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Jerry Cotton - 0583 - Der Totenhaendler von Brooklyn

Jerry Cotton - 0583 - Der Totenhaendler von Brooklyn

Titel: Jerry Cotton - 0583 - Der Totenhaendler von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ken, Lou und mir, befindet sich noch an Bord?«
    »Niemand«, hauchte das Girl.
    Ich zog ein skeptisches Gesicht, aber ich glaubte dem Mädchen. Ihre Worte erklärten immerhin, warum sich niemand auf der Brücke befand.
    »Bleiben Sie hier!« befahl ich. Verushka Emerson nickte gehorsam.
    Ich ging hinaus und nahm den Revolver in die Hand. Ich blickte in den Maschinenraum und die drei Schlafkojen. Ich sah mich überall um und stellte fest, daß wir tatsächlich nur zu viert auf dem Boot waren. Ich kehrte in den Salon zurück. Verushka saß noch auf ihrem Platz, aber sie hatte jetzt ein Glas mit Whisky vor sich stehen. Sein Inhalt ließ erkennen, daß es ein dreistöckiger war.
    Ich setzte mich ihr gegenüber auf einen der am Boden festgeschraubten Polsterhocker. Zwischen uns war nur die spiegelblanke Platte des Mahagonitisches.
    »Wie kommt es, daß ein Boot dieser Größenordnung keine Funkanlage hat?« fragte ich sie.
    »Lionel hat sie verkauft«, erwiderte das Girl. »Er hat dafür eine zusätzliche Schlafkoje einrichten lassen. Das Boot ist schon zu alt, um noch auf große Fahrt zu gehen, und für die Küstentrips braucht er keine teure Funkanlage.«
    »Immerhin war er mit dem Kahn schon in Mexiko«, stellte ich fest.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich weiß so manches, wenn auch nicht alles.«
    Verushka Emerson zitterte nicht mehr. Sie nahm einen Schluck aus dem Glas, einen großen Schluck. Ihre pfefferminzgrünen Augen waren sehr klar und hart. »Wo sind Ken und Lou?« fragte sie. »Und was wissen Sie nicht?«
    »Beginnen wir mit Ihren beiden Freunden. Ich habe sie auf Eis gelegt. Was ich nicht weiß? Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, wie viele Jährchen man Ihnen aufbrummen wird.«
    »Gefalle ich Ihnen?« fragte sie atemlos.
    »Sie sind sehr schön«, gab ich zu.
    Verushka Emerson lächelte strahlend. »Sie werden sich auf meine Seite schlagen!« meinte sie überzeugt. Ihre Stimme wurde dunkel, lockend und schmeichlerisch. »Ich schwöre Ihnen, daß Sie keinen Grund haben werden, diese Entscheidung zu bereuen.«
    »Sie haben mich nicht ausreden lassen«, sagte ich. »Sie sind schön, aber charakterlos. Diese Mischung ist nicht nach meinem Geschmack.«
    »Charakter ist störend«, behauptete das Girl. »Er stört alles, vor allem das Vergnügen.«
    Ich hatte keine Lust, mit Verushka Emerson billige Gemeinplätze auszutauschen, und stand auf. »Kommen Sie mit, bitte.«
    Verushka Emerson nahm schnell noch einen tüchtigen Schluck aus dem Glas. »Wohin?« fragte sie.
    »Nach oben, auf die Brücke. Wir nehmen Kurs auf den Hafen.«
    »Brr!« meinte das Girl und schüttelte sich. »Da oben ist es mir zu kalt.«
    »Ich kann Sie nicht allein lassen«, sagte ich. »Ziehen Sie sich irgend etwas über, aber beeilen Sie sich. Oder legen Sie Wert darauf, daß die Jacht von einem Schiff gerammt wird? Es ist unverantwortlich, sie in Hafennähe ohne Steuermann laufen zu lassen.«
    Verushka Emerson öffnete einen Wandschrank. Sie entnahm ihm eine gefütterte Popelinejacke und streifte sie über. Der Anorak war ihr drei Nummern zu groß.
    Wir gingen auf die Brücke.
    Ich war kein Lotse, verstand aber genug von seemännischen Dingen, um das Boot zurück in den Hafen bringen zu können. Ich löste zunächst das festgestellte Steuer. Dann studierte ich die Technik der Steueranlage und das kleine Armaturenbrett.
    »Es wird gehen«, sagte ich.
    »Und ob es geht«, meinte Verushka Emerson hinter mir. »Von hier geht es für Sie geradewegs in die Hölle!«
    ***
    Ich hatte Verushka Emerson nur wenige Sekunden aus den Augen gelassen. Diese kurze Zeitspanne hatte ihr genügt, den Deckel einer kastenförmigen Sitzbank anzuheben und eine Maschinenpistole herauszuholen.
    »Verschränken Sie die Hände im Nacken, und wenden Sie sich mir zu — ganz langsam«, sagte sie.
    Die Art, wie Verushka Emerson die Maschinenpistole hielt, machte deutlich, daß sie damit umzugehen verstand. Die Mündung wies auf mein plötzlich hämmerndes Herz. Ihr Finger lag am Abzug.
    Es juckte mir in den Fingern, nach dem Smith and Wesson zu greifen, der in meinem Hosenbund steckte, aber Verushka Emersons grimmige Entschlossenheit ließ es mir geraten erscheinen, die Kanone erst einmal zu vergessen. Ich tat, was sie mir befahl.
    »Sie hatten Ihre Chance, G-man«, spottete das Girl. »Mir war es ernst mit meinen Worten.«
    »Mir'auch«, sagte ich. »Ich paktiere nicht mit Leuten Ihres Kalibers.«
    »Diese menschliche Unzulänglichkeit kostet Sie jetzt das Leben«,

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