Jerry Cotton - 0571 - Ich gegen die Mafia
Wächter des Parkplatzes heran und schob ihm einen Geldschein in die Hand. »Gestern abend war ein Gast hier, der eine Brille mit dunklen Gläsern trug. Können Sie sich erinnern?«
»Ja, Sir«, sagte der etwa Sechzehnjährige eifrig. »Er war der einzige, der mir kein Trinkgeld gegeben hat.«
»Ach ja? Na, versuch mal, dich zu erinnern, was für einen Wagen er fuhr.«
»Einen blauen Plymouth, Sir. Das Kennzeichen fing mit Z an, das weiß ich noch.«
»Absolut sicher?«
Der Junge legte pathetisch die Hand aufs Herz.
»Gut«, sagte Easton. »Dann müssen wir erst noch einmal zurück zu meinem Wagen, Steve.«
»Natürlich.«
In Eastons Wagen ließ sich der Lieutenant über Sprechfunk mit der Zulassungsstelle für Kraftfahrzeuge verbinden.
»Füttert euer Elektronengehirn«, befahl er. »Ich will die Adresse von allen Autobesitzern, die einen blauen Plymouth mit einem Kennzeichen besitzen, das mit einem Z anfängt.«
Sie rauchten schweigend, während sie auf das Resultat warteten. Seit die Zulassungsstelle auf elektronische Datenverarbeitung umgestellt wurde, ist es in New York binnen weniger Minuten möglich, alles über ein bestimmtes Auto zu erfahren, was die Behörden davon wissen. Selbst wenn jemand vergißt, seine gebührenpflichtige Verwarnung zu bezahlen, wird es bei den anderen Daten gespeist und fällt dann automatisch mit auf, wenn der entsprechende Wagen wieder einmal die Aufmerksamkeit der Polizei erregt.
Die Antwort kam schnell. »Okay, Lieutenant. Lassen Sie die Adressen bei uns abholen. Für New Yorker Verhältnisse sind Sie ziemlich gut dran. Es gibt nur 19 blaue Plymouth-Wagen, deren Kennzeichen mit einem Z beginnt.«
***
»Das kann doch nicht wahr sein!« rief ich empört. »Hywood, Phil und ich riskieren Kopf und Kragen, damit wir sie kriegen!«
»Ich weiß, Jerry«, unterbrach mich Mr. High sanft. »Aber es geht nicht anders. Wenn uns irgendein kleiner Ganove mit einer solchen Drohung käme, würden wir ihn auslachen. Aber vergessen Sie nicht: Dahinter steckt die Mafia!«
»Trotzdem ist das verrückt.«
»Natürlich ist es verrückt. Aber was wäre so verrückt, daß es die Mafia nicht doch tun könnte? Ich habe mit Washington telefoniert, mit dem Oberbürgermeister und dem Chef der Stadtpolizei. Alle sind einhellig der Überzeugung — und ich schließe mich dieser Überzeugung an —, daß wir dieses Risiko nicht eingehen können. Das können wir nicht verantworten, Jerry.«
»Man muß den Busbahnhof durchsuchen!«
»Wie stellen Sie sich das vor, Jerry? Es gibt einhundertachtzig Bahnsteige mit nahezu pausenlos ein- oder abrollendem Verkehr. Siebentausendvierhundert Autobusse pro Tag. Wollen Sie jeden Bus durchsuchen? Wollen Sie alle Läden im Busbahnhof schließen und jeden Karton mit Waren öffnen? Wollen Sie die achtundzwanzig Telefonistinnen vernehmen? Jede von ihnen könnte insgeheim für die Mafia arbeiten und die Bombe in den Bau geschmuggelt haben. Wollen Sie vierhundert oder tausend oder was weiß ich wie viele Schließfächer öffnen lassen, alle darin enthaltenen Gepäckstücke herausnehmen und aufbrechen lassen, nur um zu sehen, daß die Bombe dort nicht drin ist?«
»Chef, das FBI hat sich noch niemals erpressen lassen.«
»Keine Regel ohne Ausnahme, Jerry. Und wir wollen erst einmal abwarten, wer zuletzt lacht. Im Augenblick jedenfalls geht es nicht anders.«
Ich schüttelte den Kopf.
»Dann sollten wir den Busbahnhof sperren lassen und alle Leute darin wegschicken. Dann ist wenigstens garantiert, daß niemand zu Schaden kommen kann.«
»Wie stellen Sie sich das vor, Jerry! Einmal abgesehen von der Tatsache, daß so ziemlich unser ganzes Verkehrsnetz zusammenbräche. Zweihunderttausend Leute täglich. Was glauben Sie, wo die überall fehlen würden? Aber wer sagt uns denn, daß bei einer möglichen Explosion nicht auch noch die halbe Nachbarschaft mit in die Luft geht?«
»Ich glaube nicht einmal, daß sie im Busbahnhof viel Schaden anrichten können, Chef. Immerhin ist der Klotz aus solidem Beton.«
»Na und? Sie können theoretisch auch Tausende von Kilogramm Sprengstoff in den letzten Tagen hineinpraktiziert haben. In diesem Gebäude verlaufen sich tagtäglich erwachsene Menschen, so groß ist es. Wir brauchten zweitausend Leute, um es in ungefähr zwölf Stunden durchsucht zu haben. So viele Fachleute gibt es gar nicht. Also hätten wir nach zwölf Stunden, wenn wir unerfahrene Beamte zu Hilfe ziehen, nicht einmal eine Gewähr dafür, daß die Bombe nicht
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