidengeld. Einmal konnte ich es bezahlen. Ein zweites Mal nicht.«
Irvin Rüssel wurde wieder wütend. »So hast du dir das gedacht«, knirschte er.
Wieder machte der Gangsterboß eine abwehrende Bewegung. »Ich muß erst meinen Plan verwirklichen. Dann gebe ich dir gern das Geld.«
Der Killer zog Melburn ganz dicht zu sich heran. »Jetzt werde ich dir eins sagen. Du wirst dein Ding drehen. Es ist mir gleich, ob dieser Cotton ausgeschaltet ist oder nicht. Du wirst es drehen. Schnellstens. Morgen, von mir aus. Und du wirst es genauso tun, wie ich es dir sage. Dein Plan gilt nur so lange, bis du das Geld hast, was du holen willst. Nur so lange, verstanden? Von dem Moment an, in dem du das Geld hast, hörst du auf meine Befehle, die Beute gehört mir. Ganz allein mir. Nicht
Weitere Kostenlose Bücher