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Jerry Cotton - 0576 - Der Tod im Handgepaeck

Jerry Cotton - 0576 - Der Tod im Handgepaeck

Titel: Jerry Cotton - 0576 - Der Tod im Handgepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
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einem plötzlichen Impuls an die Wand. Aber sogleich hielt er erschrocken inne.
    »Kann mich hier jemand hören?« fragte er.
    »Niemand hört dich hier, Wanja. Unten ist eine Bar, und da ist jede Nacht Betrieb. Manchmal kommt die Polizei und räumt den Laden auf, aber bis zu mir herauf haben sie sich noch nie verirrt. Warum sollte dich jemand hören wollen?«
    Bedrichs Augen blickten schlau und verschlagen. »Sie sind hinter mir her. Ich habe etwas erfunden, was sie gar zu gern haben wollen.«
    »Wer — sie?«
    Bedrichs Hand fuhr durch die Luft. »Alle. Polizei, Geheimpolizei — wie das hier auch immer heißt. Sie haben meine Spur, aber sie haben mich noch nicht. Bin ich bei dir sicher, Melina?«
    »Aber ja doch. Was hast du erfunden, und warum wirst du von der Polizei gesucht? Wenn du schon hierbleiben willst, muß ich wenigstens wissen, warum!«
    Bedrich griff nach dem Ampullenkoffer, den er immer in seiner Nähe gehalten hatte. Er öffnete ihn und ließ seine Schwester die zwei gefüllten Glasröhren sehen.
    »Das habe ich erfunden«, sagte er mit glänzenden Augen. »In den Ampullen ist der Tod für viele Tausende, wenn sie richtig angewendet werden. Ein Gift. Mein Gift!«
    Melina schauderte zusammen. »Gift? Aber… wofür?«
    »Frag mich lieber, wogegen! Wenn ich damit nach Hause komme, wird man mich mit offenen Armen empfangen. Wie diesen Atomspion! Man wird mir einen Arbeitsplatz geben, an dem ich für unsere Heimat noch viel mehr leisten kann! Man wird mir erlauben, daß ich wieder in unsere Heimat zurückkehre. Daß ich wieder da leben kann, wo wir geboren sind! Das ist meine Chance, aus diesem Land zu fliehen. Und es ist deine Chance, Melina! Komm mit mir! Wir sind berühmt, wenn wir diese furchtbare Waffe unserer Heimat zur Verfügung stellen. Du brauchst nicht länger in der kleinen Wäscherei anderer Leute schmutzige Hemden zu waschen. Hier, in diesen Glasröhren, liegt unsere Möglichkeit, Melina!«
    Seine Schwester betrachtete die Ampullen mit widerstreitenden Gefühlen. »Aber — warum wirst du gesucht? Ist etwas… mit diesem Gift…?«
    Bedrich nickte sorglos. »Ja. Aber ohne meine Schuld. Mein Assistent verletzte sich geringfügig beim Zuschmelzen und starb. Ich habe in der Zeitung gelesen, daß ein Feuerwehrmann sich ebenfalls an den Glassplittern verletzte und starb. Und letzte Nacht überfiel mich ein Tramp, zerdrückte eine Ampulle in der Hand und fiel tot um. Mein Gift wirkt! Die Fälle werden durch die Weltpresse gehen und beweisen, was Wanja Bedrich für eine Waffe in der Hand hat!«
    Melina zog fröstelnd die Schultern zusammen. »Und das… glaubst du, Wanja?« fragte sie halb erstickt.
    »Ja! Ja! Und nochmals ja! Um welchen Preis sollte ich unsere Heimat wiedergewinnen, wenn nicht mit der Erfindung, die Napalm und Bomben und alles andere in den Schatten stellt? Ich habe nur ein kleines Quantum davon hergestellt, aber ich habe die Formel, mit der man es billig fässerweise gewinnen kann! Und jeder Tropfen erledigt einen Mann, der Nebel aus einer Spraydose legt ganze Kompanien lahm — für immer und ewig!«
    Bedrich hatte sich in Begeisterung geredet und trank mit einem tiefen Zug aus der Flasche. Seine Schwester dachte lange nach.
    »Wie kannst du mir das beweisen?« fragte sie endlich unsicher.
    Bedrich holte mit großer Gebärde eine Wasserpistole aus der Tasche. »Die hier«, sagte er und klopfte auf den Lauf, »die habe ich mit einer ganz großen Verdünnung geladen. Wenn diese Verdünnung auf eine Schleimhaut kommt oder auf eine Wunde, dann tötet sie auch. Sieh her, Schwester!«
    Er richtete die Wasserpistole auf den kleinen bunten Vogel, der sich in seinem Bauer längst zum Schlaf gehockt hatte. Ein scharfer Strahl spritzte heraus, traf das unglückselige Lebewesen. Der Hänfling kam nicht mehr dazu, eine Abwehrbewegung mit den Flügeln oder mit dem Kopf zu machen. Kaum getroffen, fiel er kopfüber in den Sand des Käfigs und streckte seine Krallen leblos von sich. Melina Frederic war drauf und dran, sich auf ihren Bruder zu stürzen, aber der drohend erhobene Lauf des todbringenden Kinderspielzeuges hielt sie davon ab. Mit um die Sessellehnen gekrampften Fäusten blickte sie Bedrich an.
    »Das…«, sagte sie ganz leise, »… war wohl nicht nötig, Bruder!«
    Wanja Bedrich steckte die Wasserpistole in den Plastikbeutel zurück und verbarg den Beutel in seiner Tasche.
    »Ich glaube doch«, sagte er schmunzelnd. »Damit auch meine kleine Schwester weiß, wen sie vor sich hat.

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