Jerry Cotton - 0583 - Der Totenhaendler von Brooklyn
stehen. Wir beobachteten, wie Mr. High einige Notizen machte.
»Ich kümmere mich sofort darum«, versprach er.
Er legte auf und sah uns an. »Es geht los«, sagte er. »Die Erpresser haben sich an Ronald March gewandt. Sie verlangen eine Million Dollar von ihm.«
Ronald March war ein bekannter Industrieller, Alleininhaber eines Buchungsmaschinenwerkes, das in einigen Zweigen eine marktbeherrschende Position hatte. Der Untergang der ›Diana Mortimer‹ hatte ihm seine ältere Tochter geraubt.
»Haben Sie March gesprochen?« fragte ich.
»Nein, er hat aber Meldung erstattet und erwartet, daß wir sofort mit ihm Kontakt aufnehmen — über Telefon. Das hat er zur Bedingung gemacht. Schnappen Sie sich bitte je einen Stuhl, und hören Sie sich an, was er zu sagen hat.«
Phil und ich nahmen wieder Platz. Mr. High rief die Zentrale an und bat um eine Verbindung mit Mr. March.
Gleichzeitig stellte er den Lautsprecher an, der es uns ermöglichte, das Gespräch mitzuhören.
Ronald March meldete sich mit einer sonoren, wohlklingenden Stimme. Ihr war nichts von der Erregung anzumerken, die ihn zweifellos erfüllte. Ronald March war ein Mann, der sich zu beherrschen wußte.
»Die Burschen haben eine Million von mir verlangt. Sie bestehen nicht einmal auf kleinen Scheinen«, sagte er. »Sie erwarten jedoch, daß ich das Geld bis morgen mittag flüssigmache.«
»Wann wurden Sie angesprochen?« erkundigte sich Mr. High.
»Heute abend um einundzwanzig Uhr. Ein Mann rief mich an. Er hatte eine recht kultivierte Stimme. Hörte sich an, als sei er irgendwo in den Südstaaten groß geworden. Mit Sicherheit läßt sich das freilich nicht sagen. Er sagte mir, daß er der Chef sei und daß es an ihm und mir läge, ob Jane gesund in den Schoß der Familie zurückkehren würde.«
»Sie wissen, daß Sie einem Schwindler aufgesessen ein können, Sir?«
»Das ist mir klar. Ich halte es sogar für wahrscheinlich. Trotzdem werde ich das Geld beschaffen.«
»Die Passagierliste der ›Diana Mortimer‹ ist allgemein bekannt«, warnte Mr. High. »Nach den heutigen Presseveröffentlichungen ist zu befürchten, daß eine Reihe skrupelloser Gangster versuchen wird, im trüben zu fischen.«
»Der Anrufer wußte, wovon er sprach«, meinte Ronald March. »Er versicherte mir, daß Jane noch am Leben sei. Ich muß die Chance nutzen. Meine Tochter ist mir eine Million wert.«
»Haben Sie Beweise verlangt? Sie werden doch nicht zahlen wollen, ohne sich vergewissert zu haben, daß Ihre Tochter tatsächlich noch lebt?«
»Dieser Beweis ist mir bereits zugestellt worden. Er kam vor einer Stunde mit der Post. Ein Eilbote brachte ihn.«
»Und was ist es?« fragte Mr. High gespannt.
»Ein Seidentüchlein von Jane mit ihrem Monogramm. Ich kenne das Tuch. Es unterliegt keinem Zweifel, daß es ihr gehört.«
Mr. High wechselte mit uns ein paar erstaunte Blicke. Dann fragte er: »Besteht nicht die Möglichkeit, daß Sie sich irren? Es gibt kaum ein Mädchen, das nicht über solche Monogrammtücher verfügt…«
»Ich wiederhole, daß jeder Zweifel ausgeschlossen ist«, meinte March. »Das Tüchlein hat eine rostbraune Farbe, eine sehr ungewöhnliche Tönung. Jane trug es zu ihrem apfelgrünen Kleid. Das weiß ich mit absoluter Bestimmtheit.«
»Haben Sie nicht von ihm verlangt, mit Ihrer Tochter telefonieren zu dürfen?«
»Selbstverständlich, Sir. Das lehnte der Bursche höflich, aber bestimmt ab. Er meinte, daß er verständlicherweise keinen Telefonanschluß in das Gefangenencamp legen könnte.«
Mr. High gab zu bedenken: »Selbst wenn wir unterstellen wollten, daß es dieses Camp gibt und daß Ihre Tochter noch am Leben ist, wären die Gangster kaum in der Lage, einen der Gekidnappten freizulassen.«
»Ich weiß. Der oder die Betreffende könnte zu leicht verraten, wo das Camp zu suchen ist«, meinte Ronald March. »Wir dürfen aber nicht vergessen, daß auch die Gangster ein paar Fehler machen können und möglicherweise nicht an alles gedacht haben.«
»Wann wollen die Burschen das Geld abholen? Welche Übergabebedingungen stellte der Anrufer?«
»Keine konkreten«, meinte Mr. March. »Er sagte nur, daß ich das Geld zunächst einmal im Haus aufbewahren soll und daß es abgeholt werden würde, wenn er das für richtig hielte.«
»Sind Sie damit einverstanden, daß wir den Fall übernehmen? Sie wissen, daß wir dafür Ihre ausdrückliche Genehmigung brauchen«, meinte Mr. High.
»Ich habe lange darüber nachgedacht«, sagte Ronald
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