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Jerry Cotton - 0574 - Teufel mit blutigen Rosen

Jerry Cotton - 0574 - Teufel mit blutigen Rosen

Titel: Jerry Cotton - 0574 - Teufel mit blutigen Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
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herauszuprügeln versuchten und dabei ein paar Schritte zu weit gingen.«
    »Glaubst du, daß er sein Geheimnis preisgegeben hat?« fragte Phil.
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte ich. »Dieser Tortur war er nicht gewachsen.«
    »Vermutest du einen Zusammenhang zwischen diesem Verbrechen und dem Mörder mit den blutigen Rosen?«
    Phil sprach aus, was ich bis jetzt, warum auch immer, verdrängt hatte. Vielleicht fürchtete ich diese Frage nur deshalb, weil ich wußte, daß es im Augenblick keine konkrete Antwort darauf gab. Nicht einmal die gewagtesten Kombinationen brachten mich einer Lösung näher.
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte ich. »Ich weiß nur, daß ich mich momentan auf einem Weg befinde, der nach einem Ort namens Wilburys Place führt. Ich folge einem Fahrrad, das einen Vorsprung von mindesten zwei Meilen hat. Ich kann nicht mal mit Sicherheit sagen, ob Costers Mörder darin sitzen oder ob ich einem harmlosen Traktor folge.«
    »Ich setze auf deine Nase«, sagte Phil. »Bis später! Ich kümmere mich um diesen Rinzetti.«
    Ich legte auf und steigerte die Geschwindigkeit. Links und rechts dehnte sich Ödland. Die Wiesen waren mit Büschen und Baumgruppen bestanden. Der Weg führte allmählich bergan. Hinter einer Wegbiegung kamen plötzlich Ruinen in Sicht.
    Beim Näher kommen entdeckte ich, daß es sich um die Reste eines Betriebes handelte, der landwirtschaftliche Erzeugnisse verarbeitet hatte. Das Ganze ähnelte in seiner Anlage einer Baumwollmühle, aber da in dieser Gegend keine Baumwolle angepflanzt wurde, mußte es wohl etwas anderes gewesen sein. Ich drosselte das Tempo. Für den Fall, daß die Gangster bemerkt hatten, daß ich sie verfolgte, bot sich ihnen hier eine phantastische Gelegenheit, mich zu stoppen.
    Die verfallenen Gebäude standen zu beiden Seiten des Weges. Ich bremste hundert Yard vor den Ruinen und stieg aus. Ich sah drei einstöckige Gebäude mit abgedeckten Dächern und toten, leeren Fensteraugen. Verrostete Stahlträger und hoch aufragende Stahlkessel stachen bizarr in den pastellroten Abendhimmel. Riesige Zahnräder an halb abgewrackten Dampfmaschinen, ein paar halbverfallene Holzschuppen und einige Mauerreste rundeten das Bild ab.
    Es war sehr still. Totenstill, dachte ich. Ich hörte das Zirpen der Grillen, aber diese Geräusche waren eher dazu geeignet, den Eindruck der Ruhe noch zu vertiefen.
    Ich bewegte mich auf die verfallene Fabrikanlage zu. Phil hatte auf meine Nase gesetzt. Wenn sie sich nicht irrte, befand ich mich auf einer heißen Fährte. Dummerweise war ich ohne eine Waffe nach Hawthorne gekommen. Ich bereute es jetzt, meinen Smith and Wesson nicht mitgebracht zu haben.
    Ich beobachtete die toten Fensteraugen ebenso wie die anderen Versteckmöglichkeiten. Einfach war das nicht. Es gab zu viele davon.
    Plötzlich hörte ich Musik.
    Ein Schlager. Kess gespielt, großes Orchester mit Chor. Die Musik kam aus einem Radiolautsprecher. Ich erreichte die Ruinen und folgte den Musikklängen. Ich ging sehr langsam, denn ich hatte das fatale Gefühl, daß mich die Musik in eine Falle locken sollte.
    Dann sah ich den Wagen.
    Er stand hinter einem Holzschuppen. Ein Schlag stand offen. Die Musik kam aus dem Autoradio.
    Neben dem Auto — einem 67er Ford Sedan — lag ein junger Mann im Gras. Er hatte die Arme unter seinem Kopf verschränkt und einen Grashalm im Mund, auf dem er gelassen herumkaute. Als ich mich ihm näherte, zuckte er hoch.
    »Hallo«, sagte er.
    »Hallo«, sagte ich.
    Ich schätzte das Alter des jungen Mannes auf zweiundzwanzig. Er trug eine helle Sommerhose mit scharfer Bügelfalte, Segeltuchschuhe mit Gummisohlen, ein hellblaues Polohemd, das am Hals offenstand, und eine gelbe Seglermütze mit hochgestelltem Schild.
    Der junge Mann hatte eine ausgeprägte Stupsnase, so daß seine Nasenlöcher wie ein zweites Augenpaar wirkten. Seine Augen waren dunkel, das Haar blond. Er sah ziemlich durchschnittlich aus, gewiß nicht wie ein Gangster.
    »Warten Sie auch auf eine Puppe?« fragte er mich grinsend.
    Ich schaute mich um. Ich traute dem Frieden noch immer nicht. »In dieser Umgebung? Da geht das letzte bißchen Romantik zum Teufel.«
    Er lachte. »Sagen Sie das nicht. Die Ruine hat auch ihre Vorteile, Man ist meistens allein. Man wird nicht gestört. Ich erlebe es zum erstenmal, daß jemand hier aufkreuzt. Sie stammen nicht aus dieser Gegend, was?«
    »New York«, sagte ich und holte ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche. »Feuer?« fragte ich

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