Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits
mir her. Das Geräusch war weithin zu hören.
Ich warf mich zu Boden, keine Sekunde zu spät. Eine Geschoßgarbe aus einer Maschinenpistole strich gefährlich nahe an mir vorbei. Der Schütze feuerte noch zweimal in die Richtung, aus der er das Geräusch vernommen hatte.
Ich blieb liegen und lauschte angestrengt. Wenn die Burschen mit Lampen nach mir suchten, war ich geliefert. Ich hörte das Brechen von Zweigen und das metallische Klappern umgehängter Waffen. Wenn mich nicht alles täuschte, handelte es sich um zwei Personen. Sie eilten in entgegengesetzter Richtung davon.
Ich wartete, bis die Geräusche verstummten, und fragte mich, ob die Gangster mich in eine Falle zu locken versuchten. Schließlich hatte ich ihnen klar zu verstehen gegeben, daß ich nicht daran dachte, mich ihren Forderungen zu beugen.
Es war denkbar, daß die Männer einen Bogen schlugen und mich am Ambulanzwagen zu stellen hofften, um mir dort eine letzte Lektion zu erteilen.
Meine Augen hatten sich so weit an die Dunkelheit gewöhnt, daß ich etwa dreißig Yard weit sehen konnte. Der Wind hatte nachgelassen. Um mich herum herrschte Totenstille. Rund eine halbe Meile von mir entfernt huschten die Scheinwerfer langer Autokolonnen über einen Highway.
Ich wartete zehn Minuten, dann pirschte ich mich weiter an den Ambulanzwagen heran. Noch ehe ich ihn erreicht hatte, sah ich nördlich von mir ein Scheinwerferpaar aufblitzen. Ich hörte, wie eine Maschine angelassen wurde.
Für mich gab es keinen Zweifel, daß der Wagen den Gangstern gehörte. Einer der Burschen hatte die Ambulanz gelenkt, der andere war ihr mit einem Privatwagen gefolgt und hatte ihn in der Nähe abgestellt.
Ich folgte den roten Schlußlichtern des Wagens mit den Augen. Er war knapp dreihundert Yard von mir entfernt und rollte in langsamer Fahrt auf den Highway zu. Die Form der Heckleuchten sprach dafür, daß es sich um einen Ford Fairlane handelte, aber ich war meiner Sache nicht völlig sicher. Ich sah, wie sich der Wagen in den fließenden Verkehr einordnete und in Richtung Indianapolis davonfuhr.
Oder war es ein Liebespaar, das für ein Stündchen die Einsamkeit gesucht hatte und von den plötzlichen Schüssen verscheucht worden war? Nein, das war unwahrscheinlich. Immerhin war seit der Knallerei fast eine Viertelstunde verstrichen.
Ich hatte keine Lust, noch länger zu warten, und warf das Funksprechgerät in den Ambulanzwagen. Es war nicht anzunehmen, daß dem Gerät die Prints meiner Gegner anhafteten, aber möglicherweise ließ sich feststellen, wo es gekauft worden war.
Die Gangster hatten den Zündschlüssel mitgenommen, ich war also gezwungen, die Kabel kurzzuschließen. Minuten später rollte ich auf den Highway zu, und vierzig Minuten danach lenkte ich den Ambulanzwagen in den Hof der Fahrbereitschaft des Polizeipräsidiums.
Ein Sergeant stürzte auf mich zu.
»Mann, wir haben bereits sämtliche Patrolcars auf den Krankenwagen angesetzt«, stieß er hervor. »Ist Ihnen etwas zugestoßen, Sir?«
»Nur das übliche«, erwiderte ich ihm. »Ein paar Schüsse in der Nacht.«
***
Mr. High beugte sich über den Schreibtisch nach vorn. Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln, aber seine klaren blauen Augen blieben verhalten prüfend und fast ein wenig besorgt.
»Sie sehen abgespannt aus, Jerry.«
»Ich habe nur drei Stunden geschlafen«, berichtete ich wahrheitsgemäß. »Offen gestanden, ist es mir schwergelallen, gleich nach der Vernehmung abzufliegen. Ich wäre lieber in Indianapolis geblieben.«
»Fahren Sie nach Hause und nehmen Sie eine weitere Mütze voll Schlaf«, sagte Mr. High. »Danach sehen wir weiter.«
Phil saß neben mir. Ich spürte, wie er mich ansah, aber ich erwiderte seinen Blick nicht.
»Ich bin nicht müde, Sir«, sagte ich. »Ich bin nicht ab-, sondern angespannt. Ich kann nicht vergessen, was die Gangster Bert Steeple und Gene Marvin angetan haben.«
Mr. High nickte und rückte einen Zettel zurecht, den er vor sich liegen hatte. »Beide werden durchkommen — wenngleich die Gesundung monatelang dauern kann und nicht frei von Gefahren sein dürfte.«
Ich berichtete, was ich in Indianapolis erlebt hatte, und schloß: »Nach alledem gibt es keinen Zweifel, daß die Syndikate auch den Motorrennsport in den Griff bekommen haben. Es wird Zeit, daß wir etwas dagegen unternehmen.«
Mr. High schaute Phil an. »Ich stimme Jerry zu. Sind Sie bereit, sich sofort damit zu befassen?«
Phil hob verdutzt die Augenbrauen. »Ohne
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