Jerry Cotton - 0573 - Ich stuerzte den Gangster-Koenig
letzten sechs Monaten gesehen wurde. Außerdem sieh dich nach einem Bild von King um. Bisher habe ich nur zwei Leute getroffen, die ihn jemals gesehen haben, seinen Anwalt und seinen Fahrer. Den Anwalt konnte ich in meiner Tarnrolle nicht fragen, und von dem Fahrer würde ich keine Antwort bekommen.«
»Den Aufenthaltsort der Jacht zu finden kann lange dauern«, sagte Phil. »Und wir können den Anwalt nicht zu einem Verhör kommen lassen, ohne daß Verdacht auf dich fällt.«
»Es kann einige Tage dauern. Das macht nichts. Ich gehe ohnedies nicht aus Mott Haven weg, bevor nicht die nächste Lieferung für Mr. King eingetroffen ist. Die nächste Aufgabe ist für dich leicht zu lösen. Im Residential-Hotel findet eine Versteigerung statt; zu der Mr. King vielleicht erscheinen wird. Bitte, stell fest, was in dem Hotel versteigert werden soll.«
»Geht in Ordnung!« Für einige Minuten widmeten wir uns dem Essen. Dann fragte Phil: »Du bist sicher, daß unser großer Unbekannter seine Befehle durch ein Walkie-Talkie-Gerät erteilt?«
»Ich habe es gesehen, und Dennis Glover bestätigte es.«
»Jeder, der ein solches Gerät besitzt, könnte alle Gespräche mithören.«
»Die Walkie-Talkies für den Hausgebrauch arbeiten zwar alle auf der gleichen Frequenz, aber es genügt, die Frequenz ein wenig zu verändern, was technisch sehr einfach ist, und alle anderen zufälligen Mithörer vernehmen nur undefinierbare Geräusche.«
»Trotzdem werde ich mich, falls diese Sache noch lange dauert, in Hank Scolaros Nähe auf halten und mit Frequenzen herumspielen. Wir könnten auch versuchen, Scolaros Gesprächspartner anzupeilen.«
»Ich fürchte, die jeweilige Gesprächsdauer ist so kurz, daß sie für eine Peilung nicht ausreicht. Außerdem ist die Reichweite der Walkie-Talkies so gering, daß wir so nahe herangehen müßten, daß die Gefahr der Entdeckung zu groß würde. Ich hoffe, ich kann den ›König‹ mit meiner Methode weit genug aus der Reserve locken.«
»Mir macht nur ein Gedanke Sorge, Jerry«, sagte Phil und stocherte in dem grüngefärbten Hühnerfleisch herum. »Woher wissen wir, daß ›The King‹, die Scolaro-Gang und die Cursky-Leute irgend etwas mit den Raubmorden zu tun haben, die wir verfolgen? Bei diesem King kann es sich auch um einen gewöhnlichen Ganoven handeln, der irgendwelche schmutzigen Geschäfte, Rauschgifthandel oder anderes, betreibt.«
»Scolaros Motorradbande jagte die unglückliche Dagmar Herton ebenso, wie sie John McGuires Haus umkreiste. Diese Horde ist eines der Hilfsmittel, mit dem ›The King‹ seine Opfer unter Druck setzt und sie zwingt, bei den Raubüberfällen mitzumachen.«
»Und Cursky, Chapter und Ramsey wären die Männer, die die Überfälle durchführen, die der Chef für sie ausknobelt?«
»Möglich, aber zur Zeit noch nicht beweisbar. Die Gangster hinterlassen nie Fingerabdrücke, niemand sah jemals ihre Gesichter.«
»Zum Teufel, warum versuchen wir nicht einfach, Mr. King zu finden? Wir kassieren ihn und nehmen der Organisation den Kopf.«
»Glaubst du, daß ein Mann von der kalifornischen Küste aus Verbrechen in New York organisieren kann?«
»Ziemlich schwierig«, gab Phil zu.
»Die Schlußfolgerung ist einfach. Entweder läßt sich der geheimnisvolle Harvey King nicht von den Pazifikwellen schaukeln, oder irgendwer hier in New York mißbraucht seinen Namen.«
***
Bevor ich mit Dennis Glover nach Manhattan fuhr, hatte ich vor dem Eingang zu meinem Laden das verrostete Gitter heruntergezogen. Die Glasfüllung der Eingangstür konnte ich erst morgen einsetzen lassen. Als ich den Laden betrat, sah ich ein Paket auf dem Fußboden. Es war ein länglicher rechteckiger Gegenstand, in Zeitungspapier eingeschlagen. Als ich die Zeitungen entfernte, erblickte ich ein Walkie-Talkie. Ich drückte den Schaltknopf. Die Kontrollampe glühte auf. Langsam zog ich die Antenne aus, legte den Rufhebel um und sagte: »Vielen Dank für das Weihnachtsgeschenk, aber ich weiß nicht, womit ich es verdient habe. Falls Sie mich hören, bitte kommen Sie!«
Ich schaltete auf Empfang. Aus dem eingebauten Lautsprecher drang eine Stimme: »Hier spricht ›The King‹. Zum Teufel, warum verläßt du nicht Mott Haven, wenn ich es dir befehle? Ende! Kommen!« Die Lautsprecher in diesen billigen Geräten taugen nicht viel. Sie verzerren jede Stimme zu einem Gequäke, das alle Unterscheidungen unmöglich macht. Ich konnte nicht einmal ganz sicher sein, ob die .Stimme einem Mann oder einer
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