Jerry Cotton - 0571 - Ich gegen die Mafia
Sie so hübsch sagten, wieder etwas sicherer werden.«
»Hören Sie mal!« schnaufte Jackson und wurde entgegen seinem Vorsatz nun doch wieder wütend. »Sie behaupten da eine verdammte Menge Dinge, ohne einen Beweis zu haben. Also ich bin ein Mafia-Boß, ja?«
»Ja!« sagte ich klar und scharf.
»Das beweisen Sie mir mal! Sonst lasse ich Sie rupfen wegen Verleumdung! Spielen Sie bloß nicht den großen Mann! Mit Leuten wie Sie werden wir fertig!«
»Wir?« fragte ich.
»Allemal!« brüllte er. »Es kostet mich ein Fingerschnipsen, und alle Ma…«
Er brach gerade noch im letzten Augenblick ab. Ich lächelte ihn an.
»Und alle Mafiosi tanzen nach Ihrer Pfeife. So nennt man ja wohl die Mitglieder eures Vereins, nicht wahr?«
Jackson drehte sich wütend um. Dabei sah er, daß der Stenograf eifrig schrieb. Er stürzte auf ihn zu.
»Schreibt dieser Mistkerl etwa mit?« brüllte er rot vor Wut.
Hywood war mit einem Satz bei Jackson. Er packte ihn mit der Linken und stieß ihn auf seinen Stuhl zurück. »Beim nächstenmal, Freundchen«, grollte Hywoods Gewitterorgan, »wachen Sie im Hospital auf, wenn Sie noch einmal einen von uns angreifen.«
Das Telefon schrillte. Ich nahm den Hörer.
»Da ist jemand, der seinen Namen nicht sagen will«, kündigte eine unserer Telefonistinnen an. »Aber er verlangt den für Randolph und Jackson zuständigen Mann zu sprechen.«
»Stellen Sie durch.«
Es knackte ein paarmal in der Leitung, bevor eine offensichtlich verstellte Männerstimme fragte: »Hallo? Mit wem spreche ich?«
»G-man Jerry Cotton«, sagte ich. »Und wer sind Sie?«
»Das spielt keine Rolle. Ich habe Ihnen einen Vorschlag zu machen…«
Ich brauchte nur eine Taste zu drücken, und das ans Telefon angeschlossene Tonband lief und zeichnete unser Gespräch auf.
»An anonymen Vorschlägen ist das FBI nicht interessiert«, sagte ich.
»Sie werden es sein müssen. Haben Sie schon mal gehört, wie teuer der Westside Bus Terminal gewesen ist?«
»Der Busbahnhof?« fragte ich verdutzt. »Wie teuer der Busbahnhof gewesen ist? Mann, sind Sie betrunken?«
»Ich bin sicherlich ebenso nüchtern wie Sie«, war die kühle Antwort. »Der Busbahnhof hat zweiundfünfzig Millionen Dollar gekostet. Täglich verkehren dort siebentausendvierhundert Autobusse mit etwa zweihunderttausend Fahrgästen. Ich nehme doch an, daß ein Z weiundf ünf zig-Millionen-Ob jekt für euch wichtiger ist als zwei Männer. Oder?«
»Was soll das heißen?« fragte ich.
»Das ist doch ganz einfach: Ihr laßt Jackson und Randolph schön wieder laufen. Oder der ganze riesige Busbahnhof von Manhattan fliegt in die Luft.«
***
Steve Dillaggio hielt den Revolver in der Hand, als er die Tür von Vitessa Barans Apartment aufriß.
»Hu!« rief ein junges Mädchen von etwa zweiundzwanzig Jahren, als es Steves Revolver erblickte.
Das Mädchen trug einen seidenen Hausmantel, der ihre jugendliche, schlanke Gestalt betonte. Sie hatte schwarzes, kurz geschnittenes Haar und ein apartes Gesicht. Steve blickte auf die leere Tasse, die sie in der Hand hielt.
»Ist Vitessa nicht da?« fragte das Mädchen. »Ich wollte sie nur fragen, ob sie mir eine Tasse Zucker leihen kann. Ich habe vergessen, Zucker zu kaufen.« Steve schob sich vor und blickte über die Schulter des Mädchens. Im Flur war niemand zu sehen.
»Kommen Sie ’rein«, bat er.
Das Mädchen trat über die Schwelle. Steve schloß die Tür. Plötzlich erstarrte das Mädchen. Sie hatte die tote Vitessa auf der Couch entdeckt. Aus der Einschußwunde war mittlerweile ein dünner Streifen gesickert, der über Nase und Wange bis zum Hals hinablief.
»Das ist nichts für Sie«, sagte Steve und stellte sich zwischen das Mädchen und die Tote. »Aber Sie wissen jetzt, was passiert ist. Ich bin Steve Dillaggio vom FBI. He, hören Sie mich überhaupt?«
Die Lippen des Mädchens zitterten. Es war, als sähe sie noch durch Steve hindurch die Tote. Steve legte seine Hände auf ihre Arme.
»Es tut mir leid«, sagte er weich. »Ich hätte Sie vorsichtig darauf vorbereiten müssen. Entschuldigen Sie.«
Das Mädchen zitterte jetzt am ganzen Körper. Steve beobachtete sie. Hoffentlich wird sie jetzt nicht hysterisch, dachte er. Und um sie abzulenken, fragte er: »Wie heißen Sie eigentlich?«
Sie hob den Kopf. In ihren Augen schimmerte es feucht. »Ich bin Lu«, sagte sie.
»Lu und?«
»Lu Barrimoor. Ich wohne nebenan.«
»Waren Sie den ganzen Nachmittag zu Hause?«
»Nein. Erst seit etwa halb
Weitere Kostenlose Bücher