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Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits

Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits

Titel: Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
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aufzurichten, aber der bebrillte Herr drückte mich mit sanfter Gewalt auf die Bahre zurück.
    Ich war vollständig angekleidet und, soweit ich es sehen und fühlen konnte, nicht ernsthaft verletzt.
    »Ich bin Dr. Cummings«, stellte er sich vor. Er hatte eine sonore angenehme Stimme, die eine fast hypnotisch wirkende Ruhe ausstrahlte.
    »Wie geht es Gene?« fragte ich. Meine Stimme hörte sich an, als hätte ich mit Reißnägeln gegurgelt.
    »Er ist bereits unterwegs zum Operationssaal«, informierte mich der Arzt. »Alles hängt von der Arbeit der Chirurgen ab. Die Operation wird schwierig und riskant sein.«
    Ich richtete behutsam den Oberkörper auf. Cummings drückte mich diesmal nicht zurück, aber er sagte: »Bleiben Sie lieber liegen. Es ist Ihr Glück, daß Sie einen so harten Schädel haben — ein anderer wäre mit einem solchen Schlag kaum fertig geworden. Der Fahrer bringt Sie zum Präsidium. Die Polizei möchte sich mit Ihnen unterhalten. Nehmen Sie diese Tablette hier, sie wird Ihnen helfen.«
    Ich schluckte die Pille, die der Doc mir gab, und blieb gehorsam auf der Bahre liegen. Dr. Cummings stieg aus. Kurz darauf ruckte der Wagen an, und wir fuhren los.
    Ich schloß die Augen und ließ in Gedanken nochmals die Gesichter der beiden Schlägertypen Revue passieren. Sie hatten sich mir fest eingeprägt. Vielleicht konnte man im Präsidium mit der Beschreibung etwas beginnen. Wenn nicht, würde ich am nächsten Tag Peiker, unseren Zeichner, darum bitten, die Konterfeis dieser Burschen anzufertigen. Peiker war ein Genie, wenn es darum ging, nach halbwegs präzisen Angaben Zeichnungen herzustellen.
    Der Ambulanzwagen fuhr nicht schnell. Sein angenehmes Schaukeln wirkte einschläfernd. Vielleicht lag es auch an der Pille, daß ich tatsächlich einnickte. Ich erwachte und schrak leicht zusammen, als der Wagen plötzlich scharf bremste.
    Ich rieb mir die Augen und richtete meinen Oberkörper auf. Der Fahrer stellte den Motor ab. Wir waren am Ziel. Der vordere Wagenschlag klappte, Schritte entfernten sich.
    Ich schwang die Füße auf den Boden und erhob mich. Dann tappte ich zur Tür. Ich stieß sie auf und runzelte die Stirn, als ich in pechschwarzes Dunkel starrte.
    Ich hatte erwartet, den Hof des Polizeipräsidiums zu sehen, aber damit lag ich schief. Ich sprang aus dem Wagen ins Freie, plötzlich hellwach; Unter mir war der harte, steinige Boden eines Feldweges. Ein milder nächtlicher Westwind umfächelte meine Stirn. Die Lichter von Indianapolis waren gut drei Meilen von hier entfernt; sie stachen ein abstraktes Muster in den Nachthimmel.
    Ich ging um den Wagen herum: kein Zweifel, es war ein Fahrzeug der Polizei. Der Fahrer und der Beifahrer waren nirgendwo zu sehen.
    »Hallo?« rief ich. Niemand antwortete.
    Mir kam plötzlich zum Bewußtsein, daß ich vor der weißen Fläche des Wagens ein prächtiges Ziel bildete. Ich machte ein paar Schritte in die Dunkelheit hinein und kauerte mich dann auf den Boden.
    Der Nachtwind spielte mit Gräsern, Büschen und Bäumen. Außer diesem leisen Rauschen und Raunen war nichts zu hören.
    Plötzlich hörte ich ein leises Quaken, eine verzerrt und blechern wirkende menschliche Stimme. Sie kam aus dem Führerhaus der Ambulanz.
    Ich wartete noch einige Sekunden, dann huschte ich geduckt zum Wagenschlag und öffnete ihn. Auf dem Fahrersitz lag ein Walkie-Talkie, ein Funksprechgerät. Die Antenne war ausgefahren.
    »Hallo, Mr. Cotton, Hallo, Mr. Cotton!« sagte die Stimme. »Nehmen Sie das Gerät in die Hand, bitte. Wir haben Ihnen etwas mitzuteilen.«
    Ich zögerte nicht, der Aufforderung nachzukommen. Das Ding konnte nicht mit Sprengstoff geladen sein. Wenn man die Absicht gehabt hätte, mich aus dem Wege zu räumen, wäre das schon unterwegs möglich gewesen.
    Ich nahm das Gerät in die Hand und entfernte mich einige Yard von dem Fahrzeug. Dann drückte ich die Sprechtaste. »Ja, was gibt es?«
    »Was halten Sie von unserem hübschen kleinen Gag?« fragte mich eine quäkende Männerstimme. Es war ein Gerät aus dem zweiten Weltkrieg; man konnte diese Dinger für einen Pappenstiel aus Armeeüberschüssen kaufen.
    »Ich bin Ihnen sehr dankbar«, spottete ich. »Ein bißchen kühle, frische Nachtluft ist genau das richtige für meinen Brummschädel.«
    »Wir sind glücklich, daß Sie so vernünftig reagieren«, höhnte die Stimme. »Vernunft ist nämlich die einzige Basis, auf der wir uns einigen können. Es war übrigens gar nicht schwer, den Fahrer und den Beifahrer

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