Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits
denn was angestellt? Wir feiern Kid Heflins Sieg!«
»Das geht in Ordnung, Jungens«, sagte ich, »aber dummerweise wurde hier auf einen Menschen geschossen, und ich bin verpflichtet, die Namen aller Augen- und Ohrenzeugen festzuhalten.«
»Wir sind aber keine Zeugen, verdammt noch einmal«, meinte der andere. »Wir haben nichts gesehen, und wir haben nichts gehört. Stimmt’s, Shorty?«
»Stimmt«, nickte Shorty.
»Gerade das ist ein bißchen verdächtig«, stellte ich fest. »Darf ich Sie um…«
Weiter kam ich nicht. Shorty griff mich zuerst an. Es war mein Glück, daß er sich erst von seinem Komplicen lösen mußte und auf diese Weise die Attacke ankündigte. Ich machte einen schnellen Schritt zur Seite und zog die Linke hoch, als er an mir vorbei ins Leere schlug.
Die Erinnerung an das, was ich gerade miterlebt hatte, verlieh meinem Haken den nötigen Drive. Er landete knallhart auf dem Kinn des angeblich Betrunkenen.
Shorty wurde aus der Bahn geworfen. Wie ein überschwerer Querschläger segelte er einige Yard mit rudernden Armbewegungen über den Bürgersteig, dann fiel er hin. Mir blieb keine Zeit, dieses spektakuläre Schauspiel bis in die letzte Phase zu verfolgen. Ich mußte mich gegen den zweiten Angreifer wehren, der mich mit ein paar Tiefschlägen auszuknocken versuchte.
Der Bursche, mit dem ich jetzt kämpfte, hatte den Punch und die ausgefeilte Technik eines Profis. Er hatte gesehen, daß ich mich aufs Kontern verstand, und war nicht bereit, sich eine Blöße zu geben.
Ich forcierte das Tempo, obwohl ich mir über die Risiken dieser Taktik im klaren war. Ich ging einen Kämpfer an, dessen Technik ich nur ahnen konnte. Aber es war wichtig, eine Entscheidung zu erzwingen, noch bevor der angeschlagene Shorty wieder auf seine stämmigen Beine kam.
Mein Gegner versuchte, mich auf Distanz zu halten. Er fightete hart und geschickt und wollte das Tempo verschleppen. Es war klar, daß er es darauf anlegte, seinen Komplicen eine weitere Chance zum Eingreifen zu geben.
Ich kam mit zwei linken Haken durch, die er mannhaft schluckte. Er traf mich einmal mit der Rechten, die ich ebenso stur verkraftete. Dann versuchte er sein Glück mit einem Handkantenschlag. Das gab mir Gelegenheit, ihm meine Kenntnisse auf diesem Gebiet vorzuführen.
Dabei zeigte es sich, daß ich ihm auf diesem Sektor überlegen war. Er fiel um und blieb liegen. Noch ehe ich mich umdrehen und nach Shorty Ausschau halten konnte, hörte ich hinter mir das metallische Zischen eines blitzschnell durch die Luft gezogenen Totschlägers.
Ich riß instinktiv den Kopf zur Seite.
An meiner Backe ratschte das kugelförmige Ende der Stahlrute wie ein Stromschlag schulterwärts und traf dann mein Schlüsselbein. Der Schmerz, der mich durchzuckte und meine Schulter lähmte, pflanzte sich bis in die äußersten Nervenspitzen fort.
Ich wirbelte herum und versuchte, meinen Gegner mit der Rechten zu erwischen, aber diesmal hatte er sich besser auf meine Geschwindigkeit eingestellt. Er jumpte zur Seite, und meine Faust schwang ins Leere.
Er schlug erneut zu.
Gegen einen Totschläger gibt es keine Verteidigung — es sei denn, man arbeitet selbst mit dieser tückischen Waffe oder kann den Angreifer mit einem Revolver stoppen. Ich hatte nur meine Fäuste.
Er erwischte mich zwei weitere Male auf dem schützend vorgehaltenen Unterarm. Jedesmal hatte ich das Gefühl, als schlüge er mir mit der verdammten Stahlrute die Arme in Stücke.
Ich ging zu Boden. Shorty stellte sich neben mich. Dann holte er aus, um mir den Rest zu geben.
Genau darauf hatte ich gewartet. Ich kickte beide Füße gezielt nach oben und traf seinen Unterleib. Er schnellte zurück, als hätte man ihn von einem Katapult abgeschossen.
Ich kam wieder auf die Beine, aber irgendwie hatte ich nicht mehr die Kraft und Beweglichkeit, die den Kampf zu meinen Gunsten entscheiden konnte.
Der Kerl mit dem Totschläger ging sofort wieder auf mich los. Diesmal traf er mich so hart und genau, daß der Kampf für mich zu Ende war. Ich ging zu Boden und merkte, wie der reißende Schmerz sich allmählich in das ölige, wogende Dunkel einer Ohnmacht auflöste.
***
Als ich erwachte, lag ich auf einer Bahre in einem Ambulanzwagen. Neben mir saß ein älterer grauhaariger Herr, der mich durch seine dicken schwarzgerahmten Brillengläser eher neugierig als teilnahmsvoll betrachtete.
Der Schmerz in meinem Kopf signalisierte mir sofort, was geschehen war. Ich versuchte den Oberkörper
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